- Pyramide (Bauwerk)
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Die Pyramide (gr. πυραμίς, Akk.sg. πυραμίδα) ist eine Bauform, meist mit quadratischer Grundfläche, die aus unterschiedlichen alten Kulturen bekannt ist, wie Ägypten, Lateinamerika, China und den Kanaren (siehe Pyramiden von Güímar). Pyramiden wurden vorwiegend für Gebäude mit religiösem (Totenkult) und/oder zeremoniellem Charakter verwandt.
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge
Stufenpyramiden oder pyramidenähnliche Bauwerke wurden schon im Altertum zu unterschiedlichen Zeiten auf verschiedenen Kontinenten erbaut. Forscher gehen heute davon aus, dass zwischen den verschiedenen, durch große geographische Distanz getrennten Kulturen keinerlei Verbindung bestanden, sondern dass weit voneinander entfernt lebende Volksstämme diese Bauwerke völlig selbständig und unabhängig errichtet haben. Es gibt unterschiedliche Theorien über den Ursprung dieser Sitten.
Die Sonnenstrahltheorie
An nahezu allen Orten der Erde war und ist noch immer bei bestimmter Wetterlage folgendes Phänomen am Himmel zu beobachten: Wenn am Tage, besonders bei überwiegend wolkenbedecktem Himmel, sich ein Wolkenloch aus der Sichtposition eines Betrachters in der Nähe oder am direkten optischen Sonnenstandort öffnet, so formen die nunmehr durchkommenden Sonnenstrahlen mindestens ein deutliches Dreieck, oft sogar eine räumlich erscheinende Pyramide. Wenn die Sonne irgendwann im Tagesverlauf hinter einer Wolkenkante steht, kann dieses Phänomen gleichermaßen auftreten. Diese Naturerscheinung verlangt keinesfalls nur einen durch regenschwere Wolken vollständig bedeckten Himmel. Eine ausreichend große Abdeckung des gegebenen Sonnenstandes durch zumindest etwas dichtere Wolken mit Loch oder Spalt oder allein durch die Wolkenkante kann ein solches Strahlenbild ebenso eindrucksvoll erzeugen. Deshalb ist dieses Naturphänomen auch in den Regionen der Erde gelegentlich zu beobachten, in denen die geographischen und klimatischen Bedingungen eine durchgehende, regenschwere Wolkendecke sehr selten entstehen lassen.
Durch die Altertumsforschung ist hinreichend belegt, dass – nicht ausschließlich, aber vornehmlich – eher seltene Erscheinungen am Tages- oder Nachthimmel die Menschen damals besonders beeindruckten und von ihnen auch gerne als göttliche Zeichen gedeutet wurden. Nach Kurt Mendelssohn,[1] der sich hierbei auf Stephen Edwards bezieht,[2] wie auch Patricia Blackwell Gary und Richard Talcott[3] ist es daher durchaus vorstellbar, dass frühere Betrachter an den verschiedensten Standorten unabhängig voneinander eine solche strahlende Wolkenöffnung als ein göttliches Zeichen interpretierten und die von dieser Öffnung sich durch die Sonnenstrahlen ergebende Form in erstrebter Annäherung an das Göttliche auch nachzubauen versuchten. Auch die Tatsache, dass beispielsweise im alten Ägypten die Pyramiden als Himmelstreppe zum Göttlichen geschaffen wurden, die es einem verstorbenen Pharao ermöglichen sollte, zu seinem wahren Vater, dem Sonnengott Re, zu gelangen (siehe auch Imhotep), könnte zumindest in diese Richtung weisen.
Weitere Theorien
Im Bereich der Ägyptologie ist hinsichtlich des ursprünglichen Gedankens zur Errichtung der Pyramiden die Theorie entwickelt worden, dass besonders die Form der Stufenpyramide die altägyptische Sozialstruktur mit ihrer Hierarchie abbilden sollte.
Laut einer weiteren ägyptologischen Theorie stellen Pyramiden lediglich eine konsequente architektonisch - bautechnische Weiterentwicklung dar, in Ägypten ausgehend von rechteckigen Grabhügeln aus Sand in vorgeschichtlicher Zeit, später mit Mastabas und nachfolgend Stufenpyramiden als Zwischenstufen. Für andere Kulturen kann als Ausgangspunkt einer derartigen Entwicklung statt eines Grabhügels auch ein Kulthügel angenommen werden. Beide Theorien lassen sich über Ägypten hinaus auf alle anderen Kulturen anwenden, die ebenfalls Pyramiden oder pyramidenähnliche Bauten errichtet hatten.
Ägyptische Pyramiden
Die Grabstätten vieler ägyptischer Regenten (Pharaonen) des Alten Reiches (ca. 2680 bis 2180 v. Chr.) und Teilen ihres Hofstaates sind Pyramiden. Diese Pharaonen werden deshalb auch als Pyramidenbauer bezeichnet.
Die Entwicklung der ägyptischen Pyramiden begann mit so genannten Mastabas; zunächst ein aus Lehmziegeln bestehender einstufiger und flacher Bau, auf den später weitere Stufen aufgesetzt wurden. In der Folge entstanden in der 3. Dynastie die Stufenpyramiden. Es wurde jedoch nur Djosers Stufenpyramide in Sakkara fertiggestellt, während zwei weitere Stufenpyramiden (die Sechemchet-Pyramide und die des Chaba) dieser Dynastie unfertig blieben.
In der 4. Dynastie präsentierte Pharao Snofru relativ schnell, in nur wenigen Jahren drei riesige, ausgereifte Pyramiden (Meidum-Pyramide, Knick- und Nordpyramide Dashur), welche zusammen mit den drei Pyramiden von Gizeh etwa 3/4 der Gesamtmasse aller ägyptischen Pyramiden ausmachen, und dies schon innerhalb der ersten 100 Jahre der ca. 2700 Jahre währenden Pyramidenzeit. Die Bauweise der Pyramiden war sehr unterschiedlich.
Die Komplexität des Pyramidenbaus, ihre künstlerische Ausgestaltung, ihre Neigungswinkel, und die Ausführung der Grabkammern variiert über die Dynastien hinweg stark.
Es gibt unterschiedliche Theorien, wie die Ägypter den Böschungswinkel ihrer Pyramiden auswählten. Eine geht davon aus, dass für die Senkrechte des Steigungsdreiecks der Pyramide immer die ägyptische Elle zu 28 Fingern gewählt wurde, während die Länge der Waagrechten eine variable Anzahl von Fingern aufweist. Alte Pyramiden hatten dabei ein flacheres Höhen-zu-Breiten-Verhältnis, z. B. die Djoser-Pyramide 28:25. Die Knickpyramide hat zwei verschiedene Böschungswinkel. Das später häufig benutzte so genannte Cheops-Maß betrug bereits 28:22. Zahlreiche noch jüngere Pyramiden wurden bis zur vermutlich bautechnisch bedingten Steilheitsgrenze von 28:20 realisiert. Die Winkel der Seitenwände wurden so genau gemessen, dass sie an der Spitze aufeinander trafen.
Insgesamt gibt es in Ägypten ungefähr 80 bekannte Pyramiden. Die größte ist die Cheops-Pyramide bei Gizeh. Sie hat eine Grundfläche von etwa 230 × 230 Metern und war nach ihrer Fertigstellung ca. 146,60 m hoch. Ihre heutige Höhe beträgt nur noch 138,75 m. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Chephren- und die Mykerinos-Pyramide sowie kleinere, sogenannte Nebenpyramiden. Die Chephren-Pyramide ist zwar um ca. 3 m niedriger in ihrer Ursprungshöhe (143,5 m), wirkt jedoch größer als die Cheops-Pyramide, da sie auf einem 10 m höheren felsigen Untergrund errichtet wurde. Die Mykerinos-Pyramide grenzt sich dabei mit 65,5 m Höhe deutlich von den beiden anderen ab, sie ist nicht einmal halb so hoch wie sie. Alle Pyramiden des Gizeh-Plateaus wurden während der 4. Dynastie (2630 – 2525 v. Chr.) errichtet.
Bedeutung der Pyramide
Die Pyramiden dienten im Alten Ägypten als Begräbnisstätte der Könige.[4] Die Wände im Inneren dieser Bauwerke waren bis einschließlich in die 4. Dynastie undekoriert. Seit der 5. Dynastie finden sich in den Grabkammern die sogenannten Pyramidentexte. Der Weg zu den Grabräumen führte in den Pyramiden durch einen langen Tunnel. Zum Schutz vor Grabräubern lag der Eingang zu diesem Tunnel versteckt und war sorgfältig versperrt. Die Pyramiden wurden in der Nähe des Nils erbaut, so dass die Steinblöcke auf dem Wasserweg dorthin transportiert werden konnten. Das letzte Stück zog man sie auf Schlitten, wie auch die Leiche der Könige mit Schiffen gebracht wurde.
Die ca. 60 m hohe Stufenpyramide des Djoser (Altes Reich) hatte zur Zeit ihrer Entstehung große religiöse Bedeutung. Durch die Konstruktion der Stufenpyramide realisierte man eine riesige Steintreppe zum Himmel empor, die es dem verstorbenen König ermöglichen sollte, als „menschliche Entsprechung der Sonne (Horus)“ einen gleichwertigen Rang wie die Sonne selbst einzunehmen. Die Pyramide ließ damit den König in seinem „Haus der Ewigkeit“ die Unsterblichkeit erlangen.
Vorgehensweise und Baumaterialien
Die meisten Texte zur Bauweise der Pyramiden beruhen auf Überlieferungen, Studien, Versuchen und Schätzungen, die alle auf eine verschiedene Art und Weise die möglichen Bautechniken der Ägypter erklären.
An den Wänden der Grabkammer des Baumeisters Senedjemib ist uns die Tatsache überliefert, dass er die Pläne für die Pyramiden und Palastanlage des Königs Djedkare-Isesi (5. Dynastie) entworfen und auch ausgeführt hat. Ein paar Generationen später erzählt uns die Grabschrift des Expeditionsleiters Uni, dass jener aus Steinbrüchen Ostägyptens Baumaterial für Pyramiden und Tempel des Königs Merenre I. (6. Dynastie) nach Sakkara transportierte, jedoch ohne jegliche Erklärung, wie dies geschah.
Die Werkzeuge zum Pyramidenbau bestanden aus Kupfer, Stein und Holz und waren nicht sehr kompliziert. Die Kupfergeräte sowie Meißel, Sägen und Äxte mussten ständig nachgehärtet werden, was sehr teuer und zeitaufwendig war.
Um ganze Felsbrocken von weichem Gestein aus Felswänden herauszubrechen, verwendete man Hämmer aus Hartgestein, z. B. Dolerit. Die Außenseiten der Pyramiden waren ursprünglich mit weißem Kalkstein (iner hedj) verkleidet, der aus dem Felsmassiv Mokatan nahe bei Kairo oder auch Tura abgebaut wurde und in vielen Arten zu finden ist. Für den Kernbau der Pyramiden wurde jedoch grober, lokaler Nummulitenkalkstein verwendet, der von minderer Qualität war.
Aus hartem Tiefengestein z. B. Rosengranit, der vor allem an der Südgrenze bei Assuan abgebaut wurde, wurden Sarkophagkammern, Verkleidungsblöcke, Scheintüren, Blockierungsblöcke, Verstärkungen des Korridors, das Gangsystem der Innenräume, Pfeiler, Säulen und Türkonstruktionen des Tempels gefertigt.
Für Tempelböden, Sarkophage, Kanopenkästen und Altäre wurde ägyptisches Alabaster (genauer: Kalzit) verwendet, welcher im Wadi Geraui in der Nähe von Kairo und vor allem in Hanus (Mittelägypten) gewonnen wurde und eine besonders gute Qualität aufweist.
Für Tempelböden der Cheops-Pyramide wurde das sehr harte und schwarze vulkanische Gestein Basalt verwendet.
Das Land Ägypten weist zwar zahlreiche Steinvorkommen auf, doch umso kärglicher sieht es hier mit den Holzressourcen aus, denn das typische Dattelpalmen-, Akazien-, Dumpelpalmen-, und Tamariskenholz ist für so große Baumaßnahmen wie die der Pyramiden nicht geeignet. Funde aus Gräbern der 1. Dynastie belegen, dass Nadelhölzer aus dem syrisch-palästinensischen Raum importiert wurden, hauptsächlich zur Herstellung von Schlitten, Rollen, Hebeln und Hämmern. Zwar war den frühen Ägyptern auch schon das Rad bekannt, doch wurde es beim Bau nicht eingesetzt.
Für den Bau selber wurden die riesigen Steinblöcke auf hölzerne Rollen geschafft und mit Hilfe von Seilen aus Palmfasern, Gräsern, Papyrus und Flachs auf die Riesenbaurampen von Muskelkraft gezogen. Um die Steine bequem an die Pyramiden zu liefern, wurden Kanäle zum Nil angelegt.
Die Baupläne wurden in Stein oder Papyrus gemalt und waren auf die leichtesten Grundlagen der Mathematik aufgebaut. Den Ägyptern gelang es auch, das Volumen aller erdenklichen dreidimensionalen Körper auszurechnen und sie nach Gewicht und Größe zu bestimmen.
Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet: Cheops, der böse Pharao, zwang alle Untertanen, beim Pyramidenbau zu helfen. Es arbeiteten je zehnmal 10.000 Mann drei Monate hindurch und das 20 lange Jahre – demnach im Frondienst nahe der Sklaverei. Herodot berichtet auch von Maschinen die „aus kurzen Holzblöcken hergestellt wurden“, über die bis heute spekuliert wird, vom Kran bis zum Flaschenzug sind alle Thesen vertreten.
Herodot sprach nicht von 100.000 Menschen sondern von 10 mal 10.000 Mann, die also in Folge eingesetzt wurden bzw. konkret dann 25 Jahre bzw. nur 20, veranschlagt man 5 zur Errichtung der Infrastruktur von Kanälen, Straßen, Siedlungen etc. sowie Stillzeiten.
Bauweise der ägyptischen Pyramiden
Im Genauen sind keine exakten Daten und Baumethoden überliefert. So gibt es unterschiedliche Theorien über den Bau der Pyramiden. Bisher konnte jedoch keine davon vollständig bewiesen werden. Die Bauweise der Pyramiden war sehr unterschiedlich. Die Stufenpyramide ist die älteste Form solcher Monumentalbauwerke (siehe auch Grabmal des Pharao Djoser). Der Architekt Imhotep schuf einen Bau, der sich von allen bisherigen Grabmälern durch seine Größe und Form abhob, um die Einzigartigkeit des Pharao zu demonstrieren. Auf der Form einer Mastaba aufbauend, wurden die Stufen kleiner, so dass eine einheitliche Pyramidenform entstand, die sich zur Spitze hin verjüngte und zum Himmel wies. Damit war der Gedanke der Pyramide geboren. Diese Bauweise wurde jahrhundertelang beibehalten.
Die Pyramiden des Alten und Mittleren Reichs wurden nach ihrer Fertigstellung außen mit feinem Kalkstein verkleidet, diese Verkleidung ist jedoch heutzutage weitgehend durch Steinraub zerstört. Größere Teile der Verkleidung sind bei der Knickpyramide sowie im oberen Teil der Chephren-Pyramide erhalten. Außerdem finden sich im Basisbereich der meisten Pyramiden erhaltene Verkleidungssteine, die beim Steinraub durch Schutt überdeckt und dadurch geschützt waren.
Vermessung beim Bau
Eine Pyramide steht auf einer genau ausnivellierten Fläche, deren horizontale Abweichung nicht größer als ein paar Zentimeter ist. Dazu wurde das Land zuerst planiert, hierauf wurden Gräben ausgehoben, die nach ihrer Fertigstellung mit Wasser ausgefüllt wurden. Das Wasser ermöglichte die Ausnivellierung der Basisfläche. Um das Bauwerk gegen Verschiebungen zu sichern, wurden die Ecksteine vertieft und die Fundamentsteine um zwei bis drei Grad nach innen geneigt. Die Eckpunkte der Pyramiden wurden sehr genau nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet, wozu sich die alten Ägypter der Sternbeobachtung bedienten. Wahrscheinlich wurde der Auf- und Untergang eines bestimmten Gestirns auf einer die Pyramide kreisförmig umgebenden Mauer beobachtet. Der Hauptgang zur Grabkammer führte im gleichen Winkel wie der zu nivellierende Stern in die Pyramide.
Wie war es nun möglich, dass die Baumeister der Pyramide bis zur Pyramidenspitze den Steigungswinkel exakt einhalten konnten? Wahrscheinlich haben sie die vier Grate und auch die endgültige polierte Verkleidung immer um einige Steinlagen vorausgebaut. Dies aber setzt eine sehr exakte Messtechnik voraus, da eine spätere Korrektur nahezu unmöglich erscheint.
Von zentraler Bedeutung war vermutlich das Lot, mit dem der Mittelpunkt des quadratischen Pyramidengrundrisses während des lageweisen Baufortschritts „hochgezogen“ wurde. Damit war eine genaue Kontrolle der Höhenlage über dem Ausgangsplateau und die horizontale Einmessung möglich. So ist in halber Pyramidenhöhe die horizontale Kantenlänge ebenfalls die Hälfte der Grundrisskantenlänge. Die Senkrechte ermöglicht eine genaue Einhaltung des Steigungswinkels und erlaubt auch Messungen in der Diagonalen.
Die Parallelität oberer Steinlagen zur Basis lässt sich durch Fluchtlinien in Ost- West- Richtung folgendermaßen herstellen: Morgens und abends fällt das Sonnenlicht horizontal ein. Dazu werden vertikale Fluchtstangen in Höhe des Plateaus aufgestellt. Sie ergeben mit der Sonne als Fixpunkt eine Gerade. Das Gleiche wird entsprechend dem Baufortschritt in der jeweiligen Höhenlage angelegt. Zeigt sich eine Übereinstimmung zwischen beiden Fluchten, so ist die Parallelität gegeben.
Nachträgliche Vermessung
Bei den meisten Pyramiden lassen sich die Kantenlängen der Basis direkt gut vermessen, jedoch nicht die Höhe, die durch die fehlende vollständige Verkleidungsschicht und Erosion nicht direkt zugänglich ist. Jedoch ist durch die Vermessung des Neigungswinkels der erhaltenen Seitensteine eine genaue Bestimmung der Pyramidenhöhe möglich, auch wenn der Pyramidenaufbau weitgehend zerstört ist. Bei Pyramiden, deren Verkleidung vollständig entfernt wurde oder niemals angebracht wurde, können sowohl Höhenangaben als auch Neigungswinkel nur geschätzt werden.
Arbeitskräfte
An dem Bau einer Pyramide waren mehrere tausend Arbeiter beschäftigt. So halfen beim Bau der Cheops-Pyramide vor Gizeh laut Überlieferung 70.000–100.000 Arbeiter, was allerdings nach heutigen Nachforschungen logistisch unmöglich erscheint. Es ist dagegen ziemlich sicher, dass in den Steinbrüchen und an der Pyramide „nur“ rund 8.000 Arbeiter beschäftigt waren.
Wenig Konkretes ist zu dem rechtlichen Status der Arbeiter beim Pyramidenbau bekannt. Der Großteil der Wissenschaftler geht heute davon aus, dass die Arbeiter im Alten Reich keine Sklaven waren. So fand man in Gräbern von Arbeitern Inschriften, in denen der Pharao verspricht, für den täglichen Bedarf der Arbeiter zu sorgen. Knochenfunde beweisen auch, dass die Arbeiter ärztlich versorgt wurden.[5].
Die Situation der Arbeiter könnte im Mittleren Reich hingegen anders gewesen sein. Auf dem Annalenstein Amenemhets II. wird berichtet, dass asiatische Gefangene bei der Pyramide des Herrschers eingesetzt wurden.[6] Von Inschriften auf der Pyramide von Sesostris I. erfährt man, dass vor allem Unterägypter zum Pyramidenbau eingesetzt wurden. Aus dem Mittleren Reich ist ein Arbeiterverteilungsamt bekannt, das für die Bereitstellung von Arbeitern und deren Versorgung zuständig war.
Steintransport
→ Hauptartikel: Theorien zum Steintransport beim Bau der ägyptischen Pyramiden
Die Steine für den Pyramidenkomplex von Gizeh wurden aus dem nahe gelegenen Makkatam-Gebirge geholt. Allein für die Cheops-Pyramide wurden 2,3 Millionen Steine mit je mindestens 2,5 Tonnen Gewicht verbaut. Für den Pyramidenbau wurden verschiedenste Steinsorten verwendet, z. B. Kalkstein, Granit und Sandstein. Wie die Steine an der wachsenden Pyramide emporgezogen wurden ist noch nicht ganz geklärt, es wird u. a. vermutet, dass die großen Steinblöcke auf einer sich spiralförmig um die Pyramide ziehenden Rampe hinaufgezogen wurden. Andere Rampenkonstruktionen sind denkbar, wobei am wahrscheinlichsten eine Kombination aus innen- und außenliegenden Rampen ist. Grund für die Rampenkonstruktion ist vor allem der Transport der bis zu 50 Tonnen schweren Steinplatten der Grabkammer. Eine Rampe muss daher in eine Höhe eines Drittels der Gesamthöhe geführt werden, um die Grabkammer zu erreichen. In dieser Höhe sind rund 80 % des Steinmaterials verbaut. Es ist davon auszugehen, dass mit den fehlenden 20 % Steinmaterial die Rampe gesetzt wurde. Diese wurde mit steigender Bauhöhe sukzessiv zurückgebaut, um das Rampenmaterial als Baustoff für den oberen Teil der Pyramide nutzen zu können. Rampen aus Sandschüttungen sind daher nicht wahrscheinlich. Eine weitere Theorie zieht die Nutzung von Maschinen in Betracht: Zwar wurden niemals Hebe- und Zugwerkzeuge für 40 Tonnen schwere Steinquader gefunden, jedoch gab es Funde von Werkstätten und Arbeitslagern, in denen vielleicht entsprechende Seilwinden hergestellt wurden. Insgesamt bleibt festzustellen, dass viele Theorien zum Pyramidenbau widerlegt sind und keine als endgültig bewiesen betrachtet werden kann.
Die Rampen
Große Rätsel geben die monumentalen Rampen auf, die nötig waren, um das Baumaterial in die erforderliche Höhe zu transportieren. Auch darüber gibt es mehrere Theorien. Eine neuere Theorie des Architekten Jean-Pierre Houdin geht davon aus, dass die Steine entlang eines Tunnels im Inneren der Pyramide transportiert wurden. Diese Rampe sei dann kontinuierlich mitgewachsen und führte spiralförmig unterhalb der vier Außenseiten empor. Die Ecken der Pyramide waren offen und die Steine konnten dort gedreht werden. Bei dieser Annahme entfallen die gewaltigen Mengen Baumaterial, die bei den alternativern seitlichen Rampen oder einer um die Pyramide sich herumwindenden Rampe notwendig gewesen wären. Nach archäologischen Belegen soll vor Ort gesucht werden.[7]
Nubische Pyramiden
→ Hauptartikel: Nubische Pyramiden
Die Funktion der Pyramide als Bestattungsstätte wurde später (ab ca. 800 v. Chr.) auch in Nubien übernommen. Hier sind insbesondere die Königsgräber von Meroë hervorzuheben.
Mesopotamische Zikkurate
→ Hauptartikel: Zikkurat
Eine Zikkurat (babylonisch „hoch aufragend, aufgetürmt“, „Himmelshügel“, „Götterberg“) ist ein pyramidenartiger Stufentempel in Mesopotamien. Etwa 25 solcher Bauwerke sind in Babylonien nachgewiesen. Die biblische Überlieferung des Turmbaus zu Babel geht möglicherweise auf einen solchen Bau zurück.
Mittelamerikanische Pyramiden
In Mittelamerika gab es mehrere Pyramiden, vor allem Stufenpyramiden, die zum Teil schon in der Präklassik (3000 v. Chr. bis 250 n. Chr.) errichtet wurden, wie die Pyramiden von Calakmul. Doch auch die Hochkulturen der Maya und Azteken errichteten Pyramiden (z. B. Templo Mayor und Chichén Itzá), die für den Opferkult genutzt wurden.
Weitere Pyramidenbauten
Auch im Römischen Reich wurden nach der Eroberung Ägyptens Pyramiden errichtet, die als Grabmal genutzt wurden. Ein Beispiel ist die heute noch erhaltene Cestius-Pyramide in Rom, die nach dem 12 v. Chr. verstorbenen und in der Pyramide begrabenen Prätors und Volkstribuns Caius Cestius Epulo benannt ist.
In Griechenland befindet sich die Pyramide von Hellinikon, die vermutlich aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. stammt.
Bei den Pyramiden von Güímar in Spanien handelt es sich um sechs rechteckig langgestreckte, pyramidenförmige Terrassenbauten aus mörtelfrei aufgeschichteten Lavasteinen. Sie befinden sich in der Gemarkung Chacona, die zur Stadt Güímar auf der Insel Teneriffa gehört. Während die Datierung in das 19. Jahrhundert durch archäologische Grabungen zweifelsfrei gesichert ist, konnte ihre ursprüngliche Funktion bisher nicht eindeutig geklärt werden.
Moderne Pyramiden
Ebenfalls werden und wurden in der Moderne noch Pyramiden gebaut.
Die wohl bekannteste ist die Glaspyramide im Innenhof des Louvre in Paris, die in den 1980er Jahren erbaut wurde.
In San Francisco gibt es einen Wolkenkratzer, der aufgrund seines pyramidenförmigen Aussehens Transamerica Pyramid heißt. Auch in Las Vegas findet man eine Pyramide, nämlich das Luxor Hotel and Casino.
Des Weiteren befindet sich eine Pyramide in Karlsruhe, welche 1823–1825 nach einem Entwurf Friedrich Weinbrenners erstellt wurde.
Siehe auch
- Liste der Pyramiden
- Liste der ägyptischen Pyramiden
- Übersicht der Maya-Pyramiden
- Nubische Pyramiden
- Theorien zum Steintransport beim Bau der ägyptischen Pyramiden
Literatur
- Hans Bonnet: Pyramide.. In: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Nikol Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 619f.
- Frank Müller-Römer: Pyramidenbau mit Rampen und Seilwinden: Ein Beitrag zur Bautechnik im Alten Reich. Dissertation, LMU München, 2008. Online Version
- Mohammed Z. Goneim: Die verschollene Pyramide. Eggers, Norderstedt 2006, ISBN 3-8334-6137-3.
- Zahi Hawass: Die Schätze der Pyramiden. Weltbild, Augsburg 2004, ISBN 3-8289-0809-8.
- Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Pyramiden. In: Kleines Lexikon der Ägyptologie. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0, S. 230-237.
- Christian Hölzl (Hrsg.): Die Pyramiden Ägyptens. Brandstätter, Wien 2004, ISBN 3-85498-360-3.
- Peter Jánosi: Die Pyramiden. Beck, München 2004, ISBN 3-406-50831-6.
- Erich Lehner: Wege der architektonischen Evolution – Die Polygenese von Pyramiden und Stufenbauten. Aspekte zu einer vergleichenden Architekturgeschichte. Phoibos-Verlag, Wien 1998, ISBN 3-901232-17-6.
- Mark Lehner: Geheimnis der Pyramiden. ISBN 3-8094-1722-X.
- Corinna Rossi: Pyramiden und Sphinx. Monumente ägyptischer Kultur. Belser, Stuttgart 2005, ISBN 3-7630-2265-1 (populärwissenschaftliche, leicht lesbare Gesamtdarstellung mit zahlreichen anschaulichen Illustrationen)
- Frank Müller-Römer: Der Bau der Pyramiden im Alten Ägypten. Utz Verlag, München 2011, ISBN 978-3-8316-4069-0.
- Rainer Stadelmann: Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder. Dritte Auflage. Verlag von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-1142-7.
- Miroslav Verner: Die Pyramiden. Rowohlt, Hamburg 1999, ISBN 3-499-60890-1.
- Miroslav Bárta, Vladimír Brúna : Satellite atlas of the pyramids – Abu Ghurab, Abusir, Saqqara, Dahshur. Dryáda, Prag 2006, ISBN 80-87025-01-6.
Weblinks
Commons: Pyramiden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Pyramiden Ägyptens, Pyramidenbau
- Architektur der Pyramiden
- Pyramidenbau
- A. Fodor: The Pyramids in Arabic Folk Beliefs
- Informationen zu Pyramide im BAM-Portal
- Karlsruher Pyramide im Stadtwiki Karlsruhe
Einzelnachweise
- ↑ K. Mendelssohn: Das Rätsel der Pyramide. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-216-X.
- ↑ I. E. S. Edwards: The Pyramids of Egypt. Penguin Books, London 1986, ISBN 978-0-14-013634-0.
- ↑ Patricia Blackwell, Gary and Richard Talcott: Stargazing in Ancient Egypt. In: Astronomy. Milwaukee Wis, Juni 2006, S.62-67.
- ↑ Hans Bonnet: Pyramide, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, S. 619f.
- ↑ Hermann Alexander Schlögl: Das Alte Ägypten: Geschichte und Kultur von der Frühzeit bis zu Kleopatra, S. 94ff
- ↑ H. Altenmüller, A. M. Moussa: Die Inschrift Amenemhets II. aus dem Ptah-Tempel von Memphis, Ein Vorbericht, In: Studien zur Altägyptischen Kultur 18 (1991), S. 36
- ↑ Cheopspyramide von innen heraus gebaut? in: Abenteuer Archäologie. Spektrum, Heidelberg 2007,3, 8. ISSN 1612-9954
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