Tübinger Offensive Stadtmission

Tübinger Offensive Stadtmission

Die Tübinger Offensive Stadtmission (Abkürzung TOS) ist eine evangelische Freikirche und ein Missionswerk evangelikal-charismatischer Prägung.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der ursprüngliche Verein „Tübinger Offensive Stadtmission e. V.“ wurde 1987 von Jobst und Charlotte Bittner aus der Tübinger Baptisten-Gemeinde heraus gegründet. Nachdem einige Jahre lang überkonfessionelle Gottesdienste durchgeführt wurden, entstand 1990 eine Freikirche, heute die „TOS Gemeinde Tübingen“. Seit 1997 sind durch Gemeindegründungen und den Aufbau von Waisenhäusern in Lateinamerika und von Rehabilitationszentren für Drogenabhängige und AIDS-Infizierte in Osteuropa, Arbeitszweige in bisher neun verschiedenen Ländern entstanden. Durch eigene Pastoren betreute Gemeinden existieren in Bangor/Nordirland, Svetlagorsk/Weißrussland, Lima/Peru, La Paz/Bolivien und San Salvador de Jujuy/Argentinien.

Theologie und Gemeindespiritualität

Die „TOS Gemeinde Tübingen“ zeichnet sich einerseits durch eine starke Betonung des freien, ungebundenen Wirken des Heiligen Geistes aus, der weder an Sakramente der Kirche noch an das Wort der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments gebunden ist. Sie unterscheidet sich darin deutlich von den Grundeinsichten der Reformation, deren Schrift-[2], Gnaden-[3], Glaubens-, Sakraments-[4] und Heilsverständnis. Demgegenüber weist das Bibelverständnis in eine andere Richtung: In klassisch-fundamentalistischer Weise wird die Bibel als das unfehlbare und irrtumslose Wort Gottes aufgefasst. Der Widerspruch zwischen dem freien Geistwirken an den einzelnen Gläubigen und dem unhinterfragbaren Weisungscharakter des Schriftwortes führt zu nicht unerheblichen Spannungen in der Spiritualität der Gläubigen.

Weitere Zweige

In Deutschland wurden Gemeinden und soziale Dienste in Leipzig, Ueckermünde, Albstadt-Tailfingen und Halle (Saale) gegründet.

Würdigung und Kritik

Von der „TOS Gemeinde Tübingen“ gingen und gehen Impulse zur Versöhnung zwischen Überlebenden des Holocaust und Nachkommen der Täter und Mithelfer aus. So beherbergt die Gemeinde vor Ort eine kleine Ausstellung zu dieser Thematik. Dieser Umstand wiederum ist jedoch theologisch bedingt durch eine im evangelikal-charismatischen Bereich anzutreffende Vorstellung von einer besonderen und unauslöschlichen Erwählung Israels, die als theologisch höchst umstritten zu gelten hat. In der kritischen und aufklärenden, jedoch nicht unumstrittenen Arbeit über die evangelikal-charismatische Glaubensbewegung in Deutschland der beiden Autoren Oda Lambrecht und Christian Baars findet die „TOS Gemeinde Tübingen“ mehrfach Erwähnung. Kritisiert werden vor allem ihre von Pflicht und Gehorsam geprägte hierarchische Struktur und die in ihr praktizierte Art der Dämonenaustreibung.[5] Ferner ist die Gruppierung durch die beschriebenen Besonderheiten, dazu durch Berichte von Aussteigern in das Blickfeld der zuständigen Weltanschauungsbeauftragten der Landeskirche geraten.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen: Theologie – Spiritualität – Anstöße zum Gespräch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3525565461, S. 53–54.
  2. Horst Georg Pöhlmann: Abriss der Dogmatik. Ein Kompendium. Gütersloher Verlagshaus, München, 6. überarb. u. erw. Aufl. 2002, ISBN 3-579-00051-9, S. 62-86.
  3. Horst Georg Pöhlmann: Abriss der Dogmatik. Ein Kompendium. Gütersloher Verlagshaus, München, 6. überarb. u. erw. Aufl. 2002, ISBN 3-579-00051-9, S. 268-299.
  4. Horst Georg Pöhlmann: Abriss der Dogmatik. Ein Kompendium. Gütersloher Verlagshaus, München, 6. überarb. u. erw. Aufl. 2002, ISBN 3-579-00051-9, S. 300–320.
  5. Oda Lambrecht und Christian Baars (Berlin; 2009): Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland. Ch. Links Verlag, 2. Aufl. 2009, ISBN 9783861535126, S. 25.32-35
  6. http://www.weltanschauungsbeauftragte.elk-wue.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_weltanschauungsbeauftragte/DoksU-Z/Unabh_PDF.pdf

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