Schloss Vetschau

Schloss Vetschau
Schloss Vetschau
Kavaliershaus
Schlosspark
Altes Gewächshaus

Das Schloss Vetschau ist ein im Stil der Renaissance errichtetes Schloss in Vetschau/Spreewald und Sitz der örtlichen Stadtverwaltung.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Das dreigeschossige, auf einer kleinen Anhöhe stehende Gebäude gruppiert sich um einen kleinen rechteckigen Innenhof. Das heutige Erscheinungsbild des ab 1538 erbauten Schlosses geht auf Umbauten in den Jahren 1860 bis 1870 zurück. In dieser Zeit entstand die Gliederung des Baukörpers durch Lisenen sowie der zur Stadt zeigende Mittelrisalit, welcher von Pilastern eingerahmt wird. Über dem Mittelrisalit erhebt sich ein achtseitiger in Fachwerkbauweise im 18. Jahrhundert errichteter Turm. Der mit einer Laterne versehene Turm wird von einer Haube bekrönt. Das Dach des Schlossgebäudes ist als Mansarddach ausgeführt.

Im Innenhof befindet sich am nördlichen und südlichen Seitenflügel eine auf hölzernen Säulen ruhende Arkade. Zum ersten Obergeschoss des Westflügels führt eine neobarocke Freitreppe.

Auf Grund veränderter Nutzungen wurde das Innere des Gebäudes mehrfach verändert. In einem der Räume im Erdgeschoss gibt es ein noch aus dem 16. Jahrhundert stammendes Netzgewölbe. Das Vestibül ist mit Wandvertäfelungen und einem Keramikbrunnen versehen und entstand in dieser Form erst 1920. Im ersten Obergeschoss des Gartenflügels befindet sich ein dreiachsiger Saal mit Stuckdecke, Kamin und kanelierten Wandpilastern. Die historische Ausstattung dieses als Rittersaal bezeichneten Raums erfolgte nach 1880. Im Saal steht auch ein Steinway-Flügel aus dem Jahr 1920.

Nordöstlich des Hauptgebäudes steht das Kavaliershaus. Beide Gebäude sind von einem Wassergraben umgeben, der vom westlich vorbeilaufenden Vetschauer Mühlenfließ gespeist wird. Südlich des Schlosses, außerhalb des Grabens, gibt es eine alte Gärtnerei und ein Stallgebäude. Beide Gebäude sind derzeit (Stand Sommer 2009) in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Im Schlosspark befindet sich ein Denkmal für den sorbischen Maler Wilhelm Schieber. Bemerkenswert ist auch der alte Baumbestand, zu dem auch Magnolien, Platanen und Sumpfzypressen gehören.

Geschichte

Am Standort des heutigen Schlosses befand sich ursprünglich ein von Sümpfen umgebener slawischer Ringwall. Markgraf Gero ließ im 10. Jahrhundert auf den Resten der Wallanlage eine Wasserburg errichten, die der Kontrolle der hier entlang laufenden Salz- und Heerstraße diente. Die Burg soll auf 11 Meter tief in den Boden gerammten Eichenpfählen ruhen. Der einzige Zugang zur Burg verlief über eine Zugbrücke, deren Standort durch die noch heute vom Schloss zum Parkplatz führende Brücke markiert wird. Im Jahr 1538 erwarb Eustachius I. von Schlieben die Burg. Die Burg wurde bis auf ihre Grundmauern abgerissen und an ihrer Stelle ab 1540 das heute noch erhaltene Renaissanceschloss errichtet. Der Schlosspark wurde neu gestaltet und eine Schlossgärtnerei eingerichtet. Beim Neubau des Schlosses kam als Baumaterial die Teile der alten Anlage zum Einsatz. Vor dem Schloss befanden sich noch zwei steinerne Gebäude und das die Zugbrücke bewachende Torhaus. In den Jahren 1540 bis 1688 blieb das Schloss im Besitz der Familie von Schlieben, bis 1879 gab es dann jedoch 16 Wechsel des Besitzers. Im Jahr 1720 erhielt das Schloss den kleinen heute noch vorhandenen Turm. 1721 wurde Herzogin Emilie Agnes von Sachsen-Weißenfels-Drehna Eigentümerin. Sie plante das Schloss vollständig abzureißen und ein neues Gebäude zu bauen. Der Plan wurde jedoch nicht umgesetzt, es fanden nur Umbauarbeiten statt. Sie ließ in der oberen etage die Gewölbe entfernen. Eine Wendeltreppe aus Stein, die von der ehemaligen Schlosskapelle in den Keller führte wurde zugemauert. 1879 erwarb Hermann Albert Graf zu Lynar das Anwesen und ließ grundlegende Umbauarbeiten durchführen. Die Durchfahrt zum Innenhof wurde um 1900 zur Diele umgestaltet, die Arkaden zugemauert und dem Rittersaal ein neues Erscheinungsbild gegeben. Auf die Turmspitze setzte man eine Wetterfahne mit Kugel. Der Park wurde im Stil eines englischen Landschaftsparks gestaltet. Ein bis zu dem Umbauten im Schloss stehendes Tor mit den Initialen des Grafen Lynar wurde zum Haus Markt 32 in der Vetschauer Altstadt umgesetzt.

Die Lynars verkauften das Schloss 1913. Ein Jahr später erwarb es der Rittergutsbesitzer Schwarzenberg, der es 1920 an die Stadt Vetschau verkaufte. Seitdem ist es als Rathaus in Benutzung. Der Bürgermeister Vetschaus wohnte in der ersten Etage. Um den nun auch für Magistratssitzungen genutzten Rittersaal direkt von außen erreichen zu können, wurde vom Hof des Schlosses aus eine Freitreppe gebaut. Die Umbauarbeiten wurden von dem in die USA ausgewanderten Vetschauer Bürger Richard Hellmann finanziell unterstützt. Die Einweihung des Saals fand am 23. Oktober 1931 statt. Mit dem Bau der Bundesautobahn 15 ging der südliche Teil des Schlossparks verloren.

Während der Zeit der DDR wurde der Innenhof mit einem neuen Putz versehen. Zugleich entfernte man eine eiserne, in die erste Etage führende Wendeltreppe. Der Rittersaal bekam 1966 einen neuen Farbanstrich, wobei allerdings die historischen Wandgemälde abgewaschen wurden. 1971 erhielt schließlich die Außenfassade einen neuen Putz. In den 1990er Jahren wurde das Dach komplett neu eingedeckt, 2002 erfolgte eine Fassadensanierung und Erneuerung der Fenster. Seitdem hat das Schloss wieder seine barockgelbe Farbgebung. Auch die Turmspitze samt Wetterfahne wurde restauriert. Die Sanierung des Innenhofes folgte im Jahr 2004. Auch die Arkaden wurden wieder freigelegt. 2008 wurde die Brücken im Schlosspark saniert. Im Schloss ist auch eine kleine Heimatstube untergebracht. Der Rittersaal wird häufig für Trauungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Einer Legende nach soll es zwischen dem Schloss und der Wendisch-Deutschen Doppelkirche einen unterirdischen Gang geben.

Literatur

Weblinks

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