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Україна
Ukrajina
UkraineFlagge Wappen Amtssprache Ukrainisch Hauptstadt Kiew Staatsform Semipräsidiale Republik Staatsoberhaupt Präsident Wiktor Janukowytsch Regierungschef Ministerpräsident Mykola Asarow Fläche 603.700 km² Einwohnerzahl 45.994.287 (2008) Bevölkerungsdichte 78 Einwohner pro km² Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[1] 179.725 Mio. US$ (46.) Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 2.542 US$ (101.) Human Development Index 0,796 (85.) [2] Währung 1 Hrywnja = 100 Kopeken
1 € = 10,98 UAH
1 UAH = 0,09 €
(Stand: 1. Nov 2011)Unabhängigkeit 24. August 1991 (von der Sowjetunion) Nationalhymne Schtsche ne wmerla Ukrajiny (Ще не вмерла України) Nationalfeiertag 24. August (Unabhängigkeitstag) Zeitzone UTC+2 / UTC+3 (März-Oktober) Kfz-Kennzeichen UA Internet-TLD .ua Telefonvorwahl +380 Die Ukraine [ukraˈiːnə] (umgangssprachlich auch [uˈkraɪ̯nə]) (ukrainisch Україна/Ukrajina) ist ein Staat in Osteuropa. Sie grenzt an Russland im Nordosten, Weißrussland im Norden, Polen, Slowakei und Ungarn im Westen, Rumänien und Moldawien im Südwesten sowie an das Schwarze Meer und Asowsche Meer im Süden. Die Hauptstadt ist Kiew. Die Ukraine verfügt nach Russland über das flächenmäßig zweitgrößte Staatsgebiet in Europa. Seit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 ist die Ukraine unabhängig. Ein baldiger EU-Beitritt wird zwar seitens der ukrainischen Regierung angestrebt, eine Entscheidung hierüber seitens der EU-Institutionen ist jedoch zurzeit nicht absehbar.[3]
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Das historische ostslawische Wort Ukraina hat die Bedeutung "Grenzgebiet, Militärgrenze" und bildet eine Entsprechung zum westlichen Begriff Mark. Es findet sich in vielen mittelalterlichen Chroniken in Bezug auf unterschiedliche geographische Regionen der Rus, erstmals im Jahr 1187. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden so vor allem die Südgebiete des Zarentums Russland bezeichnet, entlang der Verhaulinie gegen die Krimtataren, als Ukrainzy wurden dementsprechend Menschen bezeichnet, die in den Grenzgebieten Militärdienst trugen und lebten.[4] Mit der Verschiebung dieser Linie nach Südwesten, zunächst in die Sloboda-Ukraine, dann in die Zentralukraine, verschob sich nach und nach auch die Verwendung des Begriffs Ukraine. Als Ethnonym oder ethnisches Territorium fanden die Wörter Ukrainer und Ukraine jedoch erst im späten 19. Jahrhundert Verbreitung bzw. endgültig mit der Gründung der Ukrainischen SSR im Jahr 1922. Davor wurde das ukrainische Volk „Kleinrussen“ (im Russischen Reich) bzw. „Ruthenen“ (in Österreich-Ungarn) genannt. Die (Selbst-)Bezeichnung der Ukrainer war bis dahin Russyny (русини) bzw. Malorossy (малороси).
Einige moderne ukrainische Wissenschaftler versuchen, die Herkunft des Wortes Ukraine aus dem ukrainischen Wort Krajina (Land, Staat) zu erklären, wobei Ukraina „Inland“ bedeuten soll. Die damit einhergehenden Behauptungen, dass Ukraina in dieser Bedeutung stets von der Bedeutung „Randgebiet“ (in der modernen Ausprägung Okraina) unterschieden wurde,[5] bilden jedoch einen Widerspruch zu vielen historischen Quellen.[4]
Geographie
Der größte Teil der Ukraine (ca. 95 %) liegt auf dem Gebiet der Osteuropäischen Ebene. Deshalb wird sie fast ausschließlich zu Osteuropa gezählt. Die restlichen 5 % zählen zu Mitteleuropa (die Karpaten und Lemberg) und Südosteuropa (Odessa und die Halbinsel Krim).
Andere Landschaftsräume außerhalb der großen Ebene finden sich lediglich in der südlichen Westukraine, wo das Land Anteil an den Waldkarpaten und an der Pannonischen Ebene hat, sowie im äußersten Süden. Der höchste Berg des Landes ist der Howerla in den Ostkarpaten, welcher eine Höhe von 2061 Metern erreicht. Die höchste Erhebung der Krim ist der Roman Kosch mit 1545 Metern.
Auf dem zur Osteuropäischen Ebene gehörenden Teil erstrecken sich insbesondere im Norden und Süden des Landes große Tiefländer (ukrainisch Низовина) wie etwa das Dneprtiefland und die Schwarzmeersenke. Das Gelände erreicht dort Höhen zwischen 0 und 200 m. Aufgrund der geringen Höhenunterschiede fließen die Flüsse dieses Gebiets sehr langsam. Im Bereich der Tiefländer gibt es insbesondere in der zentralukrainischen Oblast Poltawa kleinere Gas- und Erdölvorkommen, welche aber für eine Eigenversorgung des Landes nicht ausreichend sind. Hoffnungen werden in die Erschließung von Feldern im Schwarzen Meer gesetzt. Aufgrund der vermuteten Rohstoffvorkommen bestehen momentan Grenzstreitigkeiten mit dem südwestlichen Nachbarland Rumänien.
Im zentralen Landesteil erstrecken sich von Westen nach Osten höherliegende Gebiete mit Geländehöhen zwischen 200 und knapp über 500 m, welche Platten (ukrainisch Височина) genannt werden. Zu diesen gehören etwa die Podolische oder die Donezplatte. Diese Platten bestehen überwiegend aus Gestein aus dem Erdaltertum, welches durch die Entstehung des alpidischen Gebirgsgürtels in den letzten 10 Millionen Jahren wieder angehoben worden ist. Sie sind reich an Rohstoffen wie etwa Eisenerz und Kohle. Die größten Erzvorkommen finden sich um Krywyj Rih (Kriwoj Rog) in der Oblast Dnipropetrowsk, während die Kohlelager sich überwiegend im Gebiet um die Stadt Donezk befinden. Die Platten sind von zahlreichen kleineren und größeren Flüssen durchschnitten, welche sich teilweise tief ins Gelände eingeschnitten haben.
Der Nordwesten der Ukraine wird als Wolhynien bezeichnet. Diese Landschaft wird mit Galizien zu den „Keimzellen“ einer unabhängigen Ukraine gerechnet, da diese Gebiete erst im Zuge des Zweiten Weltkriegs von Polen an die Sowjetunion abgetreten wurden. Teile Galiziens und Transkarpatien hatten bis dahin niemals zu einem von Moskau aus regierten Reich gehört, wobei die Mehrheit der Bevölkerung der russischen Herrschaft und den Russifizierungsmaßnahmen seit der Zerschlagung der Galizischen russophilen Bewegung durch Österreich sehr reserviert gegenüber stand. Das Entstehungsgebiet der ukrainischen Kultur und Sprache liegt aber wahrscheinlich im Dneprgebiet südöstlich von Kiew, wo im 17. Jahrhundert für kurze Zeit der Kosakenstaat bestand.
Der geografische Mittelpunkt des Landes befindet sich in der Nähe der Siedlung Dobrowelytschkiwka, Oblast Kirowohrad.
Österreichische Ingenieure kamen Ende des 19. Jh. zu dem Ergebnis, dass der geographische Mittelpunkt Europas in der Nähe des Ortes Rachiw liege. Da es verschiedene Verfahren zur Berechnung des Mittelpunktes gibt und die Ostgrenzen Europas willkürlich und somit nicht eindeutig festgelegt sind, beanspruchen jedoch auch mehrere andere Orte den Titel für sich.
Klima und Böden
Abgesehen von den Berggebieten und den südwestlichen und südlichen Küstenregionen lässt sich die Ukraine hinsichtlich des Klimas, der Böden und der Vegetation in drei Großzonen gliedern. Im Nordwesten hat es Anteil an den Prypjatsumpfgebieten, welches insbesondere durch frühere Gletschervorstöße aus Skandinavien während der Eiszeiten geprägt wurde. Hier finden sich die schlechtesten Böden des Landes. Hinzu kommt, dass diese Region besonders stark von der Katastrophe von Tschernobyl betroffen ist. Das Gebiet erhält relativ viel Niederschlag (500–750 mm), die Sommer sind mild mit Durchschnittstemperaturen im Monat Juli von 17 bis 19 °C.
An diese Zone schließt sich nach Süden und Südosten die sogenannte Waldsteppenzone an, in welcher ehemals bestehende Waldbestände aber überwiegend schon abgeholzt wurden. Hier befinden sich weit ausgedehnte Lößebenen, die im Eiszeitalter unter periglazialen Bedingungen entstanden sind. Aus dem Löß haben sich überwiegend sehr fruchtbare Schwarzerdeböden entwickelt, welche zu den ertragreichsten der Welt gehören. Die Niederschlagsmengen liegen zwischen 350 und 400 mm, die Juli-Durchschnittstemperaturen bei 20 °C. Insgesamt bietet dieses Gebiet sehr gute Bedingungen für eine landwirtschaftliche Nutzung. Allerdings sind die Böden sehr erosionsanfällig, wenn sie, wie oft in Sowjetzeiten geschehen, falsch bestellt werden.
Im Südosten grenzt die Steppenzone an, welche nur über relativ geringe Niederschläge von teilweise unter 250 mm im Jahr verfügt. Auch sind die Sommer hier sehr heiß mit Durchschnittstemperaturen im Juli von teilweise über 23 °C. Die fruchtbaren Schwarz- und Kastanienbraunerden dieses Gebietes konnten überwiegend erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts in Wert gesetzt werden, nachdem durch den Bau von Staudämmen an den großen Flüssen ausgedehnte Bewässerungsanlagen entstanden sind (Siehe auch: Stauseen in der Ukraine).
Die Küstenregionen auf der Halbinsel Krim und im südwestlichen Bessarabien sind sehr fruchtbar und werden aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen mit milden Wintern insbesondere für den Obst- und Weinanbau genutzt.
Gewässer
Die Südküste der Ukraine hat einen 2782 km langen Anteil am Schwarzen Meer und am Asowschen Meer. Zu den zahlreichen Flüssen die das Land von Nord nach Süd durchkreuzen und dort im Schwarzen Meer münden zählen der Dnepr, die Desna und der Dnister. Im Westen bildet die Donau eine 54 km lange Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine. Weitere große Flüsse sind der Pruth, die Horyn, der Siwerskyj Donez und der Südliche Bug. Viele kleinere Flüsse sind von versumpften Ufern mit Schilfbestand geprägt. Die Straße von Kertsch, eine 40 km lange Meerenge verbindet das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer und trennt die Halbinsel Krim von der Taman-Halbinsel (Russland). Über Polesien erstreckt sich mit einer Größe von 90.000 km² das größte Sumpfgebiet Europas.
Im Naturschutzgebiet „Schatskije osjora“ (Schatskijer Seen) liegt der Switjas-See.
Inseln und Halbinseln
Zu den Schwarzmeerinseln zählen Tusla und die Schlangeninsel im Süden des Landes. Die mit Abstand bekannteste Halbinsel ist die Krim, die seit 1954 zur Ukraine gehört. Chortyzja im Osten des Landes ist die größte Dnepr-Insel. Der Dnepr hat auch bei Kiew und in seinem Mündungsdelta am Schwarzen Meer viele kleine Flussinseln.
Natur und Landschaft
Vegetation, Flora
In den Karpaten existieren die letzten echten Urwälder Europas. Sie zählen seit Juli 2007 zum Weltnaturerbe der UNESCO. Knapp 16 % der Fläche des Landes ist bewaldet (hauptsächlich mit Buchen, Kiefern, Birken, Espen, Eichen, Erlen, Eschen und Ahorn). Neben den Karpaten bilden der Dnepr-Basin und der Prypjat-Basin die wichtigsten Ökosysteme. Gurken, Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Hülsenfrüchte und Auberginen sind das am häufigsten angebaute Gemüse. Zu den typischen Obstsorten zählen Trauben, Birnen, Melonen, Pfirsiche, Pflaumen und Aprikosen. Die wichtigste Nutzpflanze ist der Weizen. Neben ihm wird aber auch viel Roggen, Gerste, Kartoffeln, Mais und vor allem Buchweizen angebaut. Die Sonnenblume ist die Nationalpflanze.
Fauna
Neben der natürlichen Artenvielfalt (Fasane, Kraniche, Pfauen) wurden im Naturschutzgebiet Askania auch Exoten wie der Afrikanische Strauß eingewildert. Auch kleine Affen leben dort. Zu den traditionellen Zuchttieren der Krim gehört das Kamel. In den Meeren um die Halbinsel sind einige Delfin- und Walarten beheimatet. Wasserschildkröten, Eidechsen und Schlangen sind im gesamten Land vertreten. Waschbären, Wildschweine, Bären, Wölfe und Hirsche sind Waldbewohner und daher am häufigsten im Westen und Norden der Ukraine anzutreffen. In Askania gibt es noch über 100 Exemplare des vom Aussterben bedrohten Przewalski-Pferdes. Bis vor 200 Jahren lebten in der Ukraine das Ukrainische Steppenrind und der Tarpan in freier Wildbahn, bis sie schließlich ausgerottet wurden.
Naturschutz
Nach schweren Umweltkatastrophen wie der Katastrophe von Tschernobyl und dem Tankerunglück im Schwarzen Meer hat sich die neue Regierung zum Ziel gesetzt, Reformen für den Naturschutz zu setzen. So bemüht sich die Ukraine momentan Alternativen zusätzlich zur Kernenergie zu finden. Die Ukraine investiert in neue Umwelttechnik, daher sind die Märkte auch für westeuropäische Unternehmen attraktiv. Deren Fachwissen und Qualitätsmanagement sind in der Ukraine gefragt.
In der Ukraine gibt es 18 Nationalparks.
Bevölkerung
Historische Entwicklung
Vor dem Ersten Weltkrieg lebte eine deutschsprachige Minderheit, bestehend aus mehreren hunderttausend Personen, auf dem Staatsgebiet der heutigen Ukraine (Galizien, Bukowina, Wolhynien, Schwarzmeerküste); heute sind es noch etwa 30.000 bis 40.000.
Bis 1944 lebten mehrere Millionen Polen in den heute zum Westen der Ukraine gehörenden Gebieten Galizien, Bukowina und Wolhynien. 1944 kam es vor allem in Wolhynien zu Massakern an der polnischen Bevölkerung, denen über 40.000 Polen zum Opfer fielen. Nach dem Krieg und der Annexion der ehemals polnischen Gebiete östlich des Bugs wurde die polnische Bevölkerung vertrieben.
Bis zum Zweiten Weltkrieg lebten in der Ukraine sehr viele Juden (z.B. in Schtetl-Siedlungen), die jedoch zu großen Teilen während der Besatzung durch das Deutsche Reich von SS-Einsatzgruppen ermordet wurden. Die Ukraine war eines der Hauptverbreitungsgebiete der jiddischen Sprache. Die Überlebenden wandern seitdem in die USA, nach Israel und zum kleinen Teil nach Deutschland aus. 2001 lebten noch rund 100.000 Juden in der Ukraine. Ihre Zahl nimmt wegen der erwähnten Auswanderung und des allgemeinen Geburtenrückgangs weiterhin ab.
Ethnien
Nach der offiziellen Volkszählung von 2001 leben in der Ukraine 77,8 % Ukrainer, wobei die Menschen mit den gemischten ukrainischen und russischen Nationalitäten als Ukrainer gezählt wurden, 17,3% Russen, und über 100 weitere Nationalitäten. Eine staatlich nicht anerkannte Minderheit sind die Russinen Transkarpatiens. Neben den zehn größten Nationalitäten gibt es noch kleinere Minderheiten mit weniger als 100.000 Einwohnern, darunter hauptsächlich Griechen, Roma, Aserbaidschaner, Georgier und Deutsche.
Nationalität Anzahl Ukrainer 35.700.000 Russen 7.900.000 Rumänen 410.000 Krimtataren 358.000 Weißrussen 276.000 Bulgaren 205.000 Magyaren 157.000 Polen 144.000 Armenier 100.000 Sprache
73 % der Ukrainer sprechen Ukrainisch als Mutter- oder Zweitsprache, 74,4 % beherrschen Russisch. Die russische Sprache dominiert als Muttersprache im Osten und Süden der Ukraine und wird als Verkehrssprache sowie Sprache des täglichen Gebrauchs in den meisten Großstädten des Landes benutzt, inklusive Kiew.[6] Laut zweier Studien ziehen etwa 53% der ukrainischen Gesamtbevölkerung und 81,5% der Bevölkerung im Süden und Osten der Ukraine die Kommunikation auf Russisch vor.[7][8][9][10] Der Westen des Landes ist dagegen überwiegend ukrainischsprachig, wobei auch dort viele Bewohner sehr gute russische Sprachkenntnisse haben. In Galizien beherrschen auch noch einige Menschen Polnisch. Seit der Unabhängigkeit verschieben sich diese Verhältnisse aber in begrenztem Maße zugunsten des Ukrainischen, der einzigen offiziellen Sprache des Landes, da es nun im ganzen Land Pflichtfach ist und zunehmend Unterrichtssprache an den Schulen wird. An vielen ukrainischen Hochschulen, insbesondere im technischen Bereich, findet der Unterricht jedoch mangels ukrainischer Fachliteratur überwiegend in russischer Sprache statt. Eine weit verbreitete mündliche Mischform mit dem Russischen ist der Surschyk.
Die „Sprachenfrage“ ist in der ukrainischen Politik ein ständiges Streitthema. Die Partei der Regionen tritt für die völlige Gleichberechtigung der russischen Sprache durch den Status einer zweiten Amtssprache ein. Die „orangen“ Parteien rund um den ehemaligen Präsident Juschtschenko und Julija Tymoschenko lehnen dies ab. Einige Oblasten und städtische Kommunen führten die russische Sprache als Amtssprache auf regionaler Ebene ein. Unter Wiktor Justschenko wurde eine aktive Ukrainisierungs-Politik betrieben, so wurde etwa das Russische in Schulen, Universitäten und im Alltag stark zurückgedrängt. Präsident Janukowytsch veranlasste unter anderem, dass ukrainische Schüler und Studenten nun ihre Unterrichtssprache, Russisch oder Ukrainisch selbst wählen dürfen.[11] Auch er äußerte sich aber jedoch vorerst gegen die Einführung des Russischen als zweite Staatssprache.[12], da die Verhältnisse im Parlament die notwendige Änderung des ukrainischen Grundgesetzes bislang unmöglich machen.
Religion
Siehe auch: Reformierte Kirche in Transkarpatien und Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche der UkraineSiehe auch: Islam in der UkraineDie Ukraine ist traditionell ein konfessionell gemischtes Land. Dominierend sind die orthodoxen Kirchen, 46 % der Ukrainer sind Anhänger der Ukrainisch-orthodoxen Kirche und der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Erstere untersteht einem Patriarchen in Kiew, während letztere der Russisch-orthodoxen Kirche in Moskau zugehört.
Zwischen beiden Konfessionen tobt ein erbitterter Streit um Legitimität und um Besitzansprüche an Immobilien. Dem orthodoxen Ritus folgt auch die 1596 entstandene Ukrainisch Griechisch-Katholische Kirche, die allerdings die Suprematie des Papstes anerkennt und mit Rom uniert ist. Ihr gehören ca. 5,5 Mio. Gläubige an. Daneben gibt es in der Ukraine ca. 2 Mio. Muslime (4 %, davon 1,7 % Tataren), 1,1 Mio. römisch-katholische Christen (vor allem Polen und Deutsche) sowie eine kleine Gruppe evangelischer Christen (2,7 %), und circa 103.000 Juden. 5,3 % sind Atheisten oder gehören anderen Religionen an.[13]
Gesundheitswesen
Die Lebenserwartung bei Männern liegt in der Ukraine bei 63 Jahren, Frauen werden durchschnittlich 74 Jahre alt. Das ist deutlich weniger als in Westeuropa und etwas weniger als in den restlichen mitteleuropäischen Staaten. Dies ist insbesondere auf die Wirtschaftskrise der 1990er Jahre zurückzuführen, von der sich das Land immer noch nicht in vollem Maße erholt hat. Außerdem gibt es in der Ukraine keine obligatorische oder staatliche Krankenversicherung, daher können sich viele keine kostspielige Operation leisten.
Pandemien
Ende 2006 waren nach Angaben der WHO 0,2% der Gesamtbevölkerung mit dem HI-Virus infiziert.[14] Nach Schätzungen waren Anfang 2008 1,7% der erwachsenen Bevölkerung (von 15 bis 49 Jahren) infiziert.[15] Ungeklärt ist, wieweit dies eine schon lange bestehende Krankheitshäufigkeit ist. Die Ukraine ist somit das am stärksten betroffene Land in Europa.[16]
In der Ukraine ordnete die Regierung nach einer Serie von Todesfällen im Zusammenhang mit dem H1N1-Virus am 30. Oktober 2009 in neun Oblasten[17] die Schließung der Schuleinrichtungen und den Verbot von größeren Veranstaltungen für drei Wochen an. Insgesamt bestätigten die ukrainischen Behörden den Tod von 33 Menschen. Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko bestätigte aber nur 11 Todesfälle. Im Westen des Landes kam es zu Hamsterkäufen in den Apotheken. Die ukrainischen Streitkräfte stellten Ärzte, Sanitäter und Reservisten ab, um die massenhaft unter Grippe leidenden Menschen zu betreuen. „Die Situation droht völlig außer Kontrolle zu geraten“, erklärte der Chef des Sicherheitsausschusses im Parlament, Anatoli Grizenko.[18][19]
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte der Ukraine
Ab dem 8. Jahrhundert befuhren schwedische Wikinger die osteuropäischen Flüsse, gründeten Städte und Siedlungen und vermischten sich mit der slawischen Mehrheitsbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der Kiewer Rus mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im 13. Jahrhundert unterwarfen die Mongolen einen Großteil der Rus und machten sie ihrem Reich der Goldenen Horde tributpflichtig, in dem bald Turkvölker (auch als Tataren bekannt) die wichtigste Rolle spielten. Der nordöstliche Teil der Rus (Fürstentum Wladimir-Susdal, Rjasan, Twer) blieb länger unter ihrer Herrschaft, während die Gebiete der heutigen Ukraine schon bald vom Großfürstentum Litauen erobert wurden, das später mit Polen eine gemeinsame Republik Polen-Litauen bildete. Die Ukraine gelangte dabei ab dem 16. Jahrhundert in den polnischen Herrschaftsbereich. Im Osten wurde aus dem Fürstentum Wladimir-Susdal das Großfürstentum Moskau, das nach und nach alle russischen Nachbarstaaten und schließlich das tatarische Khanat Kasan unterwarf. Die Ukraine wurde durch dessen Ausdehnung zum Grenzland und zum Rivalitätsgebiet zwischen zwei Machtzentren. Im Schwarzmeergebiet hielt sich die Herrschaft tatarischer Nomaden noch lange, zuletzt unter osmanischer Oberhoheit bis ins 18. Jahrhundert, als die Krim vom Russischen Reich annektiert wurde. In Grenznähe lebten Kosaken, die sich der nomadischen Lebensweise angepasst hatten, in ständigem Kleinkrieg mit den Tataren. In Russland waren das die Donkosaken und in der Ukraine die Saporoger- oder Dneprkosaken.
1654 übernahm Moskau, seit 1547 Russisches Zarenreich genannt, große Teile der Ukraine, nachdem sich die ukrainischen Kosaken unter Bohdan Chmelnyzkyj gegen die polnische Herrschaft erhoben und im Vertrag von Perejaslaw Russland anschlossen hatten. Weitere Gebiete erwarb Russland mit den Polnischen Teilungen, bei denen aber der äußerste Westen des ukrainischen Sprachgebietes an das Habsburgerreich fiel, das seinen Anteil Polens nach dem ukrainischen Fürstentum Halitsch als Galizien bezeichnete. Die Ukrainer wurden im Russischen Reich als Kleinrussen bezeichnet, in Anlehnung an eine alte byzantinische Definition eines Klein-Russlands (Kernland um Kiew) und eines Groß-Russlands (alle anderen Gebiete).
1917 gelang es der überwiegend bäuerlichen Machno-Bewegung, eine anarchistische Revolution durchzuführen, welche zunächst den sowjetischen Bolschewiken gegen die „Weißen” half, dann 1921 jedoch von diesen nicht als gleichwertiger Partner anerkannt wurde, so dass die Ukraine von der Roten Armee unter Trotzki in einem blutigen Krieg an Sowjetrussland angeschlossen wurde. Mit der Gründung der Sowjetunion im Dezember 1922 wurde die Ukraine zur Ukrainischen SSR. Für die junge Sowjetunion war die Ukraine die „Kornkammer”. Als unter Stalin 1932–1933 die Landwirtschaft zwangsweise kollektiviert wurde, kamen schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen durch Hungersnöte im Holodomor um. In der Ukraine gilt Lasar Moissejewitsch Kaganowitsch bis heute für die durch die Zwangskollektivierung herbeigeführte Hungersnot in der Bevölkerung in den 1920er Jahren als verantwortlich.
Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg (1941–1943/44) stand das Land als Reichskommissariat Ukraine und Generalgouvernement zum größeren Teil unter deutscher Zivilverwaltung. Die Ukraine war Schauplatz zahlreicher Massenmorde an Juden und sowjetischen Kriegsgefangenen (Massaker von Babi Jar). Während der Besetzung kam es besonders im Osten und Süden der Ukraine zu Hungersnöten, da die Deutschen der Bevölkerung die Nahrung entzogen und die Ernteerträge nach Deutschland brachten. Zwischen Dezember 1941 und August 1942 verhungerten aufgrund dieser Ausplünderung allein in Charkow mehr als 12.000 Menschen. Der Zweite Weltkrieg forderte in der Ukraine etwa 6,5 Millionen zivile Todesopfer, davon etwa 750.000 bis eine Million jüdische Ukrainer. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung, sofern nicht geflohen, wurde ausgelöscht. Viele Dörfer und Städte wurden 1943 beim Rückzug der Deutschen Wehrmacht zerstört. Es gab 1945 in der Ukraine etwa zehn Millionen Obdachlose.
Während des Zweiten Weltkrieges tobte unter der Führung von Sydir Kowpak ein Partisanenkrieg gegen die deutschen Besatzer. Im Westen des Landes gab es aber auch eine Unabhängigkeitsbewegung (Ukrajinska Powstanska Armija, „Ukrainische Aufständischenarmee”), die gegen die vorrückenden Sowjets und die polnische Bevölkerung kämpfte. Da die Angehörigen dieser Untergrundarmee wussten, dass sie in der Hand sowjetischer Behörden dem Tod geweiht waren, dauerte ihre Niederschlagung durch Einheiten des NKWD über das Ende des Zweiten Weltkrieges hinaus.
Am 24. Oktober 1945 trat die Ukraine als Gründungsmitglied den Vereinten Nationen bei.
Im Zuge der „Westverschiebung” Polens wurde die gesamte polnische Bevölkerung aus den ehemals polnischen Gebieten der heutigen Westukraine ausgesiedelt, teilweise auch gewaltsam vertrieben. Im Gegenzug wurde die ukrainische Minderheit Polens in die Ukraine zwangsumgesiedelt („Operation Weichsel”). Danach war die Ukraine – wie zuvor – Teil der Sowjetunion.
Chruschtschow schenkte 1954 die Halbinsel Krim anlässlich des 300jährigen Jubiläums der Russisch-Ukrainischen Einheit der Ukrainischen SSR.
Im Zuge der Auflösung der Sowjetunion erlangte die Ukraine im Jahr 1991 ihre staatliche Unabhängigkeit. Seither sucht sie ihre nationale Identität und ihre internationale Rolle zwischen der "Westorientierung" bzw. einer Integration in die Europäische Union und einer "Russlandorientierung" d.h. einer starken politischen Orientierung zu Russland hin.
Als durch die "Orange Revolution" im Jahr 2004 der westlich orientierte Präsidentschaftskandidat Wiktor Juschtschenko sich gegen den von Russland unterstützten Wiktor Janukowytsch durchsetzen konnte und Präsident des Landes wurde, schien diese Frage vielen politischen Beobachtern entschieden. Die wichtigsten Protagonisten des orangen Lagers – Juschtschenko und Julija Tymoschenko – konnten sich aber in den folgenden Jahren nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen und viele Hoffnungen der Ukrainer blieben unerfüllt. Der politischen Stagnation überdrüssig, wählten die Ukrainer Anfang 2010 Wiktor Janukowytsch doch noch ins Präsidentenamt.
Politik
Siehe auch: Liste der Parteien der UkraineAktuelle Situation
Bei den Präsidentschaftswahlen 2010 erreichte Wiktor Janukowytsch im ersten Wahlgang am 17. Januar 2010 etwas mehr als 35 Prozent, Julija Tymoschenko etwa 25 Prozent. Bei einer geringen Wahlbeteiligung von 67 Prozent blieben damit größere Überraschungen aus. Bei der Stichwahl am 7. Februar 2010 gewann Janukowytsch.[20] Wiktor Janukowytsch baut seine Macht aus, das unter Wiktor Juschtschenko eingeführte Gesetz zur Machtbegrenzung des Präsidenten wurde rückgängig gemacht, und die Presse wird zunehmend zensiert [21]
Außenpolitik
Siehe auch: Deutsch-ukrainische BeziehungenDie ukrainische Außenpolitik in den ersten Jahren der staatlichen Unabhängigkeit wurde von ukrainischen Politikern als „multivektoral“ bezeichnet und dabei von politischen Beobachtern im Ausland oft als uneinheitlich wahrgenommen. Einerseits strebte die Ukraine eine Annäherung an NATO und EU an, andererseits waren gute Beziehungen zum großen Nachbarn Russland für das Land von elementarer Bedeutung.[22] Erst Präsident Wiktor Juschtschenko erklärte bei seinem Amtsantritt im Januar 2005 die Westorientierung und damit verbunden die Mitgliedschaft des Landes in der EU zu seinem politischen Ziel.[23] Als sich in den folgenden Jahren immer deutlicher abzeichnete, dass für die Ukraine zu der Zeit keine realistische Beitrittsperspektive zur EU bestand, bemühte sich Juschtschenko im Jahr 2008 um einen raschen Beitritt zur NATO.[24] Trotz der Unterstützung der USA[25] wurde auf der Bukarester NATO-Ratstagung im April 2008 kein formaler Beschluss über einen sofortigen Beitrittsstatus für die Ukraine gefasst, was letztlich einer Ablehnung des Beitrittswunsches gleichkam.[26]
Bei den Präsidentschaftswahlen 2010 sprachen sich die vier führenden Kandidaten Wiktor Janukowytsch, Julija Tymoschenko, Tihipko und Jazenjuk für die Einführung „europäischer Standards“ in der Ukraine aus. Sie stehen damit alle für eine schrittweise Annäherung an die EU und gleichzeitige strategische und gutnachbarschaftliche Beziehungen mit Russland.[20]
Der neu gewählte Präsident Janukowytsch erklärte nach seinem Amtsantritt im Februar 2010, die Ukraine wolle ein blockfreies Land sein und verstehe sich als „eine Brücke zwischen Russland und der EU“. Einer NATO-Mitgliedschaft erteilte er eine klare Absage.[27]
Mitgliedschaften
Die Ukraine ist Mitglied in folgenden internationalen Organisationen:
Organisation Beitritt Vereinte Nationen (Gründungsmitglied) 24. Oktober 1945 UNESCO 12. Mai 1954 Europarat 1995 Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) 30. Januar 1992 GUS (Gründungsmitglied) 8. Dezember 1991 Weltgesundheitsorganisation (WHO) GUAM 10. Oktober 1997 Interpol 1992 IRK (IFRCS) IOC September 1993[28] Welthandelsorganisation (WTO) 16. Mai 2008[29] Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) 1957[30] Zusammenarbeit mit der EU
Die Europäische Union hat im Dezember 2004 einen „Aktionsplan“ für eine engere Zusammenarbeit mit der Ukraine im Rahmen ihrer sogenannten „Nachbarschaftspolitik“ gebilligt. Als Prioritäten werden im Aktionsplan unter anderem folgende Punkte genannt:
- Förderung des Beitritts der Ukraine zur Welthandelsorganisation (WTO); stetiger Abbau von Hemmnissen im bilateralen Handel.
- Ukrainische Gesetze, Normen und Standards werden schrittweise an die der EU angeglichen.
- Verhandlungen über Beschäftigungsfragen, zum Beispiel Möglichkeiten für Bürger der Ukraine, in der EU zu arbeiten.
- Verhandlungen über Erleichterungen bei der Erteilung von Reisevisa.
- Erfüllung der Vereinbarungen zwischen der EU und der Ukraine über die Schließung des Kernkraftwerkes in Tschernobyl.
- Verbesserung des Investitionsklimas, unter anderem durch Herstellung diskriminierungsfreier, transparenter Wirtschaftsbedingungen, Bürokratieabbau sowie Bekämpfung von Korruption, Menschenhandel, Folter und Rassismus.
Benita Ferrero-Waldner, EU-Kommissarin für auswärtige Beziehungen und europäische Nachbarschaftspolitik, nannte darüber hinaus folgende Maßnahmen, um die Wirtschaftsbeziehungen zur Ukraine zu stärken:
- Die Einfuhr von Textilien und Stahl aus der Ukraine sollen erleichtert werden.
- Die Vergabe von Krediten der Europäischen Investitionsbank an die Ukraine soll erleichtert werden.
- Die Finanzhilfen für eine Angleichung des ukrainischen Rechtssystems an das Rechtssystem der EU sollen erhöht werden.
- In den Bereichen Energie, Umwelt und Verkehr ist eine engere Zusammenarbeit vorgesehen.
Grundlagen der Beziehungen der Ukraine zur EU sind:
- das Partnerschafts- und Kooperationsabkommen (in Kraft seit 1. März 1998),
- die vom Europäischen Rat am 14. Dezember 1999 in Helsinki verabschiedete „Gemeinsame Strategie EU-Ukraine“,
- das von der EU-Kommission im März 2003 vorgelegte und von den EU-Mitgliedstaaten gebilligte Konzept für eine „Europäische Nachbarschaftspolitik“ („Größeres Europa – Nachbarschaft: ein neuer Rahmen für die Beziehungen der EU zu ihren östlichen und südlichen Nachbarn“).
Seit 1994 leistet die EU außerdem im Rahmen des TACIS-Programms Beratungs- und Ausstattungshilfe in der Ukraine. Deutschland hat einen Anteil von fast 30 % an der Finanzierung dieses Programms.
Ziel der „Europäischen Nachbarschaftspolitik“ der EU ist lediglich eine verstärkte Zusammenarbeit mit den EU-Nachbarstaaten, die durch „Aktionspläne“ konkretisiert wird. Für osteuropäische Nachbarstaaten wurde bisher neben dem Aktionsplan für die Ukraine im Dezember 2004 auch ein Aktionsplan für das Nachbarland Moldawien beschlossen.
Im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit soll den Nachbarstaaten langfristig eine Beteiligung am EU-Binnenmarkt und an einigen Gemeinschaftsprogrammen eröffnet werden. Eine Beitrittsperspektive, so EU-Kommissarin Ferrero-Waldner in einem Interview mit der Deutschen Welle am 21. Januar 2005, eröffnet die Nachbarschaftspolitik nicht.
Demgegenüber hat der frühere ukrainische Staatspräsident Juschtschenko wiederholt betont, beispielsweise am 25. Januar 2005 vor dem Europarat in Straßburg, er strebe als „strategisches Ziel“ einen Beitritt der Ukraine zur EU an.
Anfang 2008 wurde der Ukraine seitens der EU die Einrichtung einer gemeinsamen Freihandelszone bis zum Ende des Jahres in Aussicht gestellt.[31]
Militär
→ Hauptartikel: Ukrainische Streitkräfte
Die Ukrainischen Streitkräfte (Ukrainisch Збройні сили України, Sukhoputni Viys'ka ZSU) haben mit ca. 618 Millionen US-Dollar (Stand: 2005) einen der kleinsten Militäretats in Europa, insbesondere bezogen auf die Truppenstärke von 191.000 aktiven Soldaten sowie einer Million Reservisten. Die Ausrüstung ist meist noch sowjetischen Ursprungs.
Die Streitkräfte gliedern sich in das Heer mit einer Mannstärke von ca. 88.500, Luftwaffe mit einer Stärke von ca. 51.500 Mann und Marine, welche über ca. 17.500 Soldaten, davon 3.000 Marineinfanteristen verfügt. Des Weiteren gibt es noch 39.900 Mann in den Truppen des ukrainischen Innenministeriums, 45.000 Mann ukrainischer Grenzschutz (einschließlich 14.000 Mann Küstenwache) und über 9.500 Mann Truppen für die Zivilverteidigung (Katastropheneinsätze).
Der Wehrdienst ist in der Ukraine gesetzlich geregelt und setzt mit Vollendung des achtzehnten Lebensjahrs ein. Der Wehrdienst (gesetzliche Pflicht) dauert insgesamt neun Monate.
Verwaltungsgliederung
Die Ukraine ist in 24 Oblaste (ukr. область/oblast, Bezirke, wörtl. Gebiete), die Autonome Republik Krim und zwei Städte mit Sonderstatus, Kiew und Sewastopol, gegliedert.
Die Autonome Republik Krim (ukrainisch Автономна Республіка Крим), zu Zeiten der UdSSR offiziell Oblast Krim, ist geographisch gesehen die Krimhalbinsel und hat als Hauptstadt Simferopol.
Ballungsräume
Die größten Agglomerationen in der Ukraine sind:
- Kiew: 3.000.388 Einwohner
- Donezk: 1.640.854 Einwohner
- Charkiw: 1.606.448 Einwohner
- Dnipropetrowsk: 1.414.772 Einwohner
- Odessa: 1.130.921 Einwohner
Wirtschaft
Die wichtigsten Außenhandelspartner sind Russland (21,1 %), Deutschland (8,0 %), die Türkei (6,9 %), Italien (6,3 %), gefolgt von den Vereinigten Staaten (4 %), Turkmenistan (3,8 %), Polen (3,4 %) und der Volksrepublik China (3,3 %) (2007).[32]
Zypern und Deutschland sind die größten Direktinvestoren für das Jahr 2008, von insgesamt 36,5 Milliarden US-Dollar entfallen auf Zypern 8,3 Milliarden und auf Deutschland 6,8 Milliarden (Stand 1. Juli 2008).[32] Die wichtigsten Exportgüter der Ukraine sind Metallurgieprodukte, chemische Waren, Maschinen, Geräte, Nahrungsmittel und Textilien.[33]
Entwicklung
Nachdem sich die Ukraine 1991 von der UdSSR losgelöst hat, hat sie schrittweise einen Privatisierungsprozess eingeleitet. In den 1990er Jahren erlebte das Land ähnlich wie die anderen Transformationsländer Osteuropas aber zunächst eine Wirtschaftskrise, die eine Konsequenz der gesamtwirtschaftlichen Transformation war. Auch 2007 konnte die Ukraine das Produktionsniveau von 1991 noch nicht wieder erreichen. Dies wird insbesondere der von der IWF verordneten Schocktherapie zugeschrieben, die von 1992 bis 1995 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 60 % zur Folge hatte. Ende der 1990er Jahre hat sich die Wirtschaft aber stabilisiert. Ab dem Jahr 2000 stand das Land im Zeichen eines starken wirtschaftlichen Aufschwungs. Das jährliche Wachstum des ukrainischen BIP betrug seitdem im Durchschnitt etwa 7%. Im Jahr 2007 waren es 7,3 %.[34]
Die Ukraine ist von der weltweiten Finanzkrise ab 2007 besonders betroffen. Im ersten Halbjahr 2009 brach das BIP im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent ein. Es kam zu einer Destabilisierung des Bankensektors, die Landeswährung Hrywnja verlor stark an Wert und die Produktion brach ein. Auch die hohe Abhängigkeit von Energieimporten und die energieintensive Wirtschaft bei gestiegenen Gasimportpreisen verschärften die Krise. Die Ukraine erhielt vom Internationalen Währungsfonds zur Abwendung des Staatsbankrotts einen an Auflagen geknüpften Kredit über 16,4 Mrd. US-Dollar, der in drei Tranchen ausgezahlt werden sollte. Da die Regierung der Ukraine die Auflagen nicht erfüllen wollte, beschloss der IWF die dritte Tranche nicht auszuzahlen.[35][36] Wie das Wirtschaftsministerium mitteilte, ist im Jahre 2009 das Bruttoinlandsprodukt insgesamt um ca. 15% zurückgegangen.[37]
Der Ende des Jahres 2004 erfolgte Machtwechsel, der nicht nur den Präsidenten betraf, sondern auch für neue Mehrheitsverhältnisse im Parlament sorgte, ließ tiefgreifende Reformen erwarten. Eine stärkere wirtschaftliche Ausrichtung der Ukraine in Richtung Europäische Union kann die Abhängigkeit der Ukraine von russischen Energielieferungen zwar wenig verringern, sie könnte aber ggf. die ausländischen Investitionen steigern.
Die Rohstoffbasis der Ukraine umfasst verschiedene Metalle und Kohle. Etwa 5 % der weltweiten Eisenerzvorkommen liegen in der Ukraine. Dazu kommen Bauxit, Blei, Chrom, Speckstein, Gold, Quecksilber, Nickel, Titan, Uran und Zink. Am Schelf des Schwarzen Meeres wurden Erdöl- und Erdgasreserven entdeckt.[38] Der Anteil der Schwerindustrie an der Gesamtwirtschaft übertraf selbst den des ebenfalls schwerindustriell geprägten Polens um mehr als das doppelte. 70% der Industrieproduktion erfolgte 1991 in den Sektoren Maschinenbau, Schwarzmetallurgie (Eisen und Stahl), Energie, Chemie, Papier und Baumaterialien.
Viele Einwohner auf dem Land betreiben Subsistenzwirtschaft, da Löhne und Rente verspätet und unvollständig ausbezahlt wurden und das Lohnniveau mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten (in den 1990er Jahren Hyperinflation) nicht mithalten konnte.
Primärer Sektor
Zum primären Sektor gehören traditionell Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei.
Im nördlichen Teil des Landes gab es einst eine ausgedehnte Waldsteppe mit sehr fruchtbarem Lößboden. Bis auf einen kleinen Restbestand wurden diese Wälder jedoch abgeholzt und in Ackerland umgewandelt. Das Land verfügt heute nur noch über etwa 5 % Waldanteil an der Gesamtfläche. Bekannt sind die Birkenwälder um Kiew und die Wälder in Wolhynien. An der nördlichen Grenze des Landes zu Weißrussland kann in einem Radius von 30 Kilometern um die Stadt Prypjat seit der Katastrophe von Tschernobyl 1986 (ukrainisch Tschornobyl) wegen der anhaltenden Verseuchung keine Landwirtschaft mehr betrieben werden. Unabhängig davon leidet die Landwirtschaft seit einigen Jahrzehnten zusätzlich unter starker Bodenerosion. Durch die damit verbundene Versteppung des Landes hat die Ukraine schon rund ein Achtel ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche eingebüßt.
Im Süden der Ukraine an der Küste und auf der Krim wird Wein- und Obstanbau betrieben, im Rest des Landes wird vorwiegend Weizen, Kartoffel und Zuckerrübe angebaut. Früher war die Ukraine aufgrund ihrer Schwarzerdböden als Kornkammer Europas bekannt. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit wurden 55 % des ukrainischen Territoriums für Ackerbau genutzt und insgesamt 70 % der Fläche für die Landwirtschaft. Der agro-industrielle Komplex erwirtschaftete 1991 etwa 40 % des Nationaleinkommens. Heute werden in der Ukraine insgesamt 42.893,5 Tausend Hektar (ha) Land landwirtschaftlich genutzt (Stand: 11. Juli 2007).[39]
Sekundärer Sektor (Industrie)
Bei Krywyj Rih, Dnipropetrowsk und Saporischschja befinden sich Eisenerzlagerstätten mit entsprechender Verarbeitung. Des Weiteren gibt es bei Saporischschja auch (eine) Samarskit-(Y) Lagerstätte/n. Hinzu kommen Maschinenbau, Bau von Elektrogeräten sowie eine umfangreiche Werftindustrie Ausgeführt werden vor allem Kohle, Stahl, Elektrogeräte und Nahrungsmittel, eingeführt werden vor allem Energieträger (Gas und Erdöl) aus Russland. Im Donezkbecken befinden sich viele Bergwerke, die stark sanierungsbedürftig sind und in denen es immer wieder zu schweren Grubenunglücken kommt.
Tertiärer Sektor
Der tertiäre Sektor entwickelt sich in der Ukraine in den letzten Jahren sehr dynamisch und intensiv.
Bankwesen
Im Bankwesen fand die erste Übernahme durch ein ausländisches Kreditinstitut erst im Oktober 2005 statt, aber schon davor wurden Banken mit ausländischem Kapital gegründet. Damals übernahm die österreichische Raiffeisen International die zweitgrößte Bank des Landes, „Bank Aval“ (jetzt „Raiffeisen Aval“). Die Verkaufsverhandlungen wurden von ukrainischer Seite bewusst in die Länge gezogen, da sich rasch weitere Interessenten an der Bank fanden, und sich der Kaufpreis somit Stück für Stück auf letztendlich 836 Millionen Euro (für 93,5 % Anteil) erhöhte. Zusammen mit der 1998 gegründeten „Raiffeisenbank Ukraine“ hielt die „Raiffeisen International“ einen Bilanzkapitalanteil von 12 % am ukrainischen Bankensektor bis zum Verkauf der ersteren an „OTP Bank“ 2006.
Von da an gab es plötzlich großes Interesse von zahlreichen ausländischen Banken, die ebenfalls in der Ukraine Fuß fassen wollten. Innerhalb von nur fünf Monaten schnellte der Anteil ausländischer Banken am ukrainischen Bankensektor von knapp über 12 % auf rund 25 % und beträgt zur Zeit 31,7 % (Stand: August 2007).
Eine weitere der fünf ukrainischen Großbanken, die „Ukrssibbank“, wurde im Dezember 2005 von der größten französischen Bank, BNP Paribas, übernommen. 51 % wechselten für knapp 300 Millionen Euro ihren Besitzer. Im September 2007 hat die Commerzbank einen Anteil von 60 Prozent an der Bank Forum für 600 Millionen Euro übernommen.
Auch von den kleineren der 158 (per Ende 2005) ukrainischen Banken wurden bereits mehrere übernommen. So übernahm beispielsweise der russische Marktführer, die staatliche „Sberbank“, die ukrainische „NRB-Ukraina“ (hat dafür jedoch noch keine Erlaubnis der Bankenaufsicht erhalten), und die russische Nummer zwei, die ebenfalls staatliche „Vneschtorgbank“ (VTB) übernahm die ukrainische „Mrija“ für umgerechnet knapp 60 Millionen Euro. Man vermutet hinter den Übernahmen der staatlichen russischen Banken politische Motive, wie diese auch bereits im Januar 2006 in der plötzlichen Vervielfachung des Gaspreises von russischer Seite gesehen wurden.
Siehe auch: Russisch-ukrainischer GasstreitFunktionen der Zentralbank übt die Nationalbank der Ukraine aus. Aufgrund der Finanzkrise verliert die Hrywnja von Herbst 2008 bis Februar 2009 über 40 Prozent ihres Wertes. Die Ratingagentur Fitch wertet die Ukraine auf B (Hochspekulativ) ab.
IT-Dienstleistungen
Die Ukraine ist in den letzten Jahren auch im Zusammenhang mit dem IT-Outsourcing bekannt geworden. Eine große Zahl ukrainischer Softwareentwicklungsunternehmen befindet sich vor allem in Kiew, Charkiw, Lemberg, Dnipropetrowsk, Donezk und Simferopol (Krim). Somit nutzt das Land seine geografische und kulturelle Nähe zu Westeuropa und macht bereits etablierten IT-Dienstleistern wie Indien und China Konkurrenz. Jedoch kann der Umsatz, der in diesem Bereich entsteht noch nicht mit dem indischen verglichen werden.
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 41,7 Mrd. Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 34,1 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 6,5 % des BIP.[40]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 35,1 Mrd. US-Dollar oder 30,0 % des BIP.[40]2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Messen und Ausstellungen
- AGRO – Internationale ukrainische Leitmesse für Landwirtschaft in Kiew
- Animal’EX – Fachmesse für Viehzucht, Tierhaltung und Veterinärmedizin in Kiew
- BioFuel – Fachmesse für Erneuerbare Energien in Kiew
- Beer & Soft Drinks Industry – Internationale Fachmesse für Bier und alkoholfreie Getränke in Kiew
- EquiWorld – Ausstellung für Pferdezucht und Pferdesport in Kiew
- Fast Food Industry – Fachmesse für Fastfood in Kiew
- FishExpo – Fachmesse für Fischzucht und Fischwirtschaft in Kiew
- High Degree – Internationale Fachmesse für Spirituosen in Odessa
- InterAgroBusiness – Internationale Fachmesse für Landwirtschaft, Landtechnik, Viehzucht, Öko-Landbau und Bioenergie in Odessa
- InAlcoWin – Fachmesse für Wein und alkoholische Getränke in Kiew
- Metal-Forum of Ukraine – Internationale Konferenzmesse für Metallurgie und Metall in Kiew
- MushroomIndustry – Internationale Fachausstellung für die Pilzindustrie in Kiew
- RENEWAL – Messe für gebrauchte und überholte Maschinen und Anlagen in Kiew
- Wine & Winemaking – Internationale Fachmesse für Wein, Weinherstellung und Weinbau in Odessa
Tourismus
Ein wichtiges touristisches Ziel in der Ukraine bildet die Hauptstadt Kiew, die neben vielen historischen Sehenswürdigkeiten auch ein modernes pulsierendes Kulturleben bietet. Als Erholungsgebiet wird seit den Zarenzeiten die Schwarzmeerküste genutzt, allem voran die Halbinsel Krim, die 1954 der Ukrainischen SSR übertragen wurde. Die Krim bietet neben kulturellen Hinterlassenschaften zahlreicher Völker (Griechen, Krimtataren, Genueser) ein subtropisches Klima und eine Vielzahl von Palästen und Sanatorien. Die Krim ist ebenso Schauplatz des jährlichen Festivals elektronischer Tanzmusik KaZantip.
Im Westen der Ukraine ist die Stadt Lemberg mit ihrer zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Innenstadt sehenswert. In den angrenzenden ukrainischen Karpaten gibt es neben einer beeindruckender Natur traditionelle Thermalkurorte wie Truskawez oder Skigebiete wie Slawske.
Als eine Art Extremtourismus haben sich in letzter Zeit Ausflüge in die verstrahlte Zone von Tschernobyl nördlich von Kiew etabliert.
Infrastruktur
Die Ukraine besitzt aus Zeiten der Sowjetunion vor allem eine Nord-Süd-Verkehrsorientierung (Moskau-Kiew-Odessa, Moskau-Charkiw-Krim). Man versucht aber seit der Unabhängigkeit des Landes, die Infrastruktur in eine West-Ost-Orientierung zu reorganisieren und die Verbindungen zu Polen, der Slowakei und Ungarn zu intensivieren (Anbindung an den Paneuropäischen Korridor III: Straßenverbindung und Bahnstrecke Berlin/Dresden – Breslau – Krakau – Lemberg – Kiew und V: Košice – Tschop – Lemberg und Budapest – Tschop – Lemberg). Die Ukraine ist heute vor allem ein Transitland zwischen Mitteleuropa und dem Kaukasus und zwischen Südeuropa und Russland. Hauptverkehrsträger in der Ukraine ist die Eisenbahn, gefolgt vom Straßenverkehr und der Binnenschifffahrt auf dem Dnepr (Dnipro).
Eisenbahn
In der Ukraine wird die auch in Russland gebräuchliche Spurweite von 1.520 mm verwendet. Die Strecken im Raum Kiew, Lemberg und im Osten der Ukraine sind elektrifiziert, dazwischen befinden sich nicht-elektrifizierte Abschnitte. Eine komplette Elektrifizierung ist vorgesehen. Der staatliche Eisenbahnhersteller ist die Lokomotivfabrik Luhansk. Die nationale Eisenbahngesellschaft Ukrsalisnyzja wurde 1991 gegründet und liegt ebenfalls in staatlicher Hand. 2009 kamen von der Regierung erste Vorschläge über eine Privatisierung ins Gespräch.
Straße
Die Ukraine hat ein Straßennetz von fast 170.000 Kilometern Länge. Ein zusammenhängendes Autobahnnetz besteht noch nicht, es existieren jedoch vielerorts autobahnartig ausgebaute Fernstraßen und Nationalstraßen. Die M 06 von Ungarn nach Kiew wurde in den letzten Jahren renoviert und ist nun von der Grenze über die Karpaten bis Lviv durchgehend in sehr gutem Zustand. Das Tankstellennetz ist sehr dicht. In manchen Dörfern findet man jedoch noch Straßen, die diesen Namen kaum verdient haben, jedoch wird auch hier immer wieder etwas verbessert. In vielen Großstädten gibt es Straßenbahnen und U-Bahnen, wie beispielsweise die Metro in Kiew und überall im Land ein sehr dichtes Netz an Busverbindungen.
Die größten Automobilwerke sind KrAZ in Krementschuk, LuAZ in Luzk und Saporisky Awtomobilebudiwny Sawod (SAS) in Saporischschja.
Luftverkehr
In allen wichtigen großen Städten befinden sich internationale Flughäfen. Ukraine International Airlines, Aerosvit Airlines und Donbassaero sind die bekanntesten Fluggesellschaften in der Ukraine. Der Flughafen Kiew, Flughafen Odessa und Flughafen Dnipropetrowsk sind die wichtigsten internationalen Verkehrsflughäfen der Ukraine. Der Flugzeugbauer Antonow mit Hauptsitz in Kiew hat mit der Antonow An-225 mit einem Frachtraumvolumen von insgesamt 1220 m³ (was den Transport von 12 Lastkraftwagen des Typs Mercedes-Benz Actros ermöglicht) das momentan weltweit größte Transportflugzeug im Einsatz. Es wurden insgesamt zwei Flugzeuge dieses Typs hergestellt, wobei nur noch eins davon im Einsatz ist.
Schifffahrt
Wichtigste Binnenschifffahrtstraße ist der Dnipro, der bis Kiew auch für kleine Seeschiffe befahrbar ist; in Odessa, Mykolajiw, Cherson, Sewastopol und Kertsch befinden sich Seehäfen. Die Ukrainische Marine ist in Sewastopol am Schwarzen Meer stationiert.
Telekommunikation
In der Ukraine wurden neben dem herkömmlichen öffentlichen Telefonnetz, welches zu 76 % (2006) vom staatlichen Anbieter Ukrtelecom dominiert wird, auch moderne GSM-Mobilfunknetze aufgebaut. Ukrtelecom startete im November 2007 das erste UMTS-Mobilfunknetz der Ukraine. Die größten Mobilfunknetze sind zur Zeit:
- Kyivstar/Djuice/Mobilitsch
- MTS(UMC)/Jeans/Sim-Sim
- Beeline
- LIfe:)
- PEOPLEnet (3G)
Pipelines
Die Ukraine ist ein wichtiges Transitland für russisches Erdgas. Vor allem osteuropäische Länder werden über die Pipelines mit russischem Gas versorgt.
Kultur
Literatur und Buchkultur
Das erste in der Ukraine erschienene Buch wurde von Jurij Drohobytsch im Jahre 1483 verfasst. Der in der Stadt Poltawa lebende Iwan Kotljarewskyj gilt als Erneuerer der ukrainischen Schriftsprache. Zu den bedeutendsten Schriftstellern gehören Iwan Franko, Lesja Ukrajinka, Bohdan-Ihor Antonytsch, Jurij Andruchowytsch und Taras Schewtschenko.
Medienlandschaft
Siehe auch: Liste der ukrainischen ZeitschriftenSport
Fußball
Der populärste Fußballspieler aus der Ukraine ist Andrej Schewtschenko der bei Dynamo Kiew unter Vertrag steht. Die erste Fußballliga in der Ukraine ist die Premjer-Liha. Bekannte Vereine sind Dynamo Kiew und Schachtar Donezk. Der bisher größte Erfolg der jungen ukrainischen Fußballnationalmannschaft war das erreichen des Viertelfinales bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Oleh Blochin und Ihor Bilanow waren zu Sowjetzeiten Europas Fußballer des Jahres. Oleh Blochin war bis Januar 2008 Trainer der Ukrainischen Nationalmannschaft. Die Ukraine konnte am 18. April 2007 einen sportpolitischen Erfolg erringen, indem das Land, welches erst seit 1992 eigenständig dem Europäischen Fußball-Verband UEFA angehört, im ersten Wahlgang den Zuschlag des UEFA-Exekutivkomitees bekam, gemeinsam mit Polen die Fußball-Europameisterschaft 2012 auszurichten.
Boxen
Im Amateurboxen konnte die Ukraine seit 1996 zwei Olympiasieger stellen: Wladimir Klitschko (1996, Superschwergewicht) und Wassyl Lomatschenko (2008, Federgewicht). Andrij Kotelnik (2000, Leichtgewicht) und Serhij Dotsenko (2000, Weltergewicht) gewannen Silbermedaillen. Zudem errangen ukrainische Boxer fünf Bronzemedaillen, unter anderem Wladimir Sidorenko (2000, Fliegengewicht) und Wjatscheslaw Hlaskow (2008, Superschwergewicht). Im Profibereich gelang es bisher fünf Athleten Weltmeistertitel zu gewinnen: Wladimir und Vitali Klitschko im Schwergewicht, Serhij Dsindsiruk im Halbmittelgewicht, Sidorenko im Bantamgewicht und Kotelnik im Halbweltergewicht.
Leichtathletik
Serhij Bubka aus Luhansk ist 6-facher Weltmeister und Olympiasieger im Stabhochsprung. Er stellte insgesamt 35 Weltrekorde auf und schaffte 43 Sprünge über die Sechs-Meter-Marke. Er hält mit 6,14 Meter den aktuellen Weltrekord.
Siehe auch
Literatur
- Kathrin Boeckh, Ekkehard Völkl: Ukraine. Von der Roten zur Orangenen Revolution. Regensburg 2007. ISBN 978-3-7917-2050-0.
- Nachbarn im Osten: Ukraine und Belarus. Bundeszentrale für politische Bildung, 1. November 2006
- Rainer Lindner: Das Ende von Orange. Die Ukraine in der Transformationskrise. Studie der Stiftung Wissenschaft und Politik
- Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Nach der „Orangenen Revolution“. (PDF; 1,60 MB). Der Bürger im Staat, Heft 4/2005, Aufsätze zur Entwicklung von Politik und Wirtschaft in der Ukraine, Russland und Weißrussland
- Britta Böhme: Grenzland zwischen Mythos und Realität. Real- und Ideengeschichte des ukrainischen Territoriums. Lemberg 1999, ISBN 3-931703-33-9.
- Andrew Wilson: The Ukrainians. Unexpected Nation. 2002, ISBN 0-300-09309-8.
- Viktor Timtschenko: Ukraine – Einblicke in den neuen Osten Europas Ch. Links Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-488-4.
- Gerhard Simon: Die neue Ukraine. 2002, ISBN 3-412-12401-X.
- Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. Beck, München 1994, ISBN 3-406-37449-2.
- Pavlo Khiminets: Protestantismus in der Ukraine. Rolle und Stellung des Protestantismus im soziokulturellen Kontext der Geschichte der Ukraine. Peter Lang, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-631-55791-4.
- Robert Kravchuk: Ukrainian Political Economy. The First Ten Years. Palgrave Macmillan, New York 2002.
- Christian Reder, Erich Klein (Hrsg.): Graue Donau, Schwarzes Meer. Wien Sulina Odessa Jalta Istanbul (Recherchen, Gespräche, Essays), Edition Transfer bei Springer, Wien–New York 2008, ISBN 978-3-211-75482-5.
- Kerstin S. Jobst: Geschichte der Ukraine. Reclam, Ditzingen 2010, ISBN 3-15-018729-X.
Weblinks
Portal:Ukraine – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Ukraine
Wiktionary: Ukraine – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Ukraine – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienWikimedia-Atlas: Ukraine – geographische und historische KartenWikisource: Ukraine – Quellen und Volltexte- Homepage des Ukrainischen Präsidenten (ukr. russ., engl.)
- Homepage der Ukrainischen Regierung (ukr. russ., engl.)
- Homepage des Ukrainischen Parlaments (ukr. russ., engl.)
- Homepage der Botschaft der Ukraine in Österreich
- Homepage der Botschaft der Ukraine in Deutschland
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amts
- Homepage der Deutschen Botschaft in der Ukraine
- Ukraine-Analysen (Forschungsstelle Osteuropa, Uni Bremen)
- Statistiken zu den Gemeinden der Ukraine (ukrainisch)
- Indexmundi – statistische Daten zur Ukraine
- detaillierte Karten der Ukraine zu sowjetischen Zeiten
- Umfangreiche Kartensammlung der gesamten Ukraine (ukrainisch)
- Aktuelle Nachrichten aus der Ukraine
Einzelnachweise
- ↑ International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
- ↑ Human Development Index
- ↑ Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestags: Die bilateralen Beziehungen EU - Ukraine. Nr. 17/07 (19. April 2007).
- ↑ a b Ф.А. Гайда. От Рязани и Москвы до Закарпатья. Происхождение и употребление слова «украинцы» // Родина. 2011. № 1. С. 82-85. [1]
- ↑ Григорій Півторак. Походження українців, росіян, білорусів та їхніх мов.
- ↑ Auswärtiges Amt: Ukraine Abgerufen am 7. Januar 2011.
- ↑ Dominique Arel, Valeri Khmelko: The Russian Factor and Territorial Polarization in Ukraine. In: Harriman Institute Review, 9/1-2, 1996, S. 81–91.
- ↑ Kataryna Wolczuk: The Moulding of Ukraine: The Constitutional Politics of State Formation. Central European University Press, Budapest u. a. 2001, ISBN 963-9241-25-3, S. 95.
- ↑ Dominique Arel: Ukraine: The Temptation of the Nationalizing State. In: Vladimir Tismaneanu (Hrsg.): Political Culture and Civil Society in Russia and the New States of Europe. M.E. Sharpe, Armonk 1995, ISBN 1-56324-364-4, S. 157–188.
- ↑ Gertjan Dijkink: The Territorial Factor: Political Geography in a Globalising World. Vossiuspers Amsterdam University Press, Amsterdam 2001, ISBN 90-5629-188-2, S. 359.
- ↑ Ukrainisch oder Russisch? Ukrainer werden jetzt Unterrichtssprache selbst wählen, RIA Novosti
- ↑ Ukrainisch für die Ukraine, Tagesspiegel
- ↑ Religionen in der Ukraine
- ↑ HIV/AIDS country profiles: Ukraine. World Health Organisation, 19. Juni 2008, abgerufen am 4. Dezember 2009 (englisch).
- ↑ HIV/AIDS in der Ukraine
- ↑ Epidemiologie
- ↑ ukraine-nachrichten.de
- ↑ zeit.de
- ↑ Spiegel Online
- ↑ a b Nico Lange: Nach den Präsidentschaftswahlen: Wie die Ukrainische Demokratie konsolidieren? KAS-Auslandsinformationen, 4/2010.
- ↑ [2] Artikel der Heinrich Böll Stiftung. Aufgerufen am 13 April 2011.
- ↑ Heiko Pleines: Die Ukraine zwischen Ost und West. Außenpolitische und kulturelle Orientierungen
- ↑ Ukraine. „Wir betrachten uns als Europäer“
- ↑ Interview mit Viktor Juschtschenko: „In der Nato würden wir uns sicherer fühlen.“
- ↑ Ukraine. Bush wirbt für Nato-Beitritt Kiews.
- ↑ Bündnis-Gipfel: Nato-Chef bemüht sich um Schadensbegrenzung.
- ↑ Ukraine: Janukowitsch kündigt West-Kurs an.
- ↑ National Olympic Committee of Ukraine: The history of the NOC of Ukraine. "The NOC of Ukraine was permanently recognized by the International Olympic Committee in September 1993." Abgerufen am 18. Januar 2011.
- ↑ WTO: Ukraine to join WTO on 16 May 2008. Abgerufen am 17. Januar 2011.
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- ↑ http://www.yes-ukraine.org/en/events.html?_m=publications&_c=view&_t=rec&id=747
- ↑ a b auswaertiges-amt.de
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- ↑ Державний комітет статистики України
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- ↑ Der Standard: Währungsfonds dreht Ukraine den Geldhahn zu
- ↑ Ukraine: chute du PIB d'"environ 15%" en 2009. Tageblatt. Zeitung fir Lëtzebuerg, 16. Februar 2010.
- ↑ rian.ru
- ↑ minagro.kiev.ua
- ↑ a b c d The World Factbook
- ↑ Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
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