Reinerhof

Reinerhof
Reinerhof, Graz, Schloßbergplatz bzw. Sackstraße 20 (Juli 2010)
Reinerhof, Osttrakt (Sackstraße 18), gesehen vom 1. Stock des Palais Khuenburg (Stadtmuseum Graz) im Oktober 2005
Reinerhof, Osttrakt, Erdgeschoss, Einstützenraum Gotische Halle (Oktober 2005)

Der Reinerhof, auch Reiner Hof, im ersten Stadtbezirk Innere Stadt ist das älteste urkundlich nachweisbare Gebäude der Stadt Graz. Der Name stammt von seinem ersten Besitzer, dem Stift Rein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zwischen Schloßbergplatz und dem ehemaligen Palais Khuenburg, das heute das Grazer Stadtmuseum beherbergt, befindet sich der Reinerhof. Er wurde im Jahr 1164 erstmals urkundlich erwähnt. Markgraf Ottokar III. schenkte den Hof, der auf dem Boden dreier Hofstätten errichtet wurde, im Erwähnungsjahr dem Zisterzienserstift Rein. Das Grundstück lag in jener Zeit direkt an der Stadtmauer und schloss auch die Parzelle der heutigen Hausnummer 18, das Palais Khuenberg, mit ein. Bis zu dieser Stelle reichte der sogenannte erste Sack, eine mittelalterliche Häuserzeile, nach der die Sackstraße benannt wurde. Der erste Sack wurde vom städtischen Torturm abgeschlossen. Um das Jahr 1346 wird ein Stiftshof, der Reinerhof, unmittelbar neben dem Turm erwähnt. [1] Nach 1788 verkaufte das Stift Rein den Stiftshof. Ab 1798 scheint ein Graf Dismas von Dietrichstein als Besitzer auf. Er vereinigte den Reinerhof mit dem ehemaligen Palais Khuenberg. Seit 1918 befindet sich das Gebäude im Besitz der Stadt Graz.[2] In den Jahren 1992 bis 1994 fand eine archäologische Untersuchungen einschließende Gesamtrenovierung des Reinerhofs statt.[3][4]

Architektur und Gestaltung

Der Reinerhof besitzt einen hakenförmigen Grundriss. Sein Baukern stammt nicht aus der Zeit der urkundlichen Erwähnung, sondern aus dem 15. Jahrhundert. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert erfolgten einige Umbauten an der Gebäudesubstanz. Die Fassaden aus der Biedermeierzeit von 1839 und 1840 stammen von Georg Hauberisser dem Älteren. An der Nordseite sind drei Terrakotta-Reliefs mit den Darstellungen von Frühling, Sommer und Herbst zu sehen.

Im Erdgeschoss des Osttraktes (welcher gemäß Kataster zur Liegenschaft des Palais Khuenburg gehört) befindet sich eine kleine spätgotische Halle mit einem profilierten, ursprünglich bemalte Wappenschilder tragenden Mittelpfeiler. Das eigenwillige Baumotiv des Einstützenraumes für repräsentative Räume ist gewöhnlich auf das 13. Jahrhundert beschränkt geblieben. Die Nutzungsart der gotischen Halle im Reinerhof ist noch unklar, eine Kapellenfunktion ist aber auszuschließen.[3]

Die ehemalige Hauskapelle war der heiligen Anna geweiht. Sie war mit einem Altarbild mit der Darstellung der Anna selbdritt vom Künstler Johann Veit Hauckh versehen.[5] Das Altarblatt befindet sich heute in Schloss Waldstein in der steirischen Gemeinde Deutschfeistritz[6].

Literatur

  • Horst Schweigert: Dehio Graz. Schroll, Wien 1979, ISBN 3-7031-0475-9, S. 99.
  • Herwig Ebner: Burgen und Schlösser Graz, Leibnitz und West-Steiermark. Birken-Verlag, Wien 1967, ISBN 3-8503-0028-5, S. 91-92.[7]

Einzelnachweise

  1. Ebner: Burgen und Schlösser. S. 91.
  2. Ebner: Burgen und Schlösser. S. 92.
  3. a b Diether Kramer: Archäologisch-historische Untersuchungen zur Geschichte des Reinerhofs. In: Der Reinerhof – das älteste urkundlich erwähnte Bauwerk in Graz – Festschrift. Magistrat Graz, Abteilung für Wohnbau und Wohnbauförderung im Eigenverlag, Graz 1995, ISBN 3-9500435-0-0, S. 47–69.
  4. Martina Roscher: Der Reinerhof. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen im Grazer Reinerhof mit besonderer Berücksichtigung der keramischen Funde. Graz, Univ., Dipl.-Arb., 1997, Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  5. Schweigert: Dehio Graz. S. 99.
  6. Ebner: Burgen und Schlösser. S. 92.
  7. ISBN bezieht sich auf die 2. Auflage, 1981. – Auflage 1967 mit korrekter Seitenreferenz: Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
47.07288055555615.436538888889

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