- Soft Power
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Soft Power (im deutschen auch als weiche Macht bezeichnet) ist ein von Joseph Nye geprägter politikwissenschaftlicher Begriff, der die politische Machtausübung (insbesondere die Einflussnahme in den internationalen Beziehungen) auf Grundlage kultureller Attraktivität, der Ideologie und auch mit Hilfe Internationaler Institutionen beschreibt.[1] Zentrales Merkmal der Soft Power ist die Machtausübung durch die Beeinflussung der Ziele politischer Akteure, ohne dass dazu (wirtschaftliche) Anreize oder (militärische) Bedrohungen eingesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Konzeptualisierung
Der Begriff Soft Power wird von Nye in Abgrenzung und als Gegensatz zur Hard Power, die ökonomische und militärische Stärke voraussetzt und auf der Grundlage von (ökonomischen) Anreizen oder (militärischen) Bedrohungen besteht, entwickelt. Soft Power wird als, neben Hard Power weiterer, indirekter Weg politischer Machtausübung beschrieben.[2] Soft Power ist auf die Fähigkeit (politischer Akteure) gestützt, die politischen Präferenzen anderer Akteure zu beeinflussen. Diese Fähigkeit zur Beeinflussung und Formung politischer Präferenzen ist, entsprechend der Konzeptualisierung Nyes und im Unterschied zur Machtausübung auf Grundlage von wirtschaftlichen und militärischen Anreizen und Bedrohungen, eng an immaterielle Werte gebunden. Bedeutend dabei ist, dass diese Werte auf Andere eine anziehende Wirkung entfalten oder sogar geteilt werden. Ressourcen der Soft Power sind dementsprechend Werte, die eine solche Anziehung hervorrufen;[3] Nye zeigt drei primäre Quellen der Soft Power von Staaten auf: die Kultur, die politischen Werte und die auswärtige Politik.[4] Jürgen Hartmann macht Religion und Sprache als von jeher bedeutende Quellen der Soft Power aus, in der Neuzeit zudem auch Wissenschaft und Technik.[5] Auf dieser Grundlage stellt die Soft Power die Fähigkeit politischer Akteure, womit im internationalen Kontext zumeist Staaten gemeint sind, dar, andere Akteure dazu zu bewegen, denselben politischen Willen zu entwickeln und folglich dieselben Ziele zu verfolgen, wie man selbst.[6] Nyes Konzept entsprechend, ist die Soft Power von jeher ein Schlüsselelement politischer Führung. Das Zusammenspiel von Soft und Hard Power kann nach Nye sowohl gegenseitig bestärkend als auch gegenseitig beeinträchtigend sein. [3] Die Fähigkeit eines Akteurs zur erfolgreichen Kombination von Soft Power und Hard Power benennt Nye als Smart Power. [7]
Begriffsgeschichte
Nye hat den Begriff Soft Power in seiner 1990 erschienenen Monographie Bound to lead: the changing nature of American power eingeführt und in seinem 2004 erschienenen Buch Soft Power: The Means to Success in World Politics weiterentwickelt. Insbesondere im politikwissenschaftlichen Teilbereich Internationale Beziehungen ist der Begriff inzwischen etabliert, wobei man sich zumeist auf die von Nye gegebene Definition bezieht. Zunehmend findet der Begriff auch in der Presseberichterstattung Anwendung.[8]
Literatur
- Joseph S. Nye: Soft Power, in: Foreign Policy (1990), 80 (3), 153-171 (PDF-Datei)
- Joseph S. Nye: Bound to Lead: The Changing Nature of American Power, New York: Basic Books, 1990
- Joseph S. Nye: Das Paradox der amerikanischen Macht. Warum die einzige Supermacht der Welt Verbündete braucht, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 2003
- Joseph S. Nye: Soft Power. The means to success in world politics, New York: PublicAffairs, 2004
- Joseph S. Nye: The Powers to Lead, Oxford, New York: Oxford University Press, 2008
- Andreas Sommeregger: Soft Power und Religion. Der Heilige Stuhl in den internationalen Beziehungen, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2011; ISBN 978-3-531-18421-0
Einzelnachweise
- ↑ vgl.: Stanly R. Sloan und Heiko Borchert: Hard Power und Soft Power: Plädoyer für einen neuen Transatlantischen Vertrag, in Thomas Jäger, Alexander Höse, Kai Oppermann (hrsg): Transatlantische Beziehungen: Sicherheit – Wirtschaft – Öffentlichkeit, VS Verlag, 2005, S. 523f
- ↑ vgl.: Joseph S. Nye: Bound to Lead: The Changing Nature of American Power, Basic Books, 1990, S. 31ff
- ↑ a b vgl.: Joseph S. Nye: The Benefits of Soft Power, 2004. abgerufen am 7. Juni 2009
- ↑ Joseph S. Nye: Soft Power. The means to success in world politics, PublicAffairs, New York, 2004, S. 11
- ↑ Jürgen Hartmann: Internationale Beziehungen, VS Verlag, 2009, S. 63
- ↑ vgl.: Alexander Höse: Selling America: Die Public Diplomacy der USA vor dem Irakkrieg 2003, in Thomas Jäger und Henrike Viehrig (hrsg): Die amerikanische Regierung gegen die Weltöffentlichkeit?, VS Verlag, 2008, S. 81
- ↑ Geraldo Zaharan und Leonardo Ramos: From hegemony to soft power: implications of a conceptual change, in Inderjeet Parmer und Michael Cox (hrsg): Soft power and US foreign policy: theoretical, historical and contemporary perspectives, Routledge, New York, 2010, S. 25
- ↑ „Soft Power“ Google News Archive Search abgerufen am 7. Juni 2009
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