- Tacita (Mythologie)
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Tacita (lateinisch „die Schweigende“) ist eine Gestalt der römischen Mythologie.
Sie erscheint einmal bei Plutarch als eine Nymphe, mit der Numa Pompilius, ein sagenhafter König der römischen Frühzeit, Umgang hat, eine der Camenae ähnlich der Egeria, die ihn über die Orakelwissenschaften belehrt.
Eine ganz andere Gestalt zeigt Ovid in seiner Beschreibung der Feralia, des Totenfestes am 21. Februar: Die Tacita sei eine alte Frau, Rituale vollzöge sie (sacra facit), sitzend unter den Mädchen, „Schweigende“ genannt, obwohl selbst nicht schweigend, mit drei Finger setze sie drei Weihrauchklumpen auf die Schwelle, verbinde mit Blei dann verzauberte Fäden, während sie sieben schwarze Bohnen beständig im Munde bewegt. Dann verbrennt sie im Feuer den Kopf eines mit einer bronzenen Nadel durchstochenen Salzfisches,[1], der mit Pech verschmiert und dessen Mund zugenäht ist. Nachdem er dieses Hexenrezept geliefert hat, erwähnt Ovid noch, dass auch Wein geopfert, und nicht nur geopfert, sondern auch reichlich getrunken werde, am reichlichsten aber tränke die Alte, die Tacita. Wenn sie endlich betrunken abzöge, sage sie noch: „Wir habe die feindlichen Münder versiegelt und böse Zungen gebunden.“ [2]
Unmittelbar darauf erzählt Ovid dann von der Nymphe Lara, der Jupiter zur Strafe die Zunge raubte und sie an die traurigen Sümpfe der Unterwelt verbannte, und er erwähnt die Muta oder Dea Muta, die „stumme Göttin“. Beide wurden mit der Mater Larum, der Mutter der Laren, identifiziert, weshalb man das gleiche dann auch von der Ovidschen Tacita annahm.
Quellen
- Ovid, Fasti 2,573-583
- Plutarch, Numa 8,6
Literatur
- Silke Antoni: Tacita. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 11, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01481-9.
- Ernst Tabeling: Tacita. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV A,2, Stuttgart 1932, Sp. 1997–1998.
- Georg Wissowa: Dea muta. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 975–976 (Digitalisat).
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Maena, ein kleiner Meeresfisch, der eingesalzen wurde. Er diente auch als Opfer für die unterirdischen Götter.
- ↑ Der lateinische Text lautet:
sacra facit Tacitae (nec tamen ipsa tacet),
et digitis tria tura tribus sub limine ponit,
qua brevis occultum mus sibi fecit iter;
tunc cantata ligat cum fusco licia plumbo
et septem nigras versat in ore fabas,
quodque pice adstrinxit, quod acu traiecit aena,
obsutum maenae torret in igne caput;
vina quoque instillat: vini quodcumque relictum est,
aut ipsa aut comites, plus tamen ipsa, bibit.
‘hostiles linguas inimicaque vinximus ora’
dicit discedens ebriaque exit anus.
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