- Und Nietzsche weinte (Roman)
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Und Nietzsche weinte (orig. When Nietzsche Wept) ist ein Roman aus dem Jahr 1994 des amerikanischen Autors und emeritierten Professors für Psychiatrie Irvin Yalom. Die Protagonisten der fiktiven Handlung des Buches sind die Personen Friedrich Nietzsche und Josef Breuer, die im Wien um 1882 zusammentreffen. Weitere reale historische Nebenpersonen der Handlung sind der Schüler Breuers Sigmund Freud und Lou Andreas-Salomé. Weitere Personen, die jedoch keine aktive Rolle spielen, sondern nur durch ihren Bezug zu den Hauptpersonen Bedeutung in der Handlung haben, sind Breuers Patientin Bertha Pappenheim, der Philosoph Paul Rée und Nietzsches Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Die Freundin Nietzsches und Bewunderin seines Werkes, Lou Andreas-Salomé, die mit Nietzsche und dem Philosophen Paul Rée eine jeweils unterschiedlich verstandene Dreiecksbeziehung verbindet, hat von einer neuen Behandlungsmethode zur Heilung von 'Seelenleiden' des angesehenen jüdischen Arztes Josef Breuer gehört. Die selbstbewusste junge Frau fällt in Breuers Praxis in Wien ein und will diesen dafür gewinnen, unter dem Vorwand der Therapierung von Nietzsches körperlichen Gebrechen dessen seelische Leiden zu behandeln. Fasziniert von Salomés Person willigt Breuer nach anfänglichem Widerstand in die Verschwörung ein und beginnt, nachdem Nietzsche überredet wurde, sich nach Wien zu begeben, die Behandlung.
Breuer soll einen Monat lang die körperlichen Probleme Nietzsches, den regelmäßig lähmende Anfälle von starken Kopfschmerzen niederzwingen, wegen derer er ein rastloser Reisender auf der Suche nach klimatischen Bedingungen, die ihm ein normales Leben und Arbeiten ermöglichen sollen, geworden ist, kurieren, während Nietzsche Breuers eigene seelische Probleme, eine durch eine heimliche Obsession für die ihm anvertraute Patientin Bertha Pappenheim sich offenbarende Unzufriedenheit mit seinem Leben, lösen helfen soll.
Die beiden führen nun im Zuge der Behandlung täglich philosophische, in Wahrheit aber therapeutische Gespräche. Im Laufe des Monats will Breuer dann, wie er Sigmund Freud, seinem jüngeren Kollegen und Freund, erklärt, Nietzsches Vertrauen gewinnen, um dann die Rolle zu wechseln, um seinerseits zu Nietzsches seelischen Problemen vorzudringen.
Das Vorhaben gelingt anfänglich, und durch die Gespräche verbindet die beiden Männer eine sich intensivierende Beziehung, jedoch wandelt sich das Verhältnis von Therapeuten und Behandelnden nicht wie vorgesehen. Stattdessen begibt sich Breuer selbst zunehmend in die Rolle des Behandelten, da er sich durch Nietzsches unerbittlichen Sinn für die Wahrheit und dessen Verdammung von Selbsttäuschung des wahren Ausmaßes der Unzufriedenheit mit seinem Leben bewusst wird.
Nietzsche, dessen unerbittliche Suche nach Wahrheit und Abkehr von jeder Selbsttäuschung und Schwäche in ein persönliches Dilemma aus Einsamkeit und Verzweiflung geführt hat, ist dabei der Gegensatz zu dem nicht minder verzweifelten Breuer, dem die Strukturen seines sozial gefestigten Lebens zu Fesseln geworden sind, aus denen er keinen Weg auszubrechen mehr sieht und sich als nicht mehr junger Mann am Ende seiner persönlichen Verwirklichung sieht.
Der Höhepunkt der Handlung, von dem der Leser erst im Nachhinein erfährt, dass es sich in Wahrheit um ein Hypnoseerlebnis handelt, ist der Ausbruch Breuers aus seinem Leben und das Zurücklassen seiner Familie und aller sozialen Bindungen, indem er Wien verlässt, um sich in einer anderen Stadt Bertha offen zuzuwenden. Dabei erkennt er den Preis der Freiheit und den Wert seines eigentlichen Lebens.
Am Ende der Handlung nimmt Breuer sein Leben an und kehrt zu seiner Familie und seinem sozialen Umfeld zurück, während Nietzsche alleine bleibt, um sich der Niederschrift seines Werkes Also sprach Zarathustra zuzuwenden.
Bedeutung
Eingewoben in die fiktive Handlung sind zentrale Zitate aus Nietzsches Werk und Wirken. Die folgenden Zitate: Werde wer Du bist!, Man liebt zuletzt seine Begierde und nicht das Begehrte und Ein sicheres Leben ist gefährlich! verwendet Yalom einerseits, um die Person Nietzsches psychologisch zu interpretieren, andererseits, um die grundsätzlichen Gegensätze, aber auch die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Hauptpersonen und letztlich die Konflikte, die in jedem Menschen unterschiedlich stark miteinander ringen, thematisch zu fixieren.
Personen
- Josef Breuer ist ein in Wien praktizierender, anerkannter jüdischer Arzt, der einwilligt, Nietzsches seelische Leiden ohne dessen Wissen unter einem Vorwand zu behandeln.
- Friedrich Nietzsche, ein Philosoph, dessen unerbittliche Suche nach Wahrheit und die Abkehr von Selbsttäuschung und Schwäche in ein persönliches Dilemma aus Einsamkeit und Verzweiflung geführt hat.
- Sigmund Freud, der später der Begründer der Psychoanalyse werden soll, ist Vertrauter und Freund seines Mentors und Förderers Breuer.
- Lou Andreas-Salomé verbindet mit Nietzsche und dem Philosophen Paul Rée eine komplexe Dreiecksbeziehung, die insbesondere von Nietzsche und Salomé unterschiedlich aufgefasst wird. Sie überredet Breuer zu der Verschwörung, um Nietzsche zu behandeln.
- Bertha Pappenheim ist eine Patientin Breuers, durch deren Fall Lou Salomé von Breuers Behandlungsmethode erfahren hat, und zu der Breuer eine nicht ausgelebte, an Obsession grenzende Beziehung entwickelt hat.
Verfilmung
Literatur
- Nietzsche, Friedrich, Und Nietzsche weinte, btb TB, 2008, ISBN 978-3-442-73728-4
Kategorien:- Roman, Epik
- Friedrich Nietzsche
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