Wahlen in Peru 2011

Wahlen in Peru 2011
Ollanta Humala, Sieger der Präsidentschaftswahl

Die Wahlen in Peru 2011 fanden am 10. April 2011 statt. Die Stichwahl um das Präsidentenamt wurde für den 5. Juni angesetzt. Es wurde über die Besetzung der folgenden Positionen für die nächsten fünf Jahre entschieden:

Da keiner der Präsidentschaftskandidaten die absolute Mehrheit erreichen konnte, wurde am 5. Juni eine Stichwahl zwischen Ollanta Humala und Keiko Fujimori abgehalten, die von Humala gewonnen wurde.[1] Humala wurde am 28. Juli 2011 als Perus 94. Präsident vereidigt. Nach einer Verfassungsreform im Jahr 2009 wählten die Peruaner erstmals 130 statt wie bisher 120 Kongressabgeordnete.[2]

Keiko Fujimori, die bei der Stichwahl unterlegene Kandidatin

Inhaltsverzeichnis

Präsidentschaftskandidaten

Der amtierende Präsident Alan García durfte nicht wieder kandidieren, da die Verfassung keine zwei aufeinander folgende Amtszeiten zulässt. Die Kandidatin seiner Partei APRA, Mercedes Aráoz, hat ihre Kandidatur zurückgezogen. Es verblieben 11 Kandidaten. Die wichtigsten waren:

Kandidat Partei/Koalition Sonstiges
Alejandro Toledo Alianza Perú Posible Toledo war bereits von 2001-2006 Präsident.
Ollanta Humala Partido Nacionalista Peruano Verlor bei der Präsidentschaftswahl 2006 im 2. Wahlgang knapp gegen Alan García.
Keiko Fujimori Fuerza 2011 Die Tochter des ehemaligen Präsidenten Alberto Fujimori.
Pedro Pablo Kuczynski Alianza por el Gran Cambio Wirtschafts- und Premierminister während der Präsidentschaft Toledos.
Luis Castañeda Alianza Solidaridad Nacional Ehemaliger Bürgermeister von Lima.

Umfragen

Monat Institut Alejandro Toledo Ollanta Humala Keiko Fujimori Pedro Pablo Kuczynski Luis Castañeda
September 2010 CPI[3] 14,6 % 9,8 % 19,6 % 1,2 % 23,1 %
März 2011 IMA[4] 23,9 % 21,9 % 17,6 % 16,9 % 13,8 %
April 2011 Datum[5] 16,7% 26,5% 19,4% 15,6% 10.1%

Erster Wahlgang

Landesweite Mehrheitsverhältnisse (der Grad der Färbung zeigt den Abstand zu den Mitbewerbern an):
  • Ollanta Humala
  • Keiko Fujimori
  • Pedro Pablo Kuczynski
  • Alejandro Toledo

Im ersten Wahlgang bestätigten sich die jüngsten Umfragen und Ollanta Humala bekam die meisten Stimmen, gefolgt von Keiko Fujimori. Zwischen diesen beiden Kandidaten wurde am 5. Juni in einer Stichwahl entschieden, da niemand eine absolute Mehrheit erreichen konnte. Trotz Wahlpflicht lag die Beteiligung nur bei knapp 85 %. Außerdem waren über zehn Prozent der abgegebenen Stimmzettel ungültig oder leer. Die gültigen Stimmen waren wie folgt verteilt:[6]

Ollanta Humala Keiko Fujimori Pedro Pablo Kuczynski Alejandro Toledo Luis Castañeda Sonstige
31,7 % 23,6 % 18,5 % 15,6 % 9,8 % 0,8 %

Kongresswahlen

Gana Perú Fuerza 2011 Perú Posible Alianza por el Gran Cambio Alianza Solidaridad Nacional Partido Aprista Peruano
33,85 % (44 Sitze) 26,92 % (35 Sitze) 16,92 % (22 Sitze) 13,08 % (17 Sitze) 8,46 % (11 Sitze) 3,08 % (4 Sitze)

Zweiter Wahlgang

Die beiden verbliebenen Kandidaten nahmen sehr unterschiedliche politische Positionen ein und der Wahlkampf war von Polarisierung geprägt.[7] Humala nannte als seine Ziele eine gerechtere Verteilung der Einkommen aus den natürlichen Ressourcen des Landes. Momentan herrscht trotz hoher Einnahmen aus dem Bergbau unter weiten Teilen der Bevölkerung große Armut. Außerdem nannte er die Beibehaltung des in den letzten Jahren meist hohen Wirtschaftswachstums. Kritisch beäugt wurde er vor allem von den Unternehmen und Teilen der Mittelschicht aufgrund seiner kapitalismuskritischen Ansichten sowie seiner noch im Wahlkampf 2006 betonten Nähe zu Hugo Chávez. In der Kampagne 2011 distanzierte sich Humala jedoch öffentlich von diesem und berief sich vor allem auf den ehemaligen brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva als Vorbild. Keiko Fujimori sprach sich für eine liberalisierte Wirtschaftspolitik und eine schärfere Sicherheitspolitik aus. Kritik erfuhr sie unter anderem von Menschenrechtsorganisationen, die eine Fortsetzung der Politik ihres Vaters befürchteten.

Vor dem zweiten Wahlgang sprachen sich die beiden ausgeschiedenen Kandidaten Pedro Pablo Kuczynski[8] und Luis Castañeda[9] für die Wahl von Fujimori aus. Alejandro Toledo unterstützte in der Stichwahl hingegen Humala.[10] Der ehemalige peruanische Präsidentschaftskandidat und Literat Mario Vargas Llosa unterstützte diesen ebenso, obwohl sich seine politische Haltung eigentlich deutlich von der Humalas unterscheidet. Zwar sei es eine "Wahl zwischen Aids und Krebs im Endstadium", aber unter Keiko Fujimori drohe die Rückkehr zur Diktatur und daher sei Humala das kleinere Übel.[11][12]

Am Wahltag konnte Humala schließlich eine knappe Mehrheit von 51,45 Prozent der Wähler für sich gewinnen, während auf Fujimori 48,55 Prozent der Stimmen entfielen.[13] Somit wurde Humala am 28. Juli neuer Präsident von Peru.

Beim zweiten Wahlgang wurden probeweise im Distrikt Paracán (Provinz Cañete) erstmalig Wahlcomputer eingesetzt.[14]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ausgang der peruanischen Stichwahlen am 5. Juni 2011. El Comercio. Abgerufen am 8. Juni 2011.
  2. Peruanisches Parlament schenkt sich 10 Abgeordnete mehr. Infoamazonas. Abgerufen am 24. März 2011.
  3. Umfrage CPI September 2010. Abgerufen am 30. März 2011.
  4. Umfrage IMA März 2011. Abgerufen am 30. März 2011.
  5. Umfrage Datum April 2011. Abgerufen am 10. April 2011.
  6. Ergebnis des 1. Wahlgangs. Abgerufen am 11. April 2011.
  7. tagesschau: Ex-Offizier Humala führt bei Stichwahl, 6. Juni 2011
  8. PPK confirms support for Fujimori, Toledo backs Humala. Peruviantimes.com. Abgerufen am 6. Juni 2011.
  9. Castañeda ratifica apoyo a Keiko Fujimori. diario16.com.pe. Abgerufen am 6. Juni 2011.
  10. El ex presidente Alejandro Toledo apoya a Humala para la segunda vuelta de las presidenciales. terra.com.pe. Abgerufen am 6. Juni 2011.
  11. Rory Carroll: Mario Vargas Llosa under fire for Peru election endorsement, guardian.co.uk. 28. April 2011. 
  12. Vargas Llosa: “Sin alegría y con muchos temores yo voy a votar por Humala". El Comercio.pe. Abgerufen am 6. Juni 2011.
  13. Elecciones Generales 2011 Segunda Elección Presidencial - RESUMEN NACIÓN. ONPE. Abgerufen am 6. Juni 2011.
  14. Peru: Wahl am 5. Juni erstmals mit Wahlcomputern. Infoamazonas. Abgerufen am 15. Juni 2011.

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