Schwerter und Hefte des Timor-Typ

Schwerter und Hefte des Timor-Typ

Die Schwerter und Hefte des Timor-Typ sind eine Schwert- und Heftart von den Timor-Inseln in Indonesien.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Diese Schwerter werden ausschließlich auf den Timor-Inseln Alor, Pantar, Roti, Sawu, Timor und Wetar benutzt. Sie unterscheiden sich von anderen Schwertern der Region nur durch die Form ihrer Hefte. Die Hefte der Schwerter sind fast immer aus Horn gearbeitet.

Typ A

Man findet diesen Typ im gesamten Timor Gebiet. Die Knäufe bestehen aus Horn. Sie biegen vom Heft ab und sind oft stark verbreitert und triangelförmig gearbeitet. Bei vielen Versionen ist ein großes "Auge" ausgearbeitet. An den abgeflachten Seiten sind meist Bohrungen angebracht, in denen eine Dekoration aus Ziegenhaaren angebracht ist. Diese Haare sind meist Schwarz oder auch Rot eingefärbt. Zur Dekoration sind oft geometrische Schnitzereien angebracht, die linien- oder kreisförmig, aber auch kabelförmig sind. Eine seltene Version ist, wenn auf der abgeflachten, breiten Seite des Knaufes ein Muster gearbeitet ist, das den Stufen einer Treppe gleicht. Hierbei ist die Oberseite des Knaufes leicht abgerundet (Bild:Typ A.1).

Typ B

Man findet diesen Typ auf der Pantar- Alor- und Wetar-Insel. Der Typ B ist eine Version des Typs A. Die triangularen Knäufe sind mehr "gekippt" gearbeitet als bei Typ A. Bei den Schwertern von Alor und Wetar ist die äußere Kante des triangularen Knaufes meist parallel mit der Klinge laufend. Bei Versionen von Pantar ist das Heft längergezogen als bei denen von Alor und Wetar, während das obere Ende des Knaufes stumpfer gearbeitet ist. Das zentral gelegene "Auge" auf dem Knauf ist bei diesen Versionen oft in einer Rosetten- oder Blumenform gestaltet. Bei den Schnitzereien ist auf Alor ein kreisförmiges Muster, auf Wetar ein diamantförmiges Muster bevorzugt. Beim Typ B werden ebenfalls Haardekorationen gebräuchlich, jedoch wesentlich seltener als bei den Versionen von Typ A. Die Schnitzereien sind im gesamten weniger phantasievoll. Die Klingen der Schwerter sind vor Ort produziert und immer gerade. Sie können vom Heft zum Ort gleichbleibend breit sein oder aber am Heft schmal und zum Ort hin verbreitert. Der Klingenrücken verläuft in einem Bogen zum Ort. Die Scheiden sind zweiteilig und bestehen aus Holz. Sie werden mit Rattanschnüren zusammengehalten. Die Ortöffnung (Scheidenmund) ist verbreitert und als Vorsprung zur Schneidenseite hin ausgearbeitet. Auf Alor und Wetar ist dieser Vorsprung rechteckig, auf Pantar ist das Ende dieses Vorsprunges in der Form von Federn oder Locken geschnitzt. Diese Schwerter werden auch "Rugi" genannt.

Typ C

Diesen Typ findet man in Zentral-Timor. Bei diesem Typ ist das Heftende in der Form eines stark stilisierten Vogel- oder Hahnenkopfes gearbeitet. Das Heft ist zur Schneide hin leicht abgebogen. Der hervorragendste Punkt ist der Schnabel an dem Kopf. An der Oberseite ist eine Art Hahnenkamm ausgearbeitet. Eine geschnitzte Linie umgibt oft den gesamten Kopf. Das "Auge" des Vogels ist oft durch eine kleine Silbermünze dargestellt. Die Klinge dieser Schwerter stammen oft aus englischer-, portugiesischer- oder holländischer Produktion. Gerade Klingen sind am häufigsten. Die Scheiden sind zweiteilig, bestehen aus Holz und werden meist mit silberfarbigen Metallbändern zusammengehalten. Bei moderneren Versionen werden Bänder aus Aluminium benutzt. Der Ortbereich der Scheiden ist schmal gearbeitet, während der Scheidenmund verbreitert ist. Der Scheidenmund und der Ortbereich sind gleich breit.

Typ D

Diesen Typ findet man in Süd-West Timor. Der Knauf ist in der Form eines stilisierten Tierkopfes gearbeitet. Bei besonders stilisierten Abbildungen fehlt eine Ausarbeitung des Maules. Das Heft ist im Querschnitt meist rund oder oval, und im Bereich der Schneide verdickt und mit einer Heftzwinge an der Klinge befestigt. Der Knauf ist zur Schneide hin leicht abgebogen. Das markanteste Bestandteil des Heftes ist eine muschelförmige Verbreiterung auf dem Heftrücken, an der Stelle, an der die Krümmung beginnt. Die Klingen dieser Version sind oft kurz bis sehr kurz. Zur Herstellung dieser Klingen werden oft gebrochene Schwert- oder Säbelklingen benutzt. Meist sind die Klingen gebogen. Gerade Klingen sind seltener im Gebrauch. Die Scheiden sind aus Holz, zweiteilig und werden mit silberfarbigen Metallbändern oder Bändern aus Messing zusammengehalten. Der Ortbereich ist flach, während der Scheidenmund triangulär verbreitert ist. Oft ist an dieser Verbreiterung ein v-förmiger Einschnitt ausgearbeitet. Die Scheide wird oft an einem Gürtel befestigt, der über der Schulter getragen wird. Das Schwert hängt bei dieser Trageweise unter der Achsel.

Typ E

Diesen Typ findet man auf den Inseln Savu und Roti. Genau wie alle Hefte der Timor-Gruppe werden diese auch aus Horn gearbeitet, mit dem Unterschied, dass diese Hefte einen gelblichen Farbton anstatt dem schwarzen der anderen Versionen haben. Das Heft ist sehr kurz gehalten und an der Klinge ringförmig verbreitert. Am Knauf ist es fast quadratisch gearbeitet, flach und stark verbreitert. Es hat starke Ähnlichkeit mit einer Flagge. Auf der Seite, die zur Schneide hin zeigt, sind geschnitzte, federförmige Schnitzereien ausgearbeitet. Die Zwischenbereiche der "Federn" sind v-förmig gearbeitet, in der Mitte befindet sich ein "Auge". Der Knauf ist oft, wie bei anderen Versionen mit Haarbüscheln verziert. Auf den flachen Seiten sind kreisförmige Schnitzereien ausgearbeitet. Die Klingen sind immer gerade. Der Klingenrücken läuft in einem Bogen zur Schneide. Die Scheiden sind zweiteilig, bestehen aus Holz und sind mit Rattan befestigt. Die Rattanbindung kann über die gesamte Länge der Scheide laufen oder durch Schnitzereien unterbrochen sein. Der Scheidenmund ist oft verbreitert. Der Scheidenmund kann im ganzen verbreitert gearbeitet sein, so dass sein Durchmesser den der Scheide weit übertrifft. Die Verbreiterung ist oft dekorativ geschnitzt, aber in dem Fall immer mit den gleichen Schnitzarbeiten wie auf dem Heft. Der Ortbereich der Scheide ist verbreitert und biegt zur Schneidenseite hin ab. Auf Savu wird dieser Schwerttyp "Hemola" genannt, auf Roti "Tafa".

Es gibt noch einen anderen Typ, der aber in die Typisierung nicht aufgenommen ist. Dieser Typ hat ein pistolenförmiges Heft. Die Scheiden sind zweiteilig und werden mit silbernen Metallbändern zusammengehalten. Die Klingen sind meist säbelförmig gebogen. Das Heft und die Scheide sind nicht verziert.

Die Hefte und Scheiden dieser Schwertypen werden von professionellen Holzschnitzern gearbeitet und zeugen von einem hohen, künstlerischen Handwerkskönnen [1]

Bildergalerie

Einzelnachweise

  1. Albert G. van Zonneveld, Traditional weapons of the Indonesian archipelago, Verlag C. Zwartenkot Art Books, 2001, Seite 137-139, ISBN 978-90-5450-004-9

Weblinks

 Commons: Indonesische Schwerter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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