Chloephaga

Chloephaga
Chloephaga
Magellangans, Männchen

Magellangans, Männchen

Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformees)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Halbgänse (Tadorninae)
Gattung: Chloephaga
Wissenschaftlicher Name
Chloephaga
(Eyton, 1838)
Magellangans, Weibchen
Andengans
Rotkopfgans
Graukopfgans
Tanggans, Männchen
Dunenjunge der Magellangans mit der für Spiegelgänse charakteristischen weißen Grundfärbung und schwarzbraunen Farbzeichnung

Die Spiegelgänse (Chloephaga) sind eine Gattung der Entenvögel. Sie gehören in der Unterfamilie der Halbgänse zum Tribus Tadornini oder „echte“ Halbgänse, zu denen auch die Kasarkas, die Nilgans, die Orinokogans und die Blauflügelgans gerechnet werden.

Spiegelgänse weisen den für Halbgänse typischen gänseähnlichen Habitus auf. Mehrere Merkmale weisen jedoch auch auf eine enge Verwandtschaft zu den Eigentlichen Enten hin. Das Verbreitungsgebiet der Spiegelgänse ist der südamerikanische Kontinent bis zu den Falklandinseln. Die Bestandssituation der Spiegelgänse ist sehr unterschiedlich. Einige Arten weisen Rückgänge in den Populationszahlen betroffen und werden von der IUCN teilweise als gering gefährdet eingeordnet. Andere Arten gelten als ungefährdet. Ihre Nahrung sind überwiegend Gräser, Kräuter, Samen und Saat. Die Andengans frisst zu einem sehr großen Teil Sumpfpflanzen wie Tausendblatt und Nostoc, die Tanggans ernährt sich überwiegend von Kelp.

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsbild

Von der Tanggans abgesehen sind die Arten der Spiegelgänse hochbeinige Entenvögel. Die Beine sind verhältnismäßig weit hinten am Körper angesetzt. Die Körperhaltung ist sehr aufrecht. Die Tanggans, die an Steil und Felsenküsten lebt und sich vor allem von Braunalgen oder Kelp ernährt, ist dagegen kurzbeinig. Sie weist an ihren Füßen scharfe Krallen auf, die es ihr ermöglicht, sicher auf glitschigen Felsen zu bewegen und ihre Nahrung zu finden. Bereits die Dunenküken dieser Art weisen diese scharfen Krallen auf.

Mit einer Körperlänge zwischen 45 und 50 Zentimeter ist die Rotkopfgans die kleinste Art unter den Spiegelgänsen. [1] Die größte Art ist die Andengans, die bis zu 80 Zentimeter lang werden kann und bis zu 3,6 Kilogramm wiegt. [2][3] Nur wenig leichter ist die maximal 65 Zentimeter groß werdende Magellangans, die ein Gewicht von 3,1 Kilogramm erreichen kann. [4]

Zwei Arten weisen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Bei der Tanggans und der Magellangans ist die Grundfärbung des Weibchen schwarzbraun beziehungsweise kräftig lehmfarben. Die Männchen weisen ein dagegen überwiegend weißes Gefieder auf. Die Tanggans ist sogar die einzige Art unter den freilebenden Entenvögeln, bei denen das Männchen ein reinweißes Gefieder hat. Bei den anderen drei Arten – Graukopfgans, Rotkopfgans und Andengans – kann an der Gefiederfärbung das Geschlecht nicht bestimmt werden. Die Weibchen sind lediglich etwas kleiner und leichter. Kräftige rotbraune, lehm- oder zimtfarbene Gefiederfärbungen treten bei mehreren Arten auf. Bei der adulten weiblichen Magellangans ist so Brust, Kopf und Hals gefärbt. Bei der Rotkopfgans tritt dieser Farbton bei der Kopffärbung auf und bei der Graukopfgans an Brust und vorderem Rücken. Auch eine schwarz-weiße Gefiederbänderung gibt es bei mehreren Arten. Die Männchen der Magellangans weisen diese am Rücken und bei einer Unterart auch am Bauch auf. Bei der weiblichen Magellangans ist Brust und Bauch ist diese schwarz-weiße Bänderung an den Flanken sichtbar. Die weibliche Tanggans weist diese am Vorderhals, am Bauch und den Flanken auf. Bei der Graukopfgans und der Rotkopfgans ist diese schwarzweiße Bänderung vor allem an den Flanken gut zu sehen. Die Bein- und Fußfärbung ist uneinheitlich. Männchen der Magellangans haben dunkelgraue Beine und Füße während diese bei den Weibchen gelborange sind. Dieser Farbton ist bei den anderen Arten geschlechtsunabhängig vorhanden. Bei der Andengans ist der Farbton allerdings etwas kräftiger rot. Alle Arten haben einen verhältnismäßig kurzen Schnabel. Die Schnabelfärbung reicht von fleischfarben rosa bis dunkelgrau.

Das Mauserschema einiger Arten der Spiegelgänse ist bislang nicht hinreichend untersucht. Grundsätzlich findet die Mauser der Schwingenfedern während der Fortpflanzungszeit statt und die Spiegelgänse sind dann für einige Zeit nicht flugfähig.

Dunenküken der Spiegelgänse weisen eine weiße Grundfärbung auf. Kopfplatte, Halssaum, Rücken und Seiten sind schwarzbraun. Die Farbverteilung ist artspezifisch, aber insgesamt sehr ähnlich. So lassen sich die Dunenküken der Rotkopfgans anhand ihres Dunenkleides nicht von denen der Graukopfgans unterscheiden.

Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Spiegelgänse sind in ihrer Verbreitung auf den südamerikanischen Kontinent sowie auf die vorgelagerten Inseln beschränkt. Ein wichtiges Verbreitungsgebiet einiger der Spiegelgansarten sind die Falklandinseln. Die Andengans ist ein Hochgebirgsvogel, der in den Tälern der Andern ab einer Höhe von 3.000 Metern brütet und bis zu 5.000 Meter über NN vorkommt. Die Magellangans und die Graukopfgans sind Brutvögel der südwestlichen Spitze des Südamerikanischen Kontinents sowie der Falklandinseln. Das Verbreitungsgebiet der Tanggans ist ebenfalls die südliche Spitze Südamerikas und die Falklandinsel. Die Art ist jedoch eng an die Küste gebunden. Die Rotkopfgans dagegen bewohnt den südöstlichen Teil Südamerikas und kommt ebenfalls auf den Falklandinseln vor.

Andengans, Magellangans und Rotkopfgans sind Bewohner offener Grasflächen. Der Lebensraum der Graukopfgans sind Fluss- und Bachtäler, bewaldete Moore und Waldsümpfe. Die Tanggans hält sich dagegen nur der Felsküste auf und ist selten auf offenen Weideflächen zu finden.

Fortpflanzung

Spiegelgänse sind während der Fortpflanzungszeit ausgesprochen aggressive Vögel und verteidigen ihr Brutrevier gelegentlich auch gegenüber Nichtgänsen energisch. Die Graukopfgans attackiert Reviereindringliche beispielsweise mit an Gänse erinnernden Drohgebärden. Sie läuft auf den Eindringling mit gesenktem Kopf zu und schlägt dabei heftig mit den Flügeln. Nach erfolgreicher Vertreibung zeigt sie ein Triumphgeschrei, wie es für Gänse charakteristisch ist.

Es brütet allein das Weibchen. Die Brutdauer ist nach Art leicht unterschiedlich, beträgt aber etwa um die 30 Tage.

Mensch und Spiegelgänse

Auswirkung des Menschen auf die Bestandszahlen

Mehrere Arten der Spiegelgänse sind in ihrem Bestand rückläufig, weil sie durch den Menschen einer Veränderung ihres Lebensraumes und teilweise immer noch eine starke Bejagung erfahren. Magellangans, Graukopfgans und Rotkopfgans wurden und werden vom Menschen als Nahrungskonkurrenten zu Haustieren angesehen. Für alle drei Arten wurden Abschussprämien bezahlt. Die Rotkopfgans steht mittlerweile auf den Falklandinseln unter Schutz, nachdem sie dort lange Zeit intensiv bejagt wurden. Auf den Falklandinseln ist ihr Bestand mittlerweile stabil und diese Inseln stellen mittlerweile ihr Hauptverbreitungsgebiet dar. Auf dem südamerikanischen Festland dagegen ist sie sehr weitgehend verschwunden. Dazu hat auch die Aussetzung des Argentinischen Kampfuchses beigetragen, den man in den 1950er Jahren in Tierra del Fuego einbürgerte, um die dortige Kaninchenplage zu bekämpfen. Die Population in Tierro del Fuego wird mittlerweile auf unter 500 Individuen geschätzt und ist weiter rückläufig. [5]

Die Andengans und die Tanggans nutzen Lebensräume, die vom Menschen weitgehend unberührt sind. Die Andengans wird zwar gelegentlich bejagt, sie lebt aber in vom Menschen nur dünn besiedelten Gebieten. Die Tanggans unterliegt keinem Jagddruck, da ihr Fleisch unangenehm schmeckt und auch die Eier wenig schmackhaft sind.

Haltung in Europa

Die ersten Spiegelgänse wurden bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in europäischen Zoos gehalten. Führend war hier der Zoo in London, der auch einige Arten das erste Mal erfolgreich nachzüchtete. Erste Nachzuchten gab es bei einigen Arten bereits kurz nach der Einführung. Die Zucht erfolgte jedoch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts unsystematisch.

Der britische Wildfowl Trust unternahm in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert gezielte Zuchtprogramme, so dass die heute in Zoos gezeigten Spiegelgänse überwiegend aus solchen Zuchtprogrammen stammen. Viele große europäische Zoos, die eine größere Anzahl an Entenvögel halten, pflegen mindestens eine Art der Spiegelgänse. Die Haltung ist aber insgesamt rückläufig, da europäische Zoos sich zunehmend auf die Zucht der ebenfalls im Bestand rückläufigen nordischen Gänsearten konzentrieren. Dort wo sie gehalten werden, werden sie wegen ihrer Aggressivität während der Fortpflanzungszeit meist getrennt von anderen Entenvögeln gehalten. Die Vögel benötigen zwar eine Bademöglichkeit, sind aber nicht auf eine Teichanlage für ihr Wohlbefinden angewiesen, so dass sie häufig auf Huftieranlagen gepflegt werden. Die Tanggans ist die Art, die am seltensten in Zoohaltung gezeigt wird, da sie sich in der Gefangenschaftshaltung als krankheitsanfällig erwiesen hat. Viele Tiere sterben an Aspergillose. Selbst in der Haltung von Entenvögeln so erfahrenen Institutionen wie dem Wildfowl Trust, dem viele europäische oder Welterstzuchten gelangen, gelang es nicht, diese Art über einen längeren Zeitraum zu pflegen oder gar erfolgreich nachzuzüchten. Die Welterstzucht gelang 1960 einem kalifornischem Ornithologen. Es wuchs allerdings nur ein Küken auf.[6]

Arten

Zu den Spiegelgänsen gehören folgende fünf rezente Arten:

Belege

Einzelnachweise

  1. Kear, S. 419
  2. Kear, S. 410
  3. Kolbe, S. 150
  4. Kear, S. 412
  5. Kolbe, S. 158
  6. Kolbe, S. 150 – 159

Literatur

  • Janet Kear (Hrsg.): Ducks, Geese and Swans. Oxford University Press, 2005, ISBN 0198546459
  • Hartmut Kolbe: Die Entenvögel der Welt. Ulmer Verlag, 1999, ISBN 3-8001-7442-1

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