Römermuseum Tulln

Römermuseum Tulln
Der Eingang zum Museum im ehemaligen Dominikanerinnenkloster

Das Römermuseum Tulln in Tulln an der Donau (Niederösterreich) widmet sich hauptsächlich der Geschichte sowie Ausstellung und Präsentation von Funden aus Kastell und Zivilsiedlung (vicus) von Comagena.

Das 1928 gegründete Museum wurde 2001 im Priorat des ehemaligen Dominikanerinnenstiftes neu eingerichtet. Die u.a. von Prof. Hanns Jörg Ubl (Österr. Bundesdenkmalamt) mitgestalteten Ausstellungsräume zeigen anhand von Ausrüstungsgegenständen, Militärdiplomen und Inschriften die militärgeschichtliche Bedeutung dieses antiken Reiterkastells. Die verschiedenen Tätigkeiten der Garnisonstruppen werden anschaulich in Zinnfigurendioramen dargestellt. Eine große Anzahl von Funden aus Zivilsiedlung und Gräbern ergänzen diese umfassende Ausstellung. Es besteht die Möglichkeit, zu Beginn eine 15-minütige Ton-Dia-Schau über das Leben im Kastell Comagena zu sehen.

Vor dem Museumseingang am Marc-Aurel-Park 1b ist unter anderem eine Statue des Jupiter Dolichenus aufgestellt, dessen Kult vermutlich von der ersten Besatzungstruppe des Kastells, der ala I Commagenorum aus Kleinasien mitgebracht wurde.

Inhaltsverzeichnis

Struktur

Die Ausstellungsfläche des Museums gliedert sich in vier Räumlichkeiten (drei Gänge und ein Gewölbesaal).

  • Im großen Gewölbesaal wird das militärische Leben an der norischen Donaugrenze und auch das Rekrutierungsgebiet (Königreich Kommagene) der ersten nachweisbaren Besatzungstruppe, der ala I commagenorum, dargestellt, weiters deren Bewaffnung (Figurinen) sowie Originalfunde von römischen Waffen, Münzen und Gegenstände des täglichen Gebrauches gezeigt.
  • Im dritten Gangraum werden Funde aus den römischen Gräberfeldern präsentiert. An der Stirnwand ist die Nachbildung einer Doppelbestattung mit Originalbeigaben zu sehen. Darunter ein Ziegelplattengrab sowie Urnengräber und eine Brandbestattung.

Zu den bedeutendsten Funden des Museums zählen die Reste einer Bauinschrift, in der der Name des Kastells erwähnt wird. Ein Modell macht die Position des Lagers unter dem Areal der heutigen Stadt Tulln ersichtlich. Zahlreiche Funde (Gläser, Schmuck, Keramik, Inschriften, Reste von Grabbauten, ein großer Hortfund von Münzen) dokumentieren das Leben der Zivilbevölkerung im antiken Comagena. Die Ausstellung endet mit Funden aus der Spätantike, die teilweise von ärmlicher Qualität sind. Zu dieser Zeit hatte sich das Kastell schon in ein ziviles Oppidum gewandelt und jede militärische Bedeutung verloren. Am Ende der römischen Herrschaft taucht der heilige Severin in Noricum auf und macht bei seinen Reisen durch die Provinz auch mehrmals in Comagena Station.

Ausstellung

Baudenkmäler und Ausgrabungen

Der eindrucksvollste sichtbare Überrest des Lagers ist der Salzturm, ein nahezu vollständig erhaltener valentinianischer U-Turm des späten 4. Jahrhunderts, er befindet sich nahe dem Donauufer, an der Ecke Nibelungengasse/Wassergasse.

In den Kellern von einigen Häusern an der Wienerstraße sind die Mauerreste der südlichen Lagerumwehrung (Wehrmauer und südwestlicher Eckturm) erhalten geblieben.

Die Grundmauern des südöstlichen Eckturmes wurden im Hof der Sporthauptschule in der Bonvicinistraße konserviert und mit einem Schutzbau umgeben. Der Turm ist nur mit Führung zugänglich. Im ehemaligen Garten des Krankenhauses, an der Ostseite des Museumsgebäudes haben sich weiters die Reste der porta principales dextra (Osttor), zugänglich von der Zant-Allee, erhalten. Die Mauern wurden restauriert und konserviert und werden seit 2001 in einem größtenteils verglasten Schutzbau präsentiert. Das Panoramabild an der Rückwand vermittelt einen Blick in das Lagerinnere zur Zeit des 2. Jahrhundert n. Chr..

Die Ausgrabungen unter dem Minoritenkloster sind im Tullner Stadtmuseum in der Ausstellung „Tulln unter der Erde-Stadtarchäologie in Tulln“ zu besichtigen.

Etwa 2 km außerhalb von Tulln, an der Straße nach Königstetten, steht (noch am seinem Originalstandort) ein römischer Meilenstein. Dieses als Nietzinger Meilenstein bekannte Denkmal stand einst an der Straße die Vindobona (Wien), Comagena und Aelium Cetium (St.Pölten) miteinander verband. Er wurde zur Zeit des Kaiser Macrinus (217/218) gesetzt und zeigte die Entfernung von Aelium Cetium (26 Meilen) an. Seine Inschrift ist heute allerdings nicht mehr lesbar. Eine Kopie dieses Steines, samt vollständiger Inschrift, steht im Kreisverkehr am Severinsplatz.

Quellen

  • Herwig Friesinger, Fritz Krinzinger: Der Römische Limes in Österreich, Führer zu den Archäologischen Denkmälern, Wien 1997, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, S.230,

Folder:

  • Römisches Tulln, Ein Führer durch das Römermuseum und zu den römischen Bauten im Stadtbereich,
  • Römermuseum Tulln

Weblinks

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