- Special Olympics National Games
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Die Special Olympics National Games sind in Deutschland die größte Sportveranstaltung für geistig behinderte Menschen. Die Spiele sind Teil der internationalen Special Olympics-Bewegung. Sie finden seit 1998 regelmäßig statt.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Ziele
Die Geburtsstunde der Special Olympics National Games lag im Jahr 1968 und ist auf Eunice Kennedy-Shriver zurückzuführen. Am 3. Oktober 1991 wurde "Special Olympics Deutschland" e.V. (SOD) gegründet. Ziel ist es Kindern und Erwachsenen mit geistiger Behinderung durch ganzjähriges, regelmäßiges Sporttraining und Wettbewerbe in einer Vielzahl von Sportarten Zugangs- und Wahlmöglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu schaffen. Die ersten von SOD veranstalteten nationalen Sommerspiele fanden 1998 in Stuttgart statt. Es folgte ein kontinuierlicher Zuwachs von Athleten sowie regionalen und nationalen Veranstaltungen. Die Spiele wurden weiterentwickelt, indem z.B. neue Sportarten eingeführt wurden. Die Wettbewerbe sollen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene organisiert werden, um möglichst viele Menschen mit geistiger Behinderung zu regelmäßigem Sporttreiben anzuregen. Dafür werden Kooperationen mit Sportverbänden gesucht.
Organisationsstruktur
Veranstalter der Spiele ist "Special Olympics Deutschland", die nationale Organisation der Special Olympics International. Das Präsidium von SOD arbeitet als ehrenamtliches Führungsorgan, das den Verein nach innen und außen vertritt. SOD hat seine Bundesgeschäftsstelle in Berlin, in dieser setzen die Mitarbeiter die Richtlinien des Präsidiums um.
Für die Organisation der Spiele wird ein Organisationskomitee mit einem verantwortlichen Lenkungsausschuss gebildet. Der Lenkungsausschuss ist das strategisch politische Organ. Es ist strukturell und personell in SOD eingebunden, hat jedoch durch die Stadt als Geldgeber und die Vertreter des Landesverbandes eine gewisse Autonomie. Übergreifend wird er vom Organisationskomitee beraten. Es ist das repräsentative Organ, das Verbindungen zur Organisationsumwelt herstellt und sich aus SOD, Landesvertretern, Landessportbund, Medienpartnern etc. zusammensetzt.
Für die Organisation am Veranstaltungsort der SONG richtet die Bundesgeschäftsstelle eine weitere Geschäftsstelle ein – das National Games Büro. Dieses übernimmt verschiedene Aufgabenbereiche wie Logistik, Wettbewerbe, Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit.
Dramaturgie
Durch die Anerkennung der Special Olympics vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) können olympische Programme aufgegriffen werden. Darunter fallen Fackellauf, Eröffnungszeremonie mit Fahne/Hymne/Flamme, Siegerehrungen, ein Olympic Town, die Abschlussfeier sowie die Durchführung von Kongressen. In Großveranstaltungen wie Eröffnungs- und Abschlussfeier, Athletendisco oder im Olympic Town verbindet das gemeinsame Erleben die Athleten. Die verschiedenen Sportarten, das Wettbewerbsfreie Angebot, die Förderprogramme und der Kongress werden unter einem Motto („In jedem von uns steckt ein Held!“) integriert und optisch ausgestaltet.
Eine Zeremonie, die sich von den Olympischen Spielen unterscheidet, ist die Siegerehrung. Bei den SONG ist jeder Teilnehmer ein Sieger und wird geehrt, gemäß dem Special Olympics Eid: „ Lasst mich gewinnen! Doch wenn ich nicht gewinnen kann, so lasst mich mutig mein Bestes geben!“.
Sport- und Rahmenprogramm
Sportstätten
Die sportlichen Aktivitäten werden in Sportstätten durchgeführt, die möglichst internationalen Standards entsprechen. Sie sollen nah zusammenliegen und hinreichend Zuschauerkapazitäten aufweisen. Zentraler Ort der SONG ist der Olympic Town. Hier wird den Zuschauern auf Bühnen und an Ständen ein breites Programm aus Sport, Show und Musik geboten. Weiter ist der Parcours des Wettbewerbfreien Angebots im Olympic Town aufgebaut. An allen Sportstätten finden nach den Wettkämpfen feierliche Siegerehrungen statt.
Teilnahmevoraussetzungen
Die Teilnahme steht allen Menschen mit geistiger Behinderung offen, so weit sie mindestens 12 Jahre alt sind. Art und Grad der Behinderung(en) sind für die Teilnahme nicht relevant. Die geistige Behinderung muss vor Anmeldung offiziell bestätigt werden. Verpflichtend für alle Athleten ist der Abschluss einer Unfall- und Krankenversicherung.
Klassifizierung/Homogene Leistungsgruppen
Damit jeder Teilnehmer die gleiche Chance auf Erfolg hat, werden für die Wettbewerbe verschiedene Leistungsgruppen eingeteilt. Die Zusammenstellung der Leistungsgruppen erfolgt aus den gemeldeten Bestleistungen sowie den vor Ort erbrachten Vorleistungen. Weiter erfolgt eine Einteilung nach Alter und Geschlecht.
Unified Sports
Das Unified Sports Programm ist ein Konzept, das Mitte der 80er Jahre entwickelt wurde. Geistig behinderte Menschen bilden zusammen mit Menschen ohne geistige Behinderung ein Team, um gemeinsam zu trainieren und an gesonderten Wettbewerben teilzunehmen.
Wettbewerbsfreies Angebot
Für Menschen die aufgrund der Schwere ihrer geistigen- und Mehrfachbehinderung nicht an den offiziellen Sportarten der nationalen Spiele teilnehmen können, hat Special Olympics das Wettbewerbsfreie Angebot entwickelt. Der Parcours besteht meist aus 10-15 abwechselungsreichen und Aktivität fördernden Stationen, die beim Olympic Town der SONG aufgebaut sind. Jeder Teilnehmer erhält eine Laufkarte, auf der die absolvierten Stationen eingetragen werden. Wurde von dem Teilnehmer eine Mindestanzahl an Stationen absolviert, erhält er eine Medaille.
Rahmenprogramm
Es enthält neben Eröffnungs- und Abschlussfeier das Olympic Town-Programm, Athletendisco, Begrüßungsshow und Veranstaltungen aus der Region.
Healthy Athletes
Healthy Athletes ist das Gesundheitsprogramm und beschreibt die gesundheitliche Rundumbetreuung der Athleten. Im Zeitraum der Spiele wird den Sportlern eine kostenlose und umfassende Kontrolluntersuchung geboten. Behandlungen durch fachärztliches Personal und umfangreiche Unterstützung in den Bereichen Hören, Sehen, Zähne, Füße/Haltungsapparat, Ernährung werden registriert und Empfehlungen ausgesprochen.
Kulturprogramm
In Zusammenarbeit mit Kunst- und Kultureinrichtungen der Austragungsstadt entsteht ein umfangreiches Kulturprogramm aus Ausstellungen, Vorführungen und Mitmachaktionen. Hierbei gilt es auch die Kunst und Kultur der Menschen mit einer geistigen Behinderung, die bereits in der Stadt vorhanden ist, zu zeigen und zu fördern. Unter dem Motto „Bremen bietet Helden Bühnen“ wurde beispielsweise 2010 ein breites Tanz- und Theaterprogramm, sowohl vor als auch während den Nationalen Spielen, entwickelt.
Familienprogramm
Das Familienprogramm ist ein spezieller Service für Familienangehörige, der es Ihnen ermöglicht, an den Leistungen und der Freude ihres Kindes teilzuhaben. Der Service beinhaltet Eintrittskarten für die Eröffnungsfeier, Stadtrundgänge, Fortbildungen, einen Empfang, sowie freien Zugang zu allen Veranstaltungen der SONG.
Wissenschaftlicher Kongress
Im Rahmen der Special Olympics National Games lädt Special Olympics Deutschland nationale und internationale Experten in die Austragungsstadt der Spiele ein. Eine öffentliche Diskussion der Experten bietet eine Plattform für neue Ansätze in den Bereichen Gesundheitswissenschaft, Sportwissenschaft und Förderpädagogik.
Perspektiven
Qualifizierungsmaßnahmen
Die SONG leben vom ehrenamtlichen Engagement. 2010 in Bremen engagierten sich über 2500 Volunteers und Mitarbeiter von Sponsoren auf freiwilliger Basis. Sie werden in Kurzmaßnahmen auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Um freiwillige Helfer optimal vorzubereiten, könnten systematische Ausbildungen für Fachübungsleiter und Veranstaltungsmanager angeboten werden, die eine längerfristige Tätigkeit ermöglichen. Dadurch könnten mehr Vereine Sport für Menschen mit geistiger Behinderung anbieten. Unternehmen hätten den Vorteil, dass die soziale Kompetenz der Mitarbeiter in das Unternehmen eingebracht wird.
Kooperationen und Netzwerke
Um den Inklusionsgedanken langfristig zu stärken, werden Netzwerke und Kooperationen benötigt. Neben finanzieller und materieller Unterstützung trägt insbesondere die öffentliche Werbung bei, die Ziele der SONG nachhaltig zu fördern. Durch das Engagement von Sponsoren, Testimonials, Vereinen, Schulen, Stiftungen etc. entstehen neue Projekte. Sie wiederum verlangen von SOD personelle Ressourcen und vielfältige Kommunikationsleistungen über die sportliche Organisation hinaus.
Öffentlichkeitswirkung
Ziel in der Öffentlichkeitsarbeit ist, die öffentliche Wahrnehmung zu erhöhen. Seit Beginn der SONG in Deutschland hat deren Bekanntheit zugenommen. Belege sind erhöhte Medienpräsenz und steigende Teilnehmerzahl. Es bestehen mittlerweile z.B. drei Facebook-Websites für SO. Andererseits wird das Thema im Fernsehen wenig aufgegriffen. Hier sind neue Initiativen gesucht.
Teilnehmerzahlen
Steigt die Teilnehmerzahl weiter an, stehen die Verantwortlichen vor neuen logistischen Herausforderungen. Die Situation könnte entschärft werden, indem regionale Spiele gestärkt und zur Qualifikation genutzt werden. Andererseits bietet die Teilnahme an Nationalen Spielen für viele Aktive ein unvergessliches Erlebnis.
Kulturelle Aspekte
Im Vorfeld der Spiele besteht die Chance, durch Rahmen- und Sideevents an Bekanntheit zu gewinnen. Intensivere Medienpräsenz wertet das Ansehen der National Games auf. Während der Veranstaltung liegt der Fokus auf den sportlichen Wettbewerben. Deshalb dürfen kulturelle Angebote nicht überdimensioniert werden und vom Wesentlichen ablenken. Allerdings bieten Kunst und Kultur gute Möglichkeiten, das Netzwerk der Nationalen Spiele besser in die Stadt zu integrieren. Wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Künstlern zum beiderseitigen Nutzen (Beispiel: die Hochschule für Künste entwickelt die Medaillen).
Weblinks
www.nationalgames.de Webseite der Nationalen Spiele
www.specialolympics.de Webseite Special Olympics Deutschland
www.specialolympics.org Webseite Special Olympics International
Kategorien:- Multisportveranstaltung
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