Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland

Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland

Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V. (ZWST) ist als Wohlfahrtsverband eines von sechs Mitgliedern der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (BAGFW). Ihr Sitz ist Frankfurt am Main.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Grundlage der ZWST bildet die Zedaka. Hauptarbeitsfeld ist die Sozialarbeit mit Alten, Jugendlichen und Behinderten. Eine besondere Aufgabe der ZWST ist die Integration der aus Osteuropa und vor allem der ehemaligen Sowjetunion zugewanderten Jüdinnen und Juden. Hinzu kommt die Weiterbildung von Fachkräften.

Die nach 1989 in Berlin, Leipzig, Dresden und Schwerin gegründeten Zweigstellen der ZWST haben die Aufgabe, den Aufbau der jüdischen Gemeinden in Ostdeutschland und ihre Sozialarbeit zu unterstützen.

Struktur

Die Tätigkeit der Zentralwohlfahrtstelle basiert hauptsächlich auf zwei Säulen: Jugendreferat und Sozialreferat.

Jugendreferat

Zur Arbeit des Jugendreferats gehört die Unterstützung und Förderung der jüdischen Kinder und Jugendlichen deutschlandweit. In diesem Rahmen werden halbjährlich Machanot (hebr. „Ferienlager“) in Deutschland, Israel, Italien und Spanien veranstaltet, die den jungen Teilnehmern ein abwechslungsreiches Programm anbieten, welches teilweise von den israel- und judentumnahen Themen geprägt ist, aber auch viel Unterhaltung beinhaltet.

Um die Aktivitäten auf den Machanot und in den Jugendzentren der verschiedenen Jüdischen Gemeinden in Deutschland durchführen zu können, werden jedes Jahr vom Jugendreferat Jugendliche ab 16 Jahren zu Madrichim (hebr. „Jugendleitern“) ausgebildet, die dann selber die Verantwortung übernehmen, Programme gestalten und durchführen.

Neben den Machanot und Ausbildungsseminaren finden im Hauptveranstaltungsort Bad Sobernheim regelmäßig Seminare für Jugendliche statt, die die gegenseitige Kommunikation stärken. In solch einem Rahmen wurde im Jahr 2002 erstmalig der Musikwettbewerb Jewrovision ausgetragen, der sich am Eurovision Song Contest orientiert.

Sozialreferat

Die Aufgaben des Sozialreferates umfassen: die Betreuung der neuen Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion bei ihrer Eingliederung in die jüdischen Gemeinden und allgemein auch in die deutsche Gesellschaft, sowie die Betreuung von Senioren und kranken Menschen. In Bad Kissingen, dem zentralen Erholungsort des Sozialreferats, verweilen im Laufe des ganzen Jahres jüdische Senioren aus der ganzen Bundesrepublik, treffen interessante Gäste, kommen in Kontakt mit der jüdischen Tradition und werden dabei medizinisch betreut. Weiterhin werden für die Sozialarbeiter sowie für aktive Mitglieder der jüdischen Gemeinden diverse Seminare angeboten. Etwa Tanz-, Computer- oder Öffentlichkeitsarbeitsseminare.

Geschichte

Die ZWST wurde 1917 als "Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden" gegründet, um als Dachverband die vielfältigen sozialen Einrichtungen und Wohlfahrtsorganisationen der jüdischen Gemeinschaft zu koordinieren. Den äußeren Anstoß gab Bertha Pappenheim (1859-1936), seit 1904 die Gründerin und Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes. Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurde die ZWST 1939 zwangsweise aufgelöst.

Im Jahre 1951 wurde der Verband unter seinem heutigen Namen "Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (ZWST) wiedergegründet - in erster Linie um die Not der Überlebenden des Holocausts zu lindern. Die ZWST begann ihre Arbeit buchstäblich als "Ein-Mann-Betrieb". Die Männer der "ersten Stunde" waren Bertold Simonsohn, Max Willner und Alfred Weichselbaum, die nacheinander die Leitung der ZWST innehatten, langjähriger Vorsitzender war Heinz Galinski von 1961 bis 1989.

1953 wurde das Sozialreferat der ZWST errichtet, kurze Zeit später das Jugendreferat. Ziel der Arbeit war vor allem der Neuaufbau der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Da den kleineren jüdischen Gemeinden nur wenige ausgebildete Sozialarbeiter zur Verfügung standen, musste die ZWST von Anfang an zur Qualifizierung der Mitarbeiter der Gemeinden beitragen. Bis heute ist die Aus- und Fortbildung im sozialen Bereich einer der Schwerpunkte der ZWST.

Nach dem Mauerfall im Jahr 1989 hat sich die Aufgabenstellung und Struktur der ZWST durch die Zuwanderung der Juden aus der ehemaligen Sowjetunion sehr gewandelt. Heute gehört die Integration jüdischer Zuwanderer zum zentralen Aufgabengebiet der ZWST.

Leitung (unvollständig)

Vorsitzender Direktor
1926–1939 Leo Baeck Jacob Segall (Geschäftsführer)
1927–1934 Friedrich Ollendorf (Geschäftsführer)
Jeanette Wolff (Ehrenvorsitzende)
1951–1961 Berthold Simonsohn
1960–1979 Max Willner
1961 - Heinz Galinski 1979–1984 Alfred Weichselbaum
Abraham Lehrer 1987 - Benjamin Bloch (Geschäftsführer)

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V. — Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V.,   Abkürzung ZWST, Spitzenverband der jüdischen Wohlfahrtspflege in Deutschland, Sitz: Frankfurt am Main; Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. Die ZWST… …   Universal-Lexikon

  • Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. — Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V. (ZWST) ist als Wohlfahrtsverband eines von sechs Mitgliedern der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (BAGFW). Ihr Sitz ist Frankfurt am Main. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichsverband der Juden in Deutschland — Die Reichsvertretung der Deutschen Juden mit Sitz im Berlin wurde am 17. September 1933 gegründet. Sie sollte die Interessenvertretung der Juden in Deutschland darstellen, zu ihrem Präsidenten wurde der Berliner Rabbiner Leo Baeck gewählt, ihr… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichsvertretung der Juden in Deutschland — Die Reichsvertretung der Deutschen Juden mit Sitz im Berlin wurde am 17. September 1933 gegründet. Sie sollte die Interessenvertretung der Juden in Deutschland darstellen, zu ihrem Präsidenten wurde der Berliner Rabbiner Leo Baeck gewählt, ihr… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Juden in Deutschland — Die Geschichte der Juden in Deutschland ist die einer konfessionellen Minderheit und je nach Epoche sehr unterschiedlich dokumentiert. Juden leben seit mehr als 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. In dieser Zeit erlebten sie… …   Deutsch Wikipedia

  • Zentralrat der Juden in Deutschland — Das Leo Baeck Haus in der Berliner Tucholskystraße: Sitz des Zentralrates der Juden in Deutschland seit 1999 Der Zentralrat der Juden in Deutschland (ZdJ) ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts die größte Dachorganisation der jüdischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Zentralrat der Juden in Deutschland — Zentralrat der Juden in Deutschland,   Dachorganisation und Repräsentanz der jüdischen Gemeinden in Deutschland; Sitz: Bonn; Geschäftsstelle in Berlin. Vorsitzender ist seit 1992 I. Bubis. Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist Mitglied des… …   Universal-Lexikon

  • ZENTRALRAT DER JUDEN IN DEUTSCHLAND — (Central Council of Jews in Germany), political umbrella organization of Jewish communities in Germany founded in July 1950 in Frankfurt am Main. It includes the Jewish state federations (Landesverbaende) and communities of the major cities, and… …   Encyclopedia of Judaism

  • Juden in Deutschland — Die Geschichte der Juden in Deutschland ist die einer Minderheit und je nach Epoche sehr unterschiedlich dokumentiert. Juden leben seit mehr als 1700 Jahren im heutigen Deutschland. In dieser Zeit erlebten sie sowohl Toleranz als auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Union progressiver Juden in Deutschland — Die Union progressiver Juden in Deutschland (UpJ) ist der Dachverband von mehrheitlich reformjüdischen Gemeinden und Organisationen in Deutschland. Ihr gehören 22 Gemeinden sowie drei Organisationen mit insgesamt 4.500 Mitgliedern an. Die UpJ ist …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”