- Abstimmanzeigeröhre
-
Das Magische Auge ist der volkstümliche Begriff für eine Abstimmanzeigeröhre, eine spezielle Elektronenröhre, die die Stärke eines Signals anzeigt und oft in älteren Radiogeräten, aber auch in Fernsehgeräten eingebaut ist.
Auch Tonbandgeräte, Audioverstärker und andere Geräte besaßen Magische Augen als Pegelanzeige.
In mit Elektronenröhren bestückten Empfangsgeräten aus Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre zeigt das „Magische Auge“ an, wie genau das Gerät auf die Sendefrequenz des zu empfangenden Senders eingestellt ist. Die Anzeigeröhre übernimmt dabei die Funktion einer Abstimmanzeige. Der Grund für diese Anzeige liegt darin, dass für damalige Empfangsgeräte wie Radios Regeleinrichtungen wie Phasenregelschleifen für das automatische Einstellen, Abgleichen und laufende Nachjustieren der Empfangsfrequenz zwar verfügbar waren, diese aber mit einem enormen Aufwand an Bauteilen zu Buche schlugen, was die Empfangsgeräte derart verteuerte, dass nur Luxusgeräte dieses Merkmal aufwiesen.
Inhaltsverzeichnis
Formen und Anwendungen
- Auge: EM 4, 11, 34, 35
- Fächer: EM 71, 80, 85
- Band: EM 84, 87, EMM 801, 803
Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen, dem magischen Fächer, dem magischem Band und der magischen Waage. Die ursprünglichen magischen Augen hatten einen runden Leuchtschirm (daher „Auge“); das Funktionsprinzip ist allerdings immer gleich, lediglich die Art der Darstellung ist unterschiedlich.
Bei Tonbandgeräten wurde anhand des Ausschlages einer solchen Anzeigeröhre (meist Band oder Fächer) die Aussteuerung der Aufnahme eingestellt. Bei älteren Verstärkern (z. B. sogenannten Orchesterverstärker) konnte man mittels solcher Anzeigen die Signalhöhe erkennen bzw. eine Übersteuerung feststellen. Heute werden dafür VU-Meter (Drehspulmesswerke) oder LED-Balkenanzeigen eingesetzt.
Ist (z. B. bei balkenförmiger Anzeige = magisches Band) ein Sender schlecht eingestellt oder das Signal niedrig, so ist der nicht leuchtende Bereich zwischen den leuchtenden Balken auf die ganze Breite ausgedehnt. Je sauberer der Empfang bzw. je höher das Signal ist, desto schmaler wird der dunkle Bereich zwischen den Balken und verschwindet bei einem starken Sender bzw. Erreichen der Aussteuerungsgrenze ganz.
Halbkreisförmige „Augen“ (= magischer Fächer, z. B. EM80, EM81 oder EM85) zeigen bei schlechtem Empfang eine Auffächerung, bei besserem wird nur die Mitte beleuchtet.
Komplett runde Anzeigen sind sog. echte magische Augen: sie zeigten kreuzförmig vier Kreissektoren an, deren Winkel sich ändert (z. B. EM35). Bei schwacher Ansteuerung ist ein X ähnlich einem Andreaskreuz sichtbar, bei Vollansteuerung ein breites Kreuz bzw. nahezu ein Vollkreis. Hier existieren Varianten (z. B. EM11, EM34), die zwei Leuchtwinkel unterschiedlicher Empfindlichkeit aufweisen. So läßt sich der Empfänger mit dem empfindlicheren Leuchtwinkel auf schwache Sender einwandfrei abstimmen, während mit dem unempfindlicheren Leuchtwinkel auf starke Sender abgestimmt werden kann, während der empfindlichere Teil hier schon völlig ausgesteuert erscheint. Technisch wurde dies mit unterschiedlicher Steilheit der pro veränderlichem Leuchtwinkel integrierten Verstärkertrioden realisiert.
Es gibt runde magische Augen, bei denen nur zwei kreissektorförmige Leuchtflächen vorhanden sind, deren Winkel sich bei Vollaussteuerung vergrößert (z. B. EM34), sowie Ausführungen mit nur einem Winkel (z. B. 6E5).
Funktionsweise
Typ | Ruhezustand | Ausgesteuert |
---|---|---|
EM71 | ||
EM80 | ||
EM85 |
Abstimmanzeigeröhren sind Elektronenröhren, deren Elektronenstrom auf eine fluoreszierende Schicht, meist aus reinem Willemit oder einer Mischung aus Willemit und Zinksillikat gelenkt wird. Diese leuchtete stets in grün oder blaugrünem Licht und war auf der entsprechend geformten Anode oder innen auf dem Glaskolben aufgebracht.
Die Richtungsablenkung geschieht mit Steuerelektroden (Stegen), die den von der Kathode ausgehenden Elektronenstrom zu Bündeln formen oder auch nur auseinanderdrücken (Lückenbildung z. B. bei magischen Bändern).
Es gab jedoch auch Abstimmanzeigen auf der Basis spezieller Glimmlampen, bei denen mit einer Steuerelektrode wie bei einem Bargraph die Kathodenbedeckung verändert werden konnte.
Beispiele
Bekannteste Typen der E-Serie (das E bedeutet 6,3 V Heizspannung):
Die Typen EM 83 / 84 / 87 / 800 (magisches Band) und die EM 80 (Fächer) sind heute noch als Neuteile erhältlich, die Typen EM 34 / 35 sind dagegen sehr selten und daher teuer.
Auch viele Typen der entsprechenden U-Ausführung (Serienheizung 100 mA) sind noch erhältlich, zum Beispiel die UM 80 / 81 / 84. Die noch früher häufig eingesetzte UM 11 ist dagegen recht rar geworden.
Weblinks
Wikimedia Foundation.