Rosa Lila Villa

Rosa Lila Villa

Die Rosa Lila Villa ist ein österreichisches Lesben-, Schwulen- und Transgenderzentrum an der Linken Wienzeile im 6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf. Sie ist als Beratungs- und Veranstaltungsort, Gastronomie sowie als Wohnprojekt konzipiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Initiative zur Gründung der „Villa“, wie sie verkürzend genannt wird, wurzelt in der Hausbesetzerszene der späten 1970- und 80-er-Jahre und in der frühen Lesben- und Schwulenbewegung. Im Zuge anderer Hausbesetzungen in der Gasser- und Ägidigasse wurde 1982 das damals zum Abriss vorgesehene Haus an der Linken Wienzeile besetzt. Nach längeren Verhandlungen mit der Gemeinde Wien als Eigentümerin und der Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner, die sich für das Projekt einsetzte, wurde schließlich 1984 zwischen den als Verein „Rosa Lila Tip“ organisierten Aktivisten und der Stadt ein Vertrag zur „Instandbesetzung“, also zur Selbstverwaltung und Belebung des Objekts, auf 30 Jahre geschlossen[1]; dies obwohl die damals geltende Gesetzeslage die „Werbung für Unzucht mit Personen des gleichen Geschlechts“ (§ 220 öStGB) sowie „Verbindungen zur Begünstigung gleichgeschlechtlicher Unzucht“ (§ 221 öStGB) unter Strafe stellte.[2]

Das Gebäude wurde mit teils privater Initiative und teils öffentlicher Subvention generalsaniert und einerseits zu einem Zentrum für Beratung für homosexuelle und transgender Menschen, andererseits zu einem Gastronomiebetrieb und zu Gemeinschaftswohnungen aufgebaut.[3] Den damals aufgebrachten Schriftzug „1. Wiener Schwulen- und Lesbenhaus“ trägt die Villa in leicht abgewandelter Form („Lesben- und Schwulenhaus“) bis heute. Neben der HOSI, die mit dem Marsch durch die Institutionen einen anderen Weg des Diskurses gefunden hat, betreibt die Rosa Lila Villa seit ihrer Gründung politische Arbeit und Lobbying für nicht-heterosexuelle Menschen und ist eine der Wegbereiterinnen für die Emanzipation der Schwulen- und Lesbenbewegung Österreichs[4]. Mit dem Aufkommen des HI-Virus hat sich für die Villa auch in der AIDS-Arbeit und der Aufklärung über dieses Thema ein Betätigungsfeld gefunden.

Organisation

Neben dem Trägerverein ist die Villa heute in den Lila Tip, d. i. die Lesbenberatung, den Türkis Rosa Tippp, d. i. die Transsexuellen-, Schwulen- und Queerberatung und das Restaurant Willendorf unterteilt. Sie organisiert regelmäßige Veranstaltungen und Gruppentreffen und unterhält eine Bibliothek einschlägiger Werke. Ihr Selbstverständnis sieht die Villa in einem „utopischen Gegenentwurf zu den dominierenden Mainstreamkonzepten von Zwangsheterosexualität, Partriarchat und binärer Identitätskonstruktion“.[3]

Gegenstimmen und Kritik

Der ÖVP-Politiker Kurt Pint, ehemaliger Bezirksvorsteher des sechsten Wiener Gemeindebezirks, echauffierte sich über die „sittenverderbende Aufschrift“ an der Fassade der Villa; der FPÖ-Politiker Hilmar Kabas nannte die Villa ein „subventioniertes Bordell“.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Kulturrisse, Zeitschrift für radikaldemokratische Kulturpolitik, 02/2007
  2. Rechtskomitee Lambda
  3. a b Basisgruppe Theater-, Film und Medienwissenschaft
  4. Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum
48.19337416.353868

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