- Attentat
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Ein Attentat (lat. attentatum „Versuch an [jmdm./etwas]“, nominalisiertes part. perf. pass. neutr. des Verbs *ad-temptāre, also wörtlich etwa *„Anversuchtes“) ist eine Gewalttat, die auf die Schädigung oder Tötung eines zumindest im Interessenkreis des Attentäters stehenden Entscheidungsträgers abzielt und ideologisch (religiös, politisch, sittlich) motiviert ist. Zumeist ist die Tat verbunden mit einem öffentlichkeitswirksamen Aspekt (öffentlicher Tatort, herausragende Persönlichkeit), die dem Anliegen des Attentäters Nachdruck verleihen soll.
Gelegentlich wird der Begriff synonym mit dem des Anschlags gebraucht, der aber meist eher Gewalt gegen Sachen bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Ziel des Attentats ist meist, eine hochrangige Person zu töten oder zu verletzen; die Aktion erfolgt durch einen Einzelnen oder eine kleine Gruppe und wendet sich meist demonstrativ gegen die herrschende Macht. So ist z. B. die Tötung eines Staatsoberhaupts durch ein Mitglied einer Rebellen- oder Untergrundbewegung ein Attentat, das auch von Agenten fremder Mächte verübt werden kann.
Attentate können Werkzeuge des Terrorismus sein.
Weiterhin zählen geplante Attentate hinzu, obwohl sie von versuchten Attentaten zu unterscheiden sind: Es ist nicht immer möglich, festzustellen, ob ein Plan tatsächlich bestand und durch eine Regierung aufgedeckt wurde, oder ob er nur als Vorwand für politische Verfolgungen diente.
Neben konventionellen Waffen gebrauchen Attentäter eine Reihe alternativer Angriffsmittel (Gift, Säure, Briefbomben oder Autobomben).
Abgrenzung
Es ist zwischen politischer Hinrichtung und Attentat zu unterscheiden: Eine Hinrichtung kann als politischer Mord angesehen werden, wird aber zum Teil durch staatliche Organe veranlasst, während ein Attentat immer als illegale Tat angesehen wird.
Einzige Ausnahme bildet hier das Widerstandsrecht, das in einzelnen Verfassungen den Bürgern im Kampf gegen diktatorische Herrschaft das Recht auf auch gewalttätigen Widerstand einräumt. Das im deutschen Grundgesetz verankerte Widerstandsrecht (Artikel 20) schließt den Tyrannenmord als letztes Widerstandsmittel gegen einen Diktator nicht aus. In diesem Fall fällt die Tötung einer politischen Führungspersönlichkeit nicht unter den Straftatbestand des Mordes, sondern wird gesetzlich legalisiert.
Ziel-Persönlichkeiten
Das Ziel eines Anschlages ist bei einem Attentat ein Entscheidungsträger oder ein Repräsentant, meist eine Persönlichkeit von hohem politischen, religiösen oder gesellschaftlichen Rang, nicht eine Privatperson. Der Kreis der prominenten öffentlichen Persönlichkeiten umfasst zum Beispiel Staatsoberhäupter, Regierungsmitglieder, Richter, hochrangige Militärs, aber auch Journalisten oder Wirtschaftsführer, wenn sie eine besondere Rolle in der Politik spielen. Auch örtliche Beamte wie Oberbürgermeister oder Polizeichefs zählen zu den prominenten Personen. Darüber hinaus zählen Führer politischer Parteien, großer Gewerkschaften, sozialer und religiöser Organisationen, Führer von Minderheiten, Schriftsteller und andere prominente Mitglieder wichtiger sozialer Institutionen zu den öffentlichen und somit gefährdeten Personen.
Psychisch desorientierte Menschen verüben Attentate häufig nicht auf politisch, sondern anderweitig hervorgehobene Persönlichkeiten, wie Sportler oder Künstler.
Berühmte Attentate
- Attentat auf den Schriftsteller und russischen Generalkonsul August von Kotzebue am 23. März 1819 durch Karl Ludwig Sand.
- Attentat auf Abraham Lincoln: Der 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde am 14. April 1865 von einem Südstaaten-Sympathisanten während eines Theaterbesuchs erschossen.
- Attentat von Sarajevo: Am 28. Juni 1914 wurden der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie Chotek, Herzogin von Hohenberg, von einem serbischen Nationalisten erschossen. Das Attentat gilt als Auslöser für den Ersten Weltkrieg.
- Georg Elser verübte 1939 als Einzelgänger in München ein Attentat auf Hitler, das fehlschlug, weil die Zielperson den Ort zu früh verlassen hat.
- Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler: Eine Gruppe hoher Wehrmachtsoffiziere verschwor sich zur Beendigung des militärisch verlorenen Krieges und deponierte eine Bombe im Führerhauptquartier. Durch die Explosion wurden vier Personen getötet und alle anderen 20 verletzt. Hitler selbst erlitt jedoch nur leichte Verletzungen. Der Staatsstreich scheiterte. Vier Verschwörer, darunter Stauffenberg, wurden noch in der gleichen Nacht auf Befehl des Mitverschwörers Generaloberst Friedrich Fromm, der eine eigene Verstrickung in den gescheiterten Putschversuch vertuschen wollte, erschossen.
- Attentate auf Mohammad Reza Schah Pahlavi: Auf Mohammad Reza Schah Pahlavi wurden mehrere Attentate verübt. 1949 wurde er während eines Besuches der Universität Teheran angeschossen. Das Attentat von 1965 vor dem Eingang des Marmorpalastes in Teheran überlebte er nur durch das beherzte Eingreifen der Wachmannschaft.
- Attentat auf John F. Kennedy: Der 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde in seinem Auto während einer Parade am 22. November 1963 in Dallas erschossen.
- kurz nach diesem Attentat wurde Lee Harvey Oswald als Verdächtiger verhaftet; zwei Tage später wurde er in Polizeigewahrsam vor laufender Kamera von Jack Ruby erschossen.
- Attentat auf Martin Luther King: Einer der wichtigsten Vertreter im Kampf gegen die Unterdrückung der Afroamerikaner und Schwarzafrikaner und für soziale Gerechtigkeit, wurde am 4. April 1968 auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis erschossen.
- Attentat auf Ronald Reagan: Der 40. Präsident der Vereinigten Staaten wurde am 30. März 1981 in Washington D. C. vor dem Hilton Hotel angeschossen.
- Attentat auf Johannes Paul II.: Der Papst wurde am 13. Mai 1981 während einer Generalaudienz, durch mehrere Schüsse des türkischen Rechtsextremisten Mehmet Ali Ağca lebensgefährlich verletzt.
- Attentat auf Frère Roger: Der Gründer der ökumenischen Bruderschaft von Taizé, wurde am 16. August 2005 von einer psychisch kranken Rumänin, während des Abendgebets in der Versöhnungskirche erstochen.
Attentate auf Gemälde
Attentate auf Gemälde sind eine weitere Erscheinungsform. Dabei verfolgt der Attentäter das Ziel, das Gemälde zu beschädigen oder zu zerstören, um so beispielsweise den Wert des Gemäldes zu verringern. Als bekannte Beispiele gelten die Attentate auf die Mona Lisa im Jahr 1956 und auf das Werk "Die Nachtwache" von Rembrandt.
Siehe auch
- Tyrannenmord
- Selbstmordattentat
- Meuchelmord
- Liste von Anschlägen im Schienenverkehr
- Liste anarchistischer Attentate
- Chronik wichtiger Attentate
- Propaganda der Tat
Literatur
- Manfred Schneider (Germanist): Das Attentat. Kritik der paranoischen Vernunft, Matthes & Seitz Berlin, Berlin 2010, ISBN 978-3-88221-537-3
- Alexander Demandt (Hrsg.): Das Attentat in der Geschichte, Bechtermünz, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-0339-8
- Sven Felix Kellerhoff: Attentäter - Mit einer Kugel die Welt verändern, Böhlau Verlag, Köln 2003, ISBN 3-412-03003-1
- Dirk Lange: Die politisch motivierte Tötung, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-631-56656-5
- Wolfgang Plat: Attentate. Eine Sozialgeschichte des politischen Mordes, Econ Verlag Düsseldorf und Wien. 1. Auflage 1982. ISBN 3-430-17495-3
- Jörg von Uthmann: Attentat – Mord mit gutem Gewissen, Siedler, Berlin 2001, ISBN 3-572-01263-5
- Will Berthold: Die 42 Attentate auf Adolf Hitler, Wilhelm Goldmann Verlag, München 1981.
Weblinks
Wiktionary: Attentat – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenCommons: Assassination – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur zum Schlagwort Attentat im Katalog der DNB und in den Bibliotheksverbünden GBV und SWB
- Attentat. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 2, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, S. 27.
- Peter Koblank: Was versteht man unter einem "Attentat"? Erörterung mit Bezug zum Attentat von Georg Elser
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