Tzedaqa

Tzedaqa

Tzədāqā oder Ṣ'daqah (hebr: צדקה), häufig auch Tzedaka oder Zedaka[1] ist ein jüdisches Gebot. Tzedaqa spielt in der jüdischen Tradition eine wichtige Rolle. Jüdische Männer und Frauen sind ihr gleichermaßen verpflichtet.

Nach Maimonides gibt es acht Stufen der Tzedaqa:

  1. Höchste Stufe: Dem Bedürftigen die Möglichkeit zu geben, sich selbstständig zu ernähren (Hilfe zur Selbsthilfe)
  2. Wohltätig sein in einer Weise, dass der Spender und der Bedürftige nicht voneinander wissen.
  3. Der Wohltäter weiß, wem er gibt, aber der Arme erfährt nicht von der Identität des Spenders.
  4. Der Gebende kennt nicht die Identität des Bedürftigen, aber dieser kennt den Spender.
  5. Geben, bevor man gebeten wird.
  6. Geben, nachdem man gebeten wird.
  7. Zwar nicht ausreichend, aber mit Freundlichkeit geben.
  8. Mit Unfreundlichkeit geben.[2]

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft

Tzedaka leitet sich von dem hebräischen Wort für "Gerechtigkeit" ab. Meist wird Tzedaka jedoch mit "Wohltätigkeit" (bzw. "Charite") übersetzt. Das hebräische Wort für "Wohltätigkeit" ist Chessed. Inhaltlich besteht zwischen Chessed, Wohltätigkeit, und Tzedaka, welches nicht einfach in die deutsche Sprache übersetzt werden kann und für welches es kein direktes entsprechendes Wort gibt, ein Gegensatz.

Begriffsbedeutung

Das Konzept Tzedaka bedeutet, dass Juden verpflichtet sind von dem zu geben, was Gott ihnen anvertraut hat, um es zu teilen und die Welt zu heilen. So ist es auch dem ärmsten jüdischen erwachsenen Almosenempfänger noch auferlegt, von dem, was er bekommen hat und besitzt, ein weniges abzugeben. Lediglich Nothilfen und Hilfen für die Abwehr von Tod und Krankheit sind hiervon ausgenommen. Gemäß dem Grundsatz "Maß für Maß", welcher von dem in christlicher Tradition oft mißverstandenem Torawort "Auge für Auge", abgeleitet wird, sind Juden verpflichtet dem Nebenmenschen zu geben, dem sie nichts schuldig sind, wie sie von Gott anvertraut bekommen, obwohl Gott ihnen nichts schuldet. Das Konzept Tzedaka gründet so in der Verantwortung jedes Juden, welche aus dem geschnittenen Bund (deutsch etwa "Vertrag") Israels mit Gott resultiert. Tzedaka ist insofern keine Tugend sondern Pflicht, keine persönliche Auszeichnung sondern nur recht und billig, nicht Genosität sondern Tikkun Olam. Tzedaka geht in seiner Bedeutung ersichtlich über die Bedeutung des deutschen Wortes "Wohltätigkeit", welche sporadisch und unverpflichtend geschieht, ja geradezu als generöse, auszeichnende Tugend gilt, welche einen Menschen auszeichnet, hinaus. Tzedaka ist Teil des Judentums. Judentum ist kein Glaube, welcher das herausstehende Merkmal des Christentums ist, sondern eher eine Praxis, welche dem göttlichen Gebot, Tzedaka zu tun, unterliegt[3].

Geschichte

Der Jüdische Frauenbund

Tzedaka-Almosen hatten neben der Hilfe an die Notleidenden auch die Wirkung, armutsbedingter Kriminalität entgegenzustehen. Juden organisierten später auch in den Ghettos Hilfe für Bedürftige. Es ging dabei um häufig von Frauen organisierte Aktionen, die als die Anfänge der modernen Sozialarbeit betrachtet werden können. Im 19. Jahrhundert entstanden allmählich jüdische Organisationen, die Hilfe bei Begräbnissen (Chewra Kadischa) oder Hochzeiten anboten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden dann stets mehr Hilfeorganisationen von Frauen gegründet. Meistens waren es bürgerliche Frauen, die ihre Tätigkeit mit dem Tzedakagebot begründeten. Einige Frauen kritisierten die unprofessionelle Wohltätigkeit und suchten nach Alternativen der sozialen Hilfe. Eine dieser Reaktionen war die Gründung des jüdischen Frauenbundes (JFB) und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.

Quellen

  1. Glossar Tzedaka Chabad.org
  2. Maimonides, Mischne Tora, Hilchot Mat'not Ani'im 10:1,7-14
  3. "Die übliche Übersetzung für ZEDAKA ist "Wohltätigkeit". Für "Wohltätigkeit" wäre jedoch das genaue hebräische Wort Chessed. Dieses Wort wird hier nicht benutzt, vielmehr ist die Rede von Zedaka; und auch hier besteht ein Gegensatz zwischen den beiden Ausdrücken." Tzedaka, Tschuwa, Tefilla - Genaues Übersetzen von Dr. William Stern; Webzugriff am 31. August 2011.

Literatur und Medien

  • Georg Heuberger (Hrsg.): Zedaka. Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland 1917-1992. KAtalog zur Ausstellung im Jüdischen Museum der Stadt Frankfurt am Main, 3. Dezember 1992 - 28. Februar 1993. Jüdisches Museum Frankfurt am Main, 1992. ISBN 3-9802125-4-8
  • Benjamin (Benny) Bloch: Zedaka - die Gerechtigkeit. In: Juden in Deutschland nach 1945, Bd. 1, 1999, S. 176; auch in: Tribüne, Frankfurt am Main, Jg. 38, 1999, Nr. 149, S. 127-139.
  • Minka Pradelski, Eduard Erne (Regisseure): Zedaka: jüdische Integrationsarbeit in Deutschland (60 Min. VHS-Videomitschnitt eines Fernsehbeitrages), 2003

Weblinks


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