Rotflügelgimpel

Rotflügelgimpel
Rotflügelgimpel
Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae)
Gattung: Rhodopechys
Art: Rotflügelgimpel
Wissenschaftlicher Name
Rhodopechys sanguineus
Gould, 1838

Der Rotflügelgimpel (Rhodopechys sanguineus) ist eine Finkenart, die kahle Gebirgsregionen zwischen etwa 1700 und 3000 m Höhe bewohnt. Er kommt in zwei relativ kleinen Arealen in Nordafrika und in mehreren größeren Teilarealen von Zentralanatolien bis Nordwestchina vor.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Aussehen

Der Rotflügelgimpel ist mit 13–15 cm Länge etwa so groß wie ein Hänfling. Der Kopf ist groß, der Hals kräftig, ebenso wie der horngelbe, kegelförmige Schnabel. Der Schwanz wirkt kurz, die Flügel erscheinen besonders im Flug als recht lang. Die Beine sind blassbraun, die Füße dunkler. Es gibt einen leichten Sexualdimorphismus in der Gefiederfärbung.

Im Brutkleid des Männchens zeigt der sonst ocker- bis sandfarbene Kopf einen breiten, dunklen Scheitel, die Partie vor und über dem Auge ist bis auf die Wangen dunkelrosé gefärbt. Überaugenstreif, Ohrdecken, Kopf- und Halsseiten sind etwas heller beige getönt. Kehle und Brust sind sandbraun mit einer dunklen Strichelung, die auf der Brust kräftiger wird. Die Flanken sind, leicht dunkel gestrichelt, sand- bis ockerbraun, Bauch und Unterseite bis zu den Unterschwanzdecken weiß. Der Nacken und der größte Teil der Oberseite sind warm ocker- bis sandfarben mit teils etwas dunkleren Federzentren, die die Oberseite leicht streifig erscheinen lassen. Vom unteren Rücken über den Bürzel erstreckt sich eine rosa, mit sandfarbenen Federbasen durchsetzte Partie bis auf die oberen Schwanzdecken. Die beiden mittleren Schwanzfedern sind bis auf eine weiße Spitze schwarz, die weiteren Schwanzfedern sind – abgesehen von einem dunklen subterminalen Band – am äußeren Rand breit rosa oder blassrosa gesäumt. Die beiden äußersten Schwanzfedern sind nahezu vollständig weiß. Die Armdecken sind ockerbraun mit dunklen Zentren und rosa Saum. Der Fittich ist schwarz, die Handdecken schwarz mit rosa Vorderrand und weißer Basis. Die Schwingen sind schwarzbraun mit kräftigen Rosa auf den Außenfahnen, das auf den Handschwingen die oberen zwei Drittel, auf den Armschwingen die ganze Länge einnimmt. Die Armschwingen sind am unteren Ende weiß gerandet, ebenso wie die sonst schwarzbraunen Schirmfedern. Das Rosa am Flügel erscheint im Flug als breite Flügelbinde, beim sitzenden Vogel als breites von den dunklen Enden der Handdecken unterbrochenes Feld. Die Unterseite der Flügel erscheint im Flug auffällig silbrig weiß.

Beim Weibchen ist der Scheitel nicht ganz so dunkel und insgesamt sind die rosa Partien sehr viel weniger intensiv ausgeprägt, bzw. fehlen teils ganz. Die dunkle Streifung an Brust, Flanken und Rücken sind auch stark zurückgenommen. Im Schlichtkleid nähert sich auch das Männchen dem unauffälligerem Erscheinungsbild des Weibchens an.

Das Jugendkleid ähnelt dem des Weibchens, ist aber insgesamt noch einheitlicher sandbraun, das Rosa des Flügels ist kaum ausgeprägt.

Stimme

Der Kontaktruf ist ein helles, melodisches „wi-tl-i“, der Flugruf ein weiches „tschi-rup“ oder „tschi-lip“ sowie ein „dü-lit-dü-lit“, das an die Heidelerche erinnert. Der Gesang, der von Sträuchern oder Grasbüscheln aus vorgetragen wird, klingt sperlingsähnlich „tschwili-tschwilip“. In wellenförmigen und kreisenden Singflügen ist ein plätscherndes „turdil-idi-wip-u“ zu hören.

Verhalten

Der Rotflügelgimpel ist häufig am Boden zu finden, auf Sträuchern lässt er sich fast nur zum Singen nieder. Er hält sich oft aufrecht und hüpft viel, läuft aber auch bisweilen etwas watschelnd. Der wellenförmige Flug ist schnell mit kräftigen Flügelschlägen.

Er ist wenig scheu und meistens in Paaren oder kleinen Trupps anzutreffen. Außerhalb der Brutzeit bilden sich oft größere Schwärme.

Verbreitung

Der Rotflügelgimpel zeigt, bedingt durch seine Bindung an Hochgebirgsregionen, ein sehr zergliedertes Verbreitungsgebiet. In Nordafrika kommt er in Marokko im Hohen Atlas und eventuell im Nordwesten Algeriens vor. Bei letzterem Vorkommen könnte es sich aber auch nur um Winterbeobachtungen handeln. Er besiedelt zerstreut die Mitte, den Süden und den Osten der Türkei, den südlichen Kaukasus bis in den Iran. Zudem kommt er im südlichen Libanon bis zum Berg Hermon in Israel vor. In Mittelasien reicht sein Vorkommen vom Süden des Kaspischen Meeres bis Tadschikistan, und über den russischen Teil des Tian-Schan bis zum Tarbagatai in Xinjiang in China. Außerdem kommt er in Afghanistan vor.

Geografische Variation

Es werden zwei Unterarten beschrieben. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal der nordafrikanischen Unterart ist die weiße Kehle.

  • R. s. sanguineus – Anatolien bis Nordwestchina
  • R. s. alienus – Nordafrika

Lebensraum

Der Rotflügelgimpel ist in Hochgebirgsregionen meist über 2000 m anzutreffen. Unter 1280 m findet man ihn selten. Er besiedelt kahle Hänge, Gipfel und Geröllhalden sowie seltener Flächen mit spärlichem Strauchbewuchs. Im Winter wandert er meist in tiefere Lagen ab und ist dort in Steinwüsten und Ödland am Fuß der Berge sowie am Rande der Kulturlandschaft anzutreffen.

Fortpflanzung

Das Nest wird aus feinen Gräsern errichtet und findet sich gewöhnlich am Boden zwischen Geröll, in Felsnischen oder unter einem Busch. Das Gelege besteht meist aus vier Eiern. Die Eier sind türkis und weisen vor allem am stumpfen Ende eine Zeichnung aus braunen Flecken und Punkten auf.[1]

Belege

Literatur

  • P. Clement, A. Harris, J. Davis: Finches and Sparrows, Helm Identification Guides, London 1993/1999, ISBN 0-7136-5203-9
  • L. Svensson, P. J. Grant, K. Mularney, D. Zetterström: Der neue Kosmos-Vogelführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 1999, ISBN 3-440-07720-9
  • G. M. Kirwan, S. M. S. Gregory: A new genus for the Mongolian Finch Bucanetes mongolicus (Swinhoe, 1870). Bull. Brit. Orn. 2005, Cl. 125: 68–80
  • Horst Bielfeld: Zeisige, Girlitze, Gimpel und Kernbeißer, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3675-9

Einzelnachweise

  1. Bielfeld, S. 68

Weblinks


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