- Robert Koppel
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Robert Koppel (* 9. Januar 1874 in Bochum; † 21. August 1966 in Zürich) war ein deutscher Sänger und Vortragskünstler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Koppel begann seine Laufbahn als Sänger im Stimmfach Bariton im “Linden-Cabaret” zu Colmar im Jahre 1900. Ein Jahr darauf wurde er von Ernst von Wolzogen zur Eröffnung von dessen “Überbrettl”, dem ersten deutschen Kabarett, nach Berlin geholt. Zusammen mit der Sängerin Bożena Bradský schuf er mit dem Duett vom “Lustigen Ehemann”[1], dessen Text Otto Julius Bierbaum verfasste und den Oscar Straus vertont hat, den meistgesungenen Brettl-Schlager der Jahrhundertwende. Weitere Engagements im Kabarett bekam Koppel bei den “Elf Scharfrichtern” in München, wo er längere Zeit gastierte, und bei Rudolf Nelson, mit dem er auf Tournee ging.
Koppel trat auch auf Berliner Bühnen und im Rundfunk auf[2], häufige Erwähnung fand er in den Programmspalten der Radiozeitung “Funkstunde”.
Koppel hinterließ zahlreiche Schallplattenaufnahmen bei verschiedenen Marken (Deutsche Grammophon, Lindström-Marken Beka, Parlophon, Odeon, auch kleineren Marken wie Artiphon, Kalliope, Tri-Ergon) als Schlager- und Refrainsänger, oft auch ohne Namensnennung auf dem Etikett, z. B. bei Beka[3]
Sein Repertoire war hier breit gestreut und reichte vom Rhein- und Karnevalslied[4] über den Tagesschlager[5] und die Operette[6] bis zum anspruchsvollen Kabarettvortrag.[7]
Dazu gehören Couplets von Otto Reutter, die er neu aufnahm, und Ernst Petermann, ebenso Willy-Rosen-Schlager. Dass er auch auf seine jüdische Tradition nicht vergaß, belegen Lieder wie “Das ist der Moritz, der schöne Moritz” und “Meseritz, oj Meseritz” von Artur Rebner.
Als Künstler "nichtarischer" Abstammung musste Koppel nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 Deutschland verlassen. Er floh nach Bozen, danach nach Nizza und Nancy. Nach dem Krieg kehrte er zwar 1954 noch einmal nach Berlin zurück, ließ sich aber am 1. Januar 1959 endgültig in Massagno, Bezirk Lugano (Tessin), nieder.
Aufnahmen (Auswahl)
- Die Musik kommt (Liliencron-Straus) Odeon A 51 382/auch Vox 3619 (1622 BB)
- Brautwerbung (Bierbaum - Straus) Beka 10 109
- Der lustige Ehemann, Tanz-Duett (Bierbaum-Straus)Beka 10 110 (mit Bradský)
- Und Meyer sieht mich freundlich an (Fall-Bernauer) Odeon 99 143 (xB 4144 Pa)/auch Beka 13 293
- Das ist der Moritz (A.Rebner) Beka B.3424 (32 325)
- Meseritz, oj Meseritz (A.Rebner) Beka B.5274 (32 667)
- Mein süßer Schatz dein Saxophon (R.Perak) Beka B.5303 (32 982)
- Wieso ist der Walter so klug (Egen, Rollins-Rotter) T.E.5024 (M 0561)
Willi-Rosen-Schlager
- Eine Freundin so goldig wie Du: Artiphon Nr.11 246
- Geh immer gleich aufs Ganze: Beka B.5235 (32 639)
- Pfuj schäm dich: Beka B.5302 (32 979)
- Warum küsst du den Mädels die Hände: Beka B.5302 (32 980)
- Ich schick’ dir ein paar Veilchen: Odeon O-2873 (Be 8197)
- Der Onkel Eduard aus Bentschen: Ultraphon A 775 (15 962)
Otto-Reutter-Couplets
- Der gewissenhafte Maurer: Kalliope K.797 (Zw 3688)
- Der Überzieher: Kalliope K.798 (Zw 3689)
- Die Lawine: Kalliope K.797 (Zw 3690)
Literatur
- Bemmann, Helga: Berliner Musenkinder-Memoiren. Eine heitere Chronik von 1900 - 1930 Berlin (Ost)1981, S. 9 - 18.
- Büttner, Heinz; Krüger, Klaus; Lotz Rainer; Zwarg, Christian: Discographie der deutschen Kleinkunst by Heinz Büttner, Klaus Krüger, Rainer E. Lotz and Christian Zwarg. ISBN 978-3-9802656-6-9, Volume 6. Birgit Lotz Verlag, Rotdornweg 81, 53177 Bonn, Germany.
- “Künstler am Rundfunk”. Ein Taschenalbum der Zeitschrift ‘Der deutsche Rundfunk’. Unseren Lesern gewidmet. Berlin, Rothgiesser & Diesing, 1931. Bl. 96. (zeigt ein Photo von Robert Koppel)
- Leimbach, Berthold (Hrsg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898 - 1945. Göttingen, im Selbstvlg. 1991.
- Mahlau, Kristina: Unterhaltungskunst zwischen Zensur und Protest. Die Entstehung des literarischen Kabaretts (1880-1905) am Beispiel Frank Wedekinds. Norderstedt, Books On Demand, 2008, S.58.
- Mühsam, Erich: Schriften. Unpolitische Erinnerungen, Die Zehnte Muse. “Das Überbrettl war durch Ernst von Wolzogen selbst, durch Hanns Heinz Ewers, Robert Koppel, Bożena Bradsky, den Komponisten Oscar Straus und andere vertreten...”
- Sprengel, Peter: Literarische Avantgarde und Kabarett in Berlin-Erotik und Moderne, in: Hundert Jahre Kabarett: zur Inszenierung gesellschaftlicher Identität. Hrsg. v. Joanne McNally und Peter Sprengel. Würzburg, Königshausen und Neumann, 2008, S. 32.
Weblinks
- Frank, Chaim: Nachwort zu “Populäre jüdische Künstler: Lebensgeschichten”.
- Pschibl, Kerstin: Das Interaktionssystem des Kabaretts. Versuch einer Soziologie des Kabaretts. Diss. Regensburg April 1999. S.138 f.
- “Überbrettl”, “... in dem Bierbaums Szene »Der lustige Ehemann« in der Vertonung von Oskar Straus gleich dreimal wiederholt werden mußte, gestaltete sich zu einem phänomenalen Erfolg”
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Wie beliebt dieses “Tanz-Duett” schon bald wurde, belegt, dass Oskar Meßter davon ein “Tonbild” nach seinem “Biophon”-Verfahren (mit dem Projektor gekoppeltes Grammophon) anfertigte und ab 1903 anbot, vgl. www.film-zeit.de/.../DER-LUSTIGE-EHEMANN/Crew/
- ↑ z.B. "Leben in dieser Zeit". Lyrische Suite in drei Sätzen. Musik: Edmund Nick; Robert Koppel (Bariton). Sendung des Königsberger Rundfunks, 13. Dezember 1930. vgl. http://www.dra.de/publikationen/cds/stimmen/cd15.html
- ↑ auf diesem Etikett wurden nach 1925 vom “Bohème-Orchester“, der Studio-Kapelle von Beka, eine Reihe Kabarett-, Operetten- und Schlagerlieder eingespielt, zu welchen Koppel anonym (auf dem Etikett steht nur “mit Refraingesang”) sang. Darunter sind Repertoirestücke von Autoren wie Byjacco (d.i. Fritz Jacoby), Hugo Hirsch, Fritz (nachmals Frederick) Loewe und Willy Rosen, die zur ersten Garnitur des damaligen deutschsprachigen Kabaretts gehören. Beispiele:
- B.5151(32 473) Mein Schatz ist bei der Grünen Polizei! Shimmy (G.Nettelmann) / (32 474) Kathrin. Shimmy (Fritz Loewe)
- B.5186(32 510) Der Klapperstorch. Shimmy aus "Noch und noch"(W.Kollo) / (32 511) Wenn die kleinen Mädels nah an sechzehn. Shimmy (Th.A.Körner)
- B.5219(32 598) Wenn du willst. One-Step aus "Die Frau ohne Schleier" (Byjacco) / (32 599) Was machst du, lieber Schatz, am Sonntag Nachmittag? Lied u. Shimmy (Jara Benes)
- B.5262(32 731) Das kost' ne Kleinigkeit! Foxtrotlied aus "Quo vadis?" (Willy Rosen) / (32 738) Eier-Meier. Shimmy (P.Preil), voc.
- B.5264(32 739) Mit mir kannst du's ja machen! One-Step aus "Der blonde Traum" (H.Hirsch) / (32 741) Cowboy-Dream. Fox Trot (Tom Burns)
- ↑ Beispiel: Der treue Husar (Heinr. Frantzen): Robert Koppel mit Orchesterbegleitung Odeon O-11 091 - Zum Karnevalslied vgl. http://www.cdwiki.de/Dat_singende_un_klingende_Kölle
- ↑ Beispiele: www.lotz-verlag.de/TRI_ERGON_5000-5299.htm für das label “Tri-Ergon”(Nr. 5024-A bis 5026-B, 5051-A bis 5052-B, 5073-A bis 5075-B)
- ↑ zum Beispiel: Das Kleeblatt vom Wiener Wald / Mädel sei nicht dumm, beide aus der Operette "Das Dreimäderlhaus" (Schubert-Berthé): Katharina Garden, im Duett mit Robert Koppel. Odeon (Harfen-label, 30 cm) AA 57 446 / AA 57 447. Vgl. www.allotria-berlin.de/fp_08.html - Ja so ein Mädel, ungarisches Mädel, aus “Viktoria und ihr Hussar” (Paul Abrahám): Jazz Sinfonie Orchester Eddy Walis, Refraingesang Robert Koppel, auf Artiphon 11536 (Label abgebildet!) http://new.music.yahoo.com/robert-koppel/
- ↑ vgl. Und Meyer sieht mich freundlich an zu der Aufnahme mit Koppel (1905).
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