Uhrenöl

Uhrenöl

Uhrenöle sind Schmieröle, die eigens für Uhren ausgesucht, entwickelt und eingesetzt werden.

Inhaltsverzeichnis

Anforderungen und Eigenschaften der Schmierstellen

Die Schmierstellen mit ihren „Gleitpaarungen“ in einer Uhr haben sehr unterschiedliche Anforderungen:

  • sehr geringe, aber auch sehr hohe Lagerdrücke
  • sehr geringe, aber auch sehr hohe Reibgeschwindigkeiten
  • die Gleitpaarungen können aus unterschiedlichsten Materialien bestehen (Metalle, Kunststoffe, Mineralien, etc.)

Art der Schmierstellen

Die reibenden Stellen sind nach Art zu unterscheiden:

Es ergibt sich, das für eine Uhr i. d. R. mehrere verschiedene Öle zum Einsatz kommen müssen (was und wo schreibt der Uhrenhersteller in einem „Schmierplan“) vor.

Besondere Probleme beim Schmieren von Uhren

Es ist zu bedenken, dass viele Uhrwerke sehr geringe Ausmaße haben, die Schmierstellen ebenfalls sehr klein sein können und somit nur sehr geringe Mengen (teilweise nur Bruchteile von 1 µl) Öl aufnehmen können.

Ein großes Problem besteht darin, das nahezu alle Öle Staub, Abrieb aus den Gleitpaarungen und Oxide der verwendeten Materialien binden. Bei den kleinen Abmessungen mancher Uhren, ihrem „delikaten“ Aufbau und der geforderten Präzision der Zeitmessung, können bereits winzige Schmutzpartikel das Öl so eindicken, dass eine Gleitpaarung blockiert und die Uhr „steht“.

Gegenmaßnahmen sind sehr sauberes Arbeiten möglichst staubdichte Ausführung der Uhr, abriebarme Gleitpaarungen (Keramik, Mineralien) und oxidationsarme Materialien (deswegen werden auch Stahl- und Messingteile hin und wieder vergoldet).

Öle sollen nur dort vorhanden sein, wo eine Schmierung notwendig ist. Da Öle die Eigenschaft zeigen zu „verlaufen“ (Spreitung), können sie eine Schmierstelle verlassen und somit eine Gleitpaarung “trockenlaufen“ lassen. Paradoxerweise steigt die Neigung zum Verlaufen mit der Menge des Öls in einem Lager.

Diesem Problem begegnet man durch Anlegen einer Ölsenkung bei Lagern, einer bestimmten Viskosität, einer großen Oberflächenspannung des Öls und einer Oberflächenbehandlung zu benetzender Teile (Epilamisierung).

Historische Uhrenöle

Auswahl und Einsatz richteten sich früher einerseits nach dem Angebot und andererseits nach den Erfahrungen der Uhrmacher.

Gebräuchlich waren wenige pflanzliche Öle (z. B. Rizinusöl), aber auch viele Öle tierischen Ursprungs, wie z. B. Knochenöl, in den USA wurden auch Fischöle (vorwiegend von Tümmlern) verwendet.

Diese Öle erfüllten überwiegend die o. angeführten Forderungen, litten aber an dem Übelstand, selber unter Einfluss von Licht und Sauerstoff (der Luft) zu oxidieren, zu „verharzen“ und dann ihre Schmiereigenschaften zu verlieren.

Moderne Uhrenöle

Die nächste Generation der Uhrenöle waren Mineralöle, die hinsichtlich Verharzung deutlich weniger anfällig waren. Die Schmiereigenschaften im Vergleich zu den historischen Ölen wurden hingegen oft schlechter eingestuft.

Der letzte Schritt ist synthetisches Öl, welches bei der Synthese exakt für seine Anwendung produziert werden kann.

Klassifizierung von Uhrenölen

Hier spricht man von „Sorten“. Die Sorten reichen von 1-5, dabei kennzeichnet die Sorte 1 ein Öl, welches für sehr kleine Uhren (z. B. Damenarmbanduhren) und sehr kleine, sensible Gleitpaarungen zu verwenden ist. Sorte 5 ist ein Öl für Großuhrwerke (Weckeruhren, Standuhren, etc.) und robustere Lager.

Ähnlich wie für Automotoren gibt es auch „Mehrbereichsöle“ (z. B. Sorte 1-3 oder Sorte 3-5).

Uhrenöle in der Feinwerktechnik

Überall dort, wo Schmierungen von Gleitpaarungen, die denen einer Uhr vergleichbar sind erforderlich sind, können Uhrenöle erfolgreich eingesetzt werden (z. B.) :

siehe auch

Quellen


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