Un Cabinet d’amateur

Un Cabinet d’amateur

Un cabinet d'amateur ist ein Roman von Georges Perec. 1979 wurde der Roman in Frankreich bei Editions Balland veröffentlicht, in Deutschland erst 1989 im Carl Hanser Verlag in einer Übersetzung von Eugen Helmlé: Ein Kunstkabinett.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

In Pittsburgh, Ohio, wird im Jahre 1913 zum ersten und letzten Mal die legendäre Kunstsammlung des deutsch-amerikanischen Bierbrauers Hermann Raffke ausgestellt. Glanzlicht der Ausstellung ist ein Gemälde von Heinrich Kürz, eben das Kunstkabinett, in dem zahlreiche Bilder aus der Sammlung Raffke zusammen mit ihrem Besitzer dargestellt sind. Der Clou: das Gemälde ist als Teil der Sammlung ebenfalls abgebildet, und das altbekannte Spiel mit dem Bild im Bild im Bild wird so lange wiederholt, bis das Kunstkabinett nur noch stecknadelgroß erscheint. Noch wundersamer sind die Verwandlungen, die mit den Bildern im Bild vor sich gehen: auf einem Longhi ist plötzlich, von einer Verkleinerung zur nächsten, die zuvor leere Piazza von Masken bevölkert; aus einer marokkanischen Landschaft verschwinden nacheinander Esel, verschleierte Frau, dann Dromedar; der angeschlagene Boxer erhält im nächsten Bild einen Uppercut, im letzten liegt er k.o. am Boden. Und es passiert das Gräßliche: das bewunderte Opus wird Opfer eines Attentats (mittels Tinte); Raffke stirbt bald danach und wird in der Pose, die er auf dem Bild eingenommen hatte, nämlich sitzend, ins Grab hinabgelassen, wohin ihm das Bild und viele andere folgen, so dass die Situation des Kunstkabinetts sehr genau wiedergegeben wird. Schließlich kommen die Bilder unter den Hammer, und die Tiepolos, Holbeins und Cranachs erzielen sensationelle Preise. Doch das Geheimnis jenes Bildes, das alle anderen enthält wird erst auf den letzten zwei Seiten gelüftet.

Zwischen den Zeilen bzw. genau in den Zeilen

Die Frage der Authentizität stellt sich hier natürlich schon nach dem ersten Lesen. Viele der Gemälde, so sagt Perec selbst, sind frei erfunden, sowie auch Einzelheiten der Erzählung. Aber was verblüfft, ist, das trotz allem ein gewisser "Aha- Effekt" hier und da auftritt. Zum Beispiel das Gemälde "Der Untergang des Hauses Usher" scheint einem sehr bekannt vorzukommen. Beim genauen Überdenken stellt man dann fest: Moment. Das ist doch eine Geschichte von Edgar Allan Poe! So passiert es bei vielen der scheinbar unschätzbar wertvollen Kunstwerke. Das Falsche vermischt mit dem Wahren, Buchtitel sind Gemälde, Schriftsteller sind Maler, historische Persönlichkeiten wie der ehemalige Governor von Nevada, John Sparks, mischen sich in das Geschehen, als gehörten sie dazu. Perec treibt das Spiel mit den Medien und der Illusion vs. Realität auf die Spitze und lässt am Ende seine gesamte Konstruktion selbst einbrechen, indem er alles als "allein zum Vergnügen und zum Kitzel des schönen Scheins erdacht" darstellt.

Motiv

Das vorherrschende Motiv ist in dem Buch eindeutig die Zerstörung von Kunst. Das Hauptwerk des Romans, das Gemälde "Das Kunstkabinett" wird von einem Besucher der Ausstellung zerstört, so wie die Kodak-Fabrik, die in der Geschichte gesprengt wird. Zerstörung der Kunst ist hierbei das Thema, da alle Zelluloide zerschmelzen und damit die auf ihnen festzuhaltenden Werke. Auch der Text fällt letztendlich der Zerstörung zum Opfer, indem er sich selbst als falsch entlarvt.

Ausgaben

  • Un cabinet d'amateur, Editions Balland, 1979/1988
  • Ein Kunstkabinett, Carl Hanser Verlag München/Wien, 1989, ISBN 3-446-15408-6

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