- Visby-Linsen
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Die Visby-Linsen sind Teile von Schätzen, die gotländische Wikinger etwa im Jahre 1050 niederlegten. Die unzähligen kleinen und mehr als 10 größeren Linsen, die in Gotlands Fornsal in Visby liegen, sind aus Bergkristall, der auf Gotland nicht vorkommt.
Die Kenntnis über die Verarbeitung von Bergkristall war im 11. Jahrhundert weit verbreitet. Daher ist nicht zu sagen, woher die Linsen stammen. Auch die Analyse der Linsen ergab keine Hinweise auf ihre Herkunft. Offenbar haben die Wikinger die Linsen von ihren Handels- oder Kriegszügen mitgebracht. Nach Meinung von M. Stenberger wurden die aus dem Orient stammenden Kristalle nach Russland gebracht, wo die meisten mit einer Silberfassung versehen wurden. Von dort aus können sie nach Gotland gelangt sein. Gefasste und ungefasste Bergkristalle tauchten gegen Ende des 11. Jahrhunderts auf Gotland unvermittelt auf und verschwinden ebenso plötzlich. Das legt die Vermutung nahe, dass alle Stücke Gotland aus ein und demselben Anlass erreichten, wahrscheinlich stammen sie aus Byzanz, das die Warägergarde zu dieser Zeit verließ.
Dass die Wikinger die Linsen nicht selbst gefertigt haben ist wahrscheinlich, obwohl sie in Fröjel Bergkristall zu Perlen verarbeitet haben. Einige der gotländischen Linsen sind gefasst und vermutlich nicht vor Ort zu Schmuckanhängern verarbeitet worden. Die größte Linse hat einen Durchmesser von 50 mm und ist 28.5 mm dick. Die auffällige Eigenart der Visby-Linsen liegt in ihrer asphärischen Form.
Optische Linsen gibt es offenbar bereits seit etwa 3000 Jahren. Das Alter der berühmten „Linse von Nimrud“ die A. H. Layard bei seiner Ausgrabung im Königspalast von Kalchu/Nimrud bei Mosul im 19. Jahrhundert fand, wird auf ca. 3000 Jahre geschätzt. Da es keine Überlieferung über ihre Verwendung gibt, reichen die Deutungen vom Schmuckstück bis zum Teleskop.
Die erste schriftliche Erwähnung von Linsen gibt es offenbar bei dem arabischen Mathematiker Alhazen (um 965-1039 oder 1040). Er beschrieb im Buch "Schatz der Optik" (arabisch: Kitab al-Manazir), die Lichtbrechung weitgehend richtig. R. Greeff würdigte in dem Buch "Die Erfindung der Augengläser" die Leistung von Alhazen: „Er machte dann die bedeutungsvolle Mitteilung, dass ein gläsernes Kugelsegment dazu dienen könne, einen Gegenstand vergrößert erscheinen zu lassen“.
Literatur
- R. Greeff: Die Erfindung der Augengläser. Kulturgeschichtliche Darstellungen nach urkundlichen Quellen. Berlin 1921.
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