Systemgesetze

Systemgesetze

Die Systemgesetze in einem menschlichem System wirken im Verborgenen, sie sind den Menschen normalerweise nicht bewusst. Ihre Wirkung spürt jedoch der Einzelne oder das gesamte System in positiver oder negativer Motivation. Werden diese Systemgesetze eingehalten, so ist das ganze System motiviert. Die Beziehungen stimmen, jeder einzelne fühlt sich unterstützt, gestärkt usw. Werden diese Gesetze missachtet, so werden das System und jeder einzelne geschwächt. Das wichtigste Systemgesetz ist die „Zugehörigkeit zum eigenen System“, denn das bedeutet Überleben. So ist es heute noch im Tierreich, und wir bringen dieses Erbe, das in unseren Verhaltensprogrammen gespeichert ist, mit. Das zweitwichtigste Systemgesetz ist „gegenseitige Anerkennung, Wertschätzung und Respekt“. Kein System kann ohne Anerkennung langfristig funktionieren. Hier nun die Systemgesetze in der Reihenfolge ihrer stärksten Wirkung.[1]

Inhaltsverzeichnis

Übersicht

  1. Recht auf Zugehörigkeit / kein Ausschluss
  2. Anerkennung, Wertschätzung, Respekt
  3. Recht auf Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen
  4. Früher vor später hat Vorrang
  5. Höhere Verantwortung / höherer Einsatz hat Vorrang
  6. Höhere Kompetenz / höheres Wissen hat Vorrang
  7. Neues System hat Vorrang vor altem System
  8. Gesamtsystem hat Vorrang vor Einzelperson / Untersystem
  9. Aussprechen / anerkennen, was ist
  10. Ausgleich schaffen.

Zwischen dem vierten, fünften und sechsten Systemgesetz gibt es die Ordnung, dass das vierte Vorrang vor dem fünften und dem sechsten und das fünfte Vorrang vor dem sechsten Systemgesetz hat. Vorrang zeigt sich umgekehrt durch Anerkennung.

Entwicklungsgeschichte

Mitte der 1990er begannen Therapeuten und Berater, sowohl Hellingers Methode der Familienaufstellungen als auch die diesen zugrunde liegenden Prinzipien auf den Organisationskontext, also den beruflichen Bereich, zu übertragen. In direkter Nachfolge sind hier Gunthard Weber [2], der insbesondere die Organisationsaufstellungen prägte, und Klaus Grochowiak [3] als Vertreter der systemdynamischen Organisationsberatung zu nennen. Parallel dazu entstanden seit Beginn der 1990er die systemischen Strukturaufstellungen von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd, deren besondere Kennzeichen unter anderem die Verknüpfung mit anderen beraterischen und therapeutischen Methoden sind, beispielsweise die lösungsfokussierte Kurztherapie, und die Vielzahl an Aufstellungsvariationen.

Bert Hellinger [4] beobachtete im Laufe der Jahre bei seinen Aufstellungen mit Familien und Organisationen folgende Grundprinzipien: In der Familie (ohne eine Ordnung anzugeben):

  • Jeder hat das gleiche Recht auf Zugehörigkeit
  • Früher vor später
  • Neues System vor altem System
  • Höherer Einsatz vor weniger Einsatz
  • Vorrang der ersten Bindung und Vorrang des Intimen
  • Ausgleich durch Würdigung

Insa Sparrer [5] und Varga von Kibed haben die in der Aufstellungsarbeit entdeckten Wirkungsprinzipien auf eine theoretische Grundlage gestellt und hierarchisch geordnet:

  1. Prinzip: Existenz eines Systems (Zugehörigkeit)
  2. Prinzip: Wachstum und Fortpflanzung (Würdigung der Reihenfolge) (früher vor später im System und neues System vor altem System)
  3. Prinzip: Regelung des Energieflusses (höherer Einsatz)
  4. Prinzip: Individuelle Reifung von Systemmitgliedern (Leistungs- und Fähigkeitsvorrang)
  • 1. Metaprinzip: Das Gegebene muss anerkannt werden
  • 2. Metaprinzip: Reihenfolge der Grundprinzipien von 1 zu 4

Systemgesetzebene als Fundament der Kommunikationsebenen

Zu den beiden Kommunikationsebenen, Sach- und Beziehungsebene,[6] gibt es noch eine dritte: die Systemgesetzebene.[7] Sie ist das Fundament, denn diese Ebene entscheidet darüber, ob die Beziehungs- und Sachebene funktionieren bzw. stabil sein kann – entsprechend einem Haus, welches auf einem stabilem Fundament stehen muss.

Gleichzeitig ist es zur Bearbeitung von Konflikten sehr hilfreich, diese dritte Ebene zu nutzen, denn die meisten Menschen wollen sich in einem Konflikt nicht die Beziehungsebene anschauen, einerseits, weil die meisten Angst davor haben und andererseits ist es normalerweise nicht hilfreich, denn die Ursache liegt beim Fundament. Genauso wenig wie es sinnvoll ist, ein schadhaftes Dach zu reparieren, wenn nicht vorher die Ursache dafür aufgedeckt wurde. Denn die Ursache für Konflikte ist überwiegend auf der Systemgesetzebene zu finden, also auf dem Fundament.

Einzelnachweise

  1. Dieter Bischop: Coachen und Führen mit System. Ludwig, Kiel 2010, ISBN 978-3-86935-009-7, S. 23ff.
  2. Gunthard Weber: Praxis der Organisationsaufstellung. Grundlagen, Prinzipien, Anwendungsbereiche. 2. Auflage. Carl-Auer-Systeme Verlag, 2002, ISBN 3-89670-229-7.
  3. Klaus Grochowiak, Joachim Castella: Systemdynamische Organisationsberatung. Carl-Auer-Systeme-Verl., Heidelberg 2001, ISBN 3-89670-180-0.
  4. Bert Hellinger: Ordnungen der Liebe. Droemer Knaur, München 2001, ISBN 3-426-77563-8 , S. 49ff.
  5. Insa Sparrer: Wunder, Lösung und System. Carl-Auer-Systeme-Verl., Heidelberg 2001, ISBN 3-89670-204-1, S. 114ff.
  6. Virginia Satir: Selbstwert und Kommunikation. Junfermann, Paderborn 2010, ISBN 978-3-87387-018-5.
  7. Dieter Bischop: Coachen und Führen mit System. Ludwig, Kiel 2010, ISBN 978-3-86935-009-7, S. 20ff.

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