Choghazanbil

Choghazanbil

Tschoga Zanbil (persischچغا زنبيل‎ /tʃoˌγɔː zæmˈbiːl/, antik Dur-Untasch) ist eine mittel-elamitische Residenzstadt, die von König Untasch-Napirischa (Untasch-GAL) (1275 - 1240 v. Chr.), dem Sohn von Humban-Numena gegründet worden war. Die Stadt liegt ca. 40 km südöstlich von Susa (Schusch) in der Provinz Chuzestan des heutigen Iran. Wie andere orientalische Herrscher der etwa gleichen Zeit verließ auch Untasch-Napirischa die alte Hauptstadt seines Landes, um eine neue Stadt zu gründen. Die Stadt ist vielleicht nach dem Vorbild von Dur-kurigalzu angelegt. Im 7. Jh. v.Chr. wurde Dur-Untasch durch die Truppen des assyrischen Königs Assurbanipal erobert. Die Stadt war aber etwa bis Ende der elamischen Epoche im 6. Jh. v.Chr. besiedelt.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name Tschoga Zanbil bedeutet „Korbhügel“. Andere Schreibarten des Namens: Chogha Zanbil, Tsoga Zambil, Tchoga Zanbil.

Topographie

Die Stadt ist ca. 100 ha groß und von einer Mauer umgeben.

Tempel

Zikkurat in Tschoga Zanbil

In der Mitte befindet sich ein ummauerter Tempelbezirk, dessen Kernstück eine heute noch 25 m hohe Zikkurat ist. Sie hat eine Seitenlänge von 105 m und ist die bisher älteste in Elam gefundene Zikkurat. Sie bestand aus einem Hochtempel auf vier Terrassen und war Napirischa und Inschuschinak geweiht. Die Zikkurat wurde über einem Flachtempel des Inschuschinak errichtet, der mit Lehmziegeln zugesetzt wurde. Der Zugang erfolgte nicht über Außentreppen, wie in Mesopotamien, sondern über Treppen im Innern. Der Tempel war vermutlich mit glasierten Ziegeln verkleidet, die oberen Stockwerke mit glasierten Knaufziegeln (Tonnägeln) verziert. An den Tempelportalen wurden halb-lebensgroße Tonfiguren von Stieren und Greifen gefunden. Auf dem Rücken der Stierfigur befindet sich eine Weiheinschrift an Inschuschinak. Im Umkreis der Zikkurat befanden sich Podeste und kleinere ebenerdige Tempel, die Votivgaben enthielten. Auf sie führte eine Prozessionsstraße zu, die mit Backsteinfragmenten gepflastert war.

In der Nähe der Zikkurat lagen drei weitere Tempel, von denen einer der Göttin Kiririscha geweiht war. Andere Tempelanlagen befanden sich im Temenos-Bereich. Außerhalb vom Temenos war nur ein Tempel südlich der Paläste errichtet. Er war dem Gott Nusku geweiht. Ghirshman sieht in ihm einen Vorläufer der persischen Feuertempel, da der zentrale Raum nicht überdacht gewesen sei.

Paläste

Palast von Choga Zanbil mit Gruft

Im Nordosten der Stadt befanden sich vier Paläste, die um zentrale Höfe gegliedert waren und vermutlich kassitischen Vorbildern folgen. Die Fassaden waren mit farbigen Reliefziegeln verziert. Elfenbeineinlagen gehörten wohl zu kostbaren Möbeln.

Im südlichsten Palast fanden sich fünf unterirdische Grüfte. Nur wenige Überreste von Bestattungen wurden festgestellt.

Wasserversorgung

Wasserreservoir am Ende des Untasch-Napirischa Kanals

Da der neben der Stadt gelegene Fluss Dez tief ins Gelände eingeschnitten ist und der Grundwasserspiegel mehr als 50 Meter tief liegt, musste das Wasser über einen 50 km langen Kanal aus dem Fluss Karkheh nahe Susa bezogen werden. Der Kanal wurde von Untasch-Napirischa erbaut. Er führte am Haft Tepe vorbei und endete in einem noch heute sichtbaren großen Reservoir vor der nordwestlichen Stadtmauer. Dieses hatte in Verbindung mit weiteren darauf folgenden kleineren Becken die Aufgabe der Aufbereitung des Wassers vor der Einspeisung in die Feinverteilung der Stadt. Das über 3000 Jahre alte Bauwerk gilt als die älteste Wasseraufbereitungsanlage der Welt.

Forschungsgeschichte

Tönerne Stierfigur, Tschoga Zanbil, 1250 v. Chr.

Tschoga Zanbil wurde um 1935 vom Flugzeug aus von Geologen entdeckt, die in der Gegend nach Öl suchten. Ausgrabungen durch französische Teams unter Roman Ghirshman fanden hauptsächlich 1936, 1939 und 1951 bis 1962 statt. Von 1999 bis 2005 wurden weitere archäologische Untersuchungen unter der Leitung von B. Mofidi Nasrabadi im Rahmen eines UNESCO-Projekts in Tschoga Zanbil durchgeführt.

Wichtige Funde

  • Halb-lebensgroße Tonfiguren von Stieren und Greifen
  • Zahlreiche Fritte-Siegel im Kerbschnitt-Stil
  • weibliche Figur aus Fritte aus dem Tempel der Pinikir
  • Silberne Votivaxt aus dem Tempel der Pinikir, mit einem Löwenkopf und Eber verziert

Literatur

  • P. Amiet: Elam. 1966
  • Barthel Hrouda: Vorderasien. München 1971
  • Roman Ghirshman: Tchoga Zanbil (Dur-Untash). (MDP 39-40) Paris 1966-68
  • D. T. Potts: The Archaeology of Elam. Cambridge 1999, ISBN 0521564964, S. 222-230
  • M. Roaf: Mesopotamien. Bildatlas der Kulturen. München 1998, ISBN 386047796X, S. 143
  • Heidemarie Koch: Frauen und Schlangen, Geheimnisvolle Kultur der Elamer in Alt-Iran, Verlag Zabern 2007, S. 129-152, ISBN 978-38053-3737-3
  • Heyda Seyed-Ashraf: Elam - eine alte Kultur im Iran, Books on Demand, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8334-7336-4

Weblinks

Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch

31.88333333333348.8833333333337Koordinaten: 31° 53′ 0″ N, 48° 53′ 0″ O


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