- Time On Target
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Time On Target (TOT), zu deutsch etwa Zeit über Ziel, ist ein Verfahren der Artillerie oder von Bombern, bei dem die abgefeuerten Geschosse alle zur gleichen Zeit im Zielgebiet einschlagen.
Hintergrund
Beim klassischen Einsatz der Artillerie ist die ballistische Flugbahn der Geschosse bedingt durch die aus Tarnungsgründen aufgelockerte Aufstellung der einzelnen Geschütze einer Feuerstellung unterschiedlich lang, weshalb unter anderem die abgefeuerten Geschosse am Zielpunkt nicht gleichzeitig einschlagen. Dies bietet einem im Zielraum befindlichen Gegner die Möglichkeit, gewarnt durch das Einschlagen der ersten Geschosse, noch schnell eine Deckung aufzusuchen oder, wenn dies kurzfristig möglich ist, sich aus dem Zielbereich zu entfernen. Dadurch wird die Effektivität des ausgeführten Feuerschlages deutlich gemindert.
Aus demselben Grund wird üblicherweise auch bei einem Bombereinsatz von Luft-Boden-Raketen oder Fliegerbomben ein gleichzeitiges Einschlagen im Ziel angestrebt.
Geschichte
Bereits während des 2. Weltkrieges entwickelte die US Army eine Technik, um die abgefeuerten Artilleriegeschosse möglichst synchron im Zielgebiet einschlagen zu lassen. Hierfür musste die Flugzeit der einzelnen Geschosse manuell mit Hilfe einer Schusstafel errechnet werden. Mit Kenntnis der Flugzeit der einzelnen Geschosse bis zu deren Einschlag im Ziel (Time on Target) konnte dann für jedes Geschütz ein individueller Abfeuerungszeitpunkt für einen Feuerschlag errechnet werden.
Gegenwart
Heutzutage wird diese sehr aufwendige Berechnung, welche die verschiedensten Faktoren wie beispielsweise Länge des Rohres, Stärke der Treibladung, Mündungsgeschwindigkeit des Geschosses, Luftwiderstand des Geschosses oder das aktuelle Wetter auf der Flugbahn berücksichtigen muss, von modernen Feuerleitrechnern in kürzester Zeit durchgeführt und diese Information üblicherweise per Datenfunk an die beteiligten Geschütze weitergegeben.
Eine Weiterentwicklung aus dem TOT-Verfahren kann mit modernen Artilleriesystemen, wie z.B. der Panzerhaubitze 2000, umgesetzt werden, bei denen neben der Waffenanlage auch die Ladeanlage teilautomatisiert ist und so eine schnelle Schussabfolge möglich ist. Hier können dann aus einem einzelnen Geschütz durch verschiedene Rohrerhöhungen bis zu sechs Geschosse abgefeuert werden, die durch exakte Berechnung dann aber gleichzeitig am Zielpunkt einschlagen. Dazu werden verschiedene Flugbahnen berechnet, wobei die erste die mit steilster Rohrerhöhung also mit der längsten Flugbahn und damit der längsten Geschossflugzeit ist. Je nach Zielentfernung können dann noch weitere Flugbahnen mit jeweils kürzerer Geschossflugzeit hinzukommen. Nun muss nach dem Abfeuern des ersten Geschosses, dem mit der längsten Flugzeit, nur noch zügig nachgeladen und rechnergesteuert das nächste Geschoss zum vorberechneten Zeitpunkt abgefeuert werden. Bei exakter Ausführung des Feuerplanes schlagen dann alle aus nur einem Geschütz abgefeuerten Geschosse synchron am Zielpunkt ein.
Somit könnte zum Beispiel eine Batterie aus acht Panzerhaubitzen bei Nutzung des TOT-Verfahrens in wenig mehr als einer Minute 48 Geschosse abfeuern und noch vor dem Einschlag aller Geschosse am Zielpunkt den Feuerstellungsraum wieder verlassen. Dieser schnell geführte Feuerkampf und das ebenso schnelle Verlassen der Feuerstellung kann bei der Gefahr von Aufklärung des eigenen Feuers durch gegnerische Artillerieradarsysteme und nachfolgendem Counter-battery fire entscheidend sein.
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