Ringe von Vittene

Ringe von Vittene

Die Ringe von Vittene sind fünf Goldringe, die in Vittene in der schwedischen Provinz Västergötland gefunden wurden. Das Besondere an den Goldfunden in Vittene ist, dass sie über die Siedlung verstreut waren und nicht zu einem geschlossenen Schatzfund gehören. Die mehr oder weniger beschädigten Ringe mit einem Gesamtgewicht von etwa 2000 Gramm sind von unterschiedlichem Typ. Ihre Herkunft erstreckt sich chronologisch über einen Zeitraum von etwa 400 Jahren. Der älteste ist der zuerst gefundene Ring, den man in das 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr. datieren kann. Der jüngste Gegenstand gehört wahrscheinlich in das 2. Jahrhundert n. Chr. Neben diesen echten Goldringen sind einige ähnlich erscheinende Reproduktionen bekannt beispielsweise auf dem berühmten silbernen Kessel von Gundestrup in Dänemark.

Der erste Ring wurde bei Gartenarbeiten gefunden, der Fund blieb zunächst aber unbekannt. Erst als einige Jahre später im Fernsehen eine Meldung zum Ringdiebstahl von Havor ausgestrahlt wurde, nahmen die Finder 1955 Kontakt mit dem örtlichen Museum auf. Der Ring wurde als Gegenstück des bis dahin in Schweden einzigartigen Ringes von Havor erkannt. Somit sind bisher sechs Ringe dieses Typs bekannt. Drei weitere stammen aus der Ukraine (einer aus Olbia, zwei aus Smjela, bei Kiew) und einer aus Dänemark (Dronninglund).

Der Ring unterscheidet sich, sowohl was die Qualität als auch den Aufbau angeht, vom Ring von Havor. Dennoch haben beide dieselbe Grundform. Die konischen Übergänge zwischen den Abschlussknöpfen und dem Ringkorpus haben beim Ring von Vittene filigrane Verzierungen und wechseln zwischen flachen Teilen und solchen mit Dekor. Der Ring selbst besteht aus gezwirnten Drähten, die als Spirale um einen Kern aus glatten Goldsträngen gelegt wurden. Diese Herstellungstechnik hat den Ring versteift, so dass er vermutlich nur schwer zu öffnen und zu schließen war. Man kann darüber spekulieren ob der Handwerker ursprünglich vorhatte, die Goldstränge nach Fertigstellung der Spirale zu entfernen. Hätte er dies getan, würde der Ring demjenigen von Havor noch mehr ähneln.

Der Fund des ersten Ringes gab Anlass zu einem wissenschaftlichen Projekt, das noch vier weitere Goldringe zutage förderte und in dessen Verlauf Teile einer großen Siedlung der vorrömischen und römischen Eisenzeit ausgegraben wurden. Zwei weitere gefundene Ringe sind von einer Art sind, wie man sie in Skandinavien zuvor noch nicht vorgefunden hat. Sie sind so groß, dass sie eher an Ringe erinnern, die an Statuen von übernatürlicher Größe angebracht waren. Diese dem Torques ähnelnde Form scheinen auch Götterfiguren getragen zu haben, wie die Statue vom Glauberg zeigt. Ähnlich ist auch der Silberring von Trichtingen für einen Menschen zu groß. Charakteristisch ist, dass diese Ringe in großen dreieckigen Platten enden und der Abschnitt dazwischen wie beim Torques aus einem verdrehten Goldstab besteht. Die einzige Parallele besteht in dem in Dänemark gefundenen Ring von Hellested, der in die Völkerwanderungszeit datiert wird.

Der vierte Ring hat Tierköpfe an den Enden. Er gehört zu einer heterogenen Gruppe von Ringen mit mehr oder weniger stilisierten Tierköpfen wie sie aus vielen Teilen Europas bekannt sind. Diese besondere Art ist allerdings nur von drei weiteren Exemplaren bekannt, alle stammen aus Südskandinavien und werden in die zweite Hälfte der frühen römischen Eisenzeit datiert. Der fünfte und jüngste Ring ist ein vorgefertigtes Objekt. Sein Ende ist tendenziell breiter, so dass es den Anschein hat, als sollte er zu einem Ring ähnlich den Nummern zwei und drei verarbeitet werden.

Literatur

  • J.-P. Lamm: The Vittene hoard a gold-treasure from Västergötland in Sweden with continental background. In: Peregrinatio Gothica, Supplementum ad Acta Musei Moraviae Scientiae sociales LXXXII, 1997.
  • J. Werner: Der goldene Armring des Frankenkönigs Childerich und die germanischen Handgelenkringe der jüngeren Kaiserzeit. Frühmittelalterforschung der Universität Münster, 14. Berlin 1980
  • Erik Nylén & Birgit Arrhenius: Havor Hoard: The Bold, the Bronzes, the Fort. 2005 ISBN 91-7402-345-4

Weblinks


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