- Chorbischof
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Ein Chorbischof oder Chorepiskopos ist ein Priester der Altorientalischen Kirchen mit bischöflicher Würde.
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Chorbischof war eine Bezeichnung für den Bischof des Landes (griechisch χωρα) im Gegensatz zum Bischof einer Stadtgemeinde.
Bereits im 3. Jahrhundert hatte der Chorepiskopos eine Funktion als Landbischof (Bischof auf dem Land) [1] für die Weihe der Lektoren und für die Entscheidung der Rechtsfragen inne;[2] er war dem jeweiligen Stadt- und Metropolitanbischof unterstellt.[3] [4]
Der Begriff Chorbischof wurde zuerst in den Synodalkanones des 4. Jahrhunderts erwähnt; dort wollte man dieses Amt zurückdrängen und seine Abhängigkeit von den Stadtbischöfen betonen. Der Kanon 6 der Synode von Serdika verbietet es, Bischöfe einzusetzen, wenn Priester in kleinen Städten und Dörfern ausreichen.
Aus vielen Quellen ist vom 6. bis zum 18. Jahrhundert der Titel „Chorbischof“ u.a. in bayerischen Diözesen, in Trier, Langres usw. bezeugt. Unter einem Chorbischof (lateinisch episcopus missus) verstand man in jener Zeit einen besonders mit Missionsaufgaben versehenen Bischof ohne festen Amtssitz.[5]
Bei der Karantanenmission am Ende des 8. und zu Beginn des 9. Jahrhunderts scheinen Chorbischöfe als Missionare eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Schon im Jahre 798 erteilte der König dem Salzburger Erzbischof Arno die Weisung, zu den Karantanen und zu den Awaren Missionare zu senden. Die Salzburger „Bekehrungsgeschichte“ berichtet, dass Unterpannonien - das Gebiet zwischen der Raab, Donau und Drau - dem Salzburger Bistum als Missionsland übertragen wurde. Um 799 sandte Erzbischof Arno den Chorbischof Deoderich nach Karantanien (Kärnten) mit dem Auftrag, auch Pannonien als Sprengel des Erzbistums zu missionieren.[6]
Aus dem 18. Jahrhundert stammt folgender Beleg: Heinrich Ferdinand von der Leyen zu Nickenich († 8. Mai 1714) ist im Dom zu Mainz beigesetzt, in seiner Grabinschrift findet sich der Titel „Chorbischof“.[7]
In der Syrisch-Orthodoxen Kirche hat die Heilige Synode 1998 festgelegt, das in einigen Diözesen seit einem Jahrzehnt außer Kraft getretene Gesetz über die Ordination eines Chorepiskopats wieder einzuführen. Dabei soll ihm kein Amt angetragen werden; ebenso wenig erfolgt damit eine Ernennung zu einem Bischof, gleichwohl eine begrenzte Verleihung einer bischöflichen Würde.[8] Der Chorepiskopos soll lediglich ranghöchster Priester seiner Stadt, vornehmlich ländlichen Region, sein.[2] Oftmals erfolgt die Ernennung mit der Bestellung zu einem Patriarchalvikar.
Die äußeren Insignien sind ein Brustkreuz und ein Taillenbund in Lila. Das während eines Gottesdienstes angelegte Gebetsgewand („Gulto“) hat innenseitig die Farbe Lila.[2]
Der Chorepiskopos wird in der Armenisch Apostolischen Kirche als „Aufseher der Eparchie“ angesehen.[9]
Der Titel „Chorbischof“ wird heute durch verschiedene Ostkirchen verdienten Priestern des eigenen oder eines fremden Ritus ehrenhalber verliehen.
- J. Parisot: Les chorévêques. In: Revue de l’Orient Chrétien 6 (1901) 157-171. 419-443.
- F. Gillmann: Das Institut der Chorbischöfe im Orient, München 1903.
- R. Amadou: Choréveques et Periodeutes. In: L'Orient Syrien 4 (1959) 233-241.
- E. Kirsten: Art. Chorbischof. In: Reallexikon für Antike und Christentum 2 (1954) 1105-1114;
- Clemens Scholten: Der Chorbischof bei Basilius. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 103 (1992) 149ff.
- ↑ Carl Andresen: „Die Kirchen der alten Christenheit, Band 1“, Kohlhammer 1971, Seite 122
- ↑ a b c Gabriel Rabo: „Die Heilige Synode der Syrisch-Orthodoxen Kirche tagte in Damaskus“
- ↑ J. G. Nehr: „Geschichte des Pabstthums. T. 1-2“, Weygand Leipzig 1801/02, Seite 25
- ↑ Otto Seeck: „Entwicklungsgeschichte des Christentums“, Metzler 1921, Seite 391
- ↑ http://www.sbg.ac.at/ger/samson/rvws2003-04/rohr2003.pdf, S. 2
- ↑ http://www.ungarndeutsche.de/pannonien.html
- ↑ Pfarrgemeinde St. Arnulf, Nickenich
- ↑ „Bibliothek der Kirchenväter, Band 6“, Seite 57
- ↑ Werner Diem, Abdoldjavad Falaturi: XXIV. Deutscher Orientalistentag, F. Steiner 1990, Seite 119
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