- Wechsler Memory Scale
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Die Wechsler Memory Scale (WMS) wird in der klinisch neuropsychologischen Diagnostik eingesetzt, um verschiedene Gedächtnisfunktionen zu messen. Die Skala ist in ihrer deutschen Version normiert für den Altersbereich zwischen 15 und 75 Jahren. Die aktuellste englischsprachige Version ist die vierte (WMS-IV) und wurde entworfen um mit dem WAIS-IV (Wechsler Adult Intelligence Scale—Fourth Edition) eingesetzt zu werden.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erscheinungsjahr Name Abkürzung 1945 Wechsler Memory Scale WMS 1987 Wechsler Memory Scale revised WMS-R 2000 Deutsche Adaptation von WMS-R mit eigener Normierung WMS-R 2009 englische Version WMS-IV Skalen
Die Testbatterie besteht aus 13 Untertests:
- Information und Orientierung: Allgemeine Fragen zu Name, Alter und so weiter.
- Mentale Kontrolle: Zählen, Aufsagen des Alphabets, Zählen in Dreierschritten.
- Figurales Gedächtnis: Zuvor dargebotene Muster sollen wiedererkannt werden.
- Logisches Gedächtnis I: Es sollen zwei gehörte Geschichten nacherzählt werden. Das Erzählte wird wörtlich mitprotokolliert.
- Visuelle Paarerkennung I: In der Lernphase werden sechs Strichfiguren zusammen mit einer Farbe gezeigt (je 3 Sekunden). In der Testphase werden die Strichfiguren gezeigt und der Proband soll innerhalb von 5 Sekunden auf die Farbe zeigen. Abbruchkriterium ist, dass in mindestens 3 Durchgängen alle Zuordnungen richtig erinnert werden.
- Verbale Paarerkennung I: Es werden acht Wortpaare vorgelesen. Anschließend soll der Proband nach Vorlesen des jeweils ersten Wortes das zugehörige zweite Wort nennen. Abbruchkriterium ist, dass in mindestens 3 Durchgängen alle Zuordnungen richtig erinnert werden.
- Visuelle Wiedergabe I: Darbietung von vier Karten (10 Sekunden), die frei wiedergegeben werden sollen.
- Zahlenspanne: Eine Zahlenreihe soll vorwärts und rückwärts erinnert werden. Abbruchkriterium ist, dass beides nicht geschafft wird.
- Visuelle Merkspanne: In einem so genannten Blockspannbrett wird in einer festgelegten Reihenfolge auf Würfel getippt. Der Proband soll in der selben Reihenfolge vorwärts und rückwärts die Würfel antippen. Abbruchkriterium ist, wenn beide Durchgänge falsch sind.
Nach 30 Minuten werden die folgenden vier Aufgaben wiederholt:
- Verzögerte Wiedergabe - Logisches Gedächtnis II (Textreproduktion): Eventuell kann hier eine Hilfestellung gegeben werden.
- Verzögerte Wiedergabe - Visuelle Paarerkennung II: ohne Rückmeldung
- Verzögerte Wiedergabe - Verbale Paarerkennung II: ohne Rückmeldung
- Verzögerte Wiedergabe - Visuelle Wiedergabe II
Jeder Rohwert der Untertests wird mit einem speziellen Gewicht multipliziert und aufsummiert (gewichtete Summe). Diese Summenrohwerte werden mithilfe einer Normtabelle in Indexwerte umgewandelt. So wird die Leistung der Probanden in fünf Werte (Indexwerte) zusammengefasst, die auf das Arithmetische Mittel 100 und die Standardabweichung 15 normiert sind, um die Vergleichbarkeit mit dem HAWIE IQ zu erleichtern:
- Verbales Gedächtnis
- Visuelles Gedächtnis
- Aufmerksamkeit/Konzentration
- Verzögerte Wiedergabe
- Allgemeines Gedächtnis (verbales und visuelles Gedächtnis)
Durchführung
Die Durchführungszeit beträgt 45-60 Min, wobei ein verzögerter Abruf des Gelernten nach 30 Minuten hinzukommt. Eine Gruppentestung ist nicht möglich, da der Test nur ein Blockspannenbrett enthält und die Tests in mündlicher Form einzeln mit den Probanden durchgeführt werden.
Normierung
Der Test ist für einen Altersbereich zwischen 15 und 75 normiert und in 7 Altersgruppen aufgeteilt. Auch Bildung wird berücksichtigt. Ein IQ-Zuwachs in jeder Generation (Flynn-Effekt) wurde beobachtet.
Auswertungsobjektivität
Auswertungsobjektivität gut mit Interrater-Reliabilität: 0.98
Reliabilität
Retest-Reliabilität.:
- Untertest: 0,48 – 0,88
- Indizes: >0.8
Validität
Es wurden 125 neurologische und psychiatrische Patienten untersucht. Der Test führte zu plausiblen Messwerten, in Abhängigkeit zur Lokalisation der Schädigung.
Vor- und Nachteile
Als Vorteile werden genannt:
- Der Test erfasst klinisch relevante Gedächtnisstörungen.
- Aufmerksamkeit wird miterfasst.
- Er ermöglicht eine Unterscheidung zwischen Demenz und Depression.
Als Nachteile werden genannt:
- Der Test ist sprachlastig.
- Der Test hat einen hohen Schwierigkeitsgrad und ist deswegen nur in der Frühdiagnostik einsetzbar, da er bei stärkeren Schädigungen zu schwer ist.
- Er ist zur Erfassung des gesunden mnestischen Leistungsbereichs schlecht geeignet.
Weblinks
Der WMS-R im Verlag Hans Huber
Einzelnachweise
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