- Werte- und Entwicklungsquadrat
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Das von Paul Helwig (1967) stammende Wertequadrat hat Friedemann Schulz von Thun 1989 für die Belange der zwischenmenschlichen Kommunikation genutzt und mit dem Entwicklungsgedanken verbunden. Mit Hilfe des Werte- und Entwicklungsquadrates kann es uns gelingen, für jede menschliche Qualität (z.B. Ehrlichkeit) die notwendige Gegenqualität („Schwestertugend“) zu finden (Takt und Sensibilität); erst beides zusammen lässt „den Regenbogen aufgehen“. Ehrlichkeit ohne Takt kann zur brutalen Offenheit verkommen, Takt ohne Ehrlichkeit zur höflichen Fassade. Haben wir die Balance zweier Gegenwerte vor Augen, können wir auch die anstehende Entwicklungsrichtung entdecken: der eine neigt zur Verabsolutierung der Ehrlichkeit und müsste entsprechend Takt und Sensibilität erobern; der andere übertreibt genau diese Qualität und sollte lernen, ehrlichen Klartext zu sprechen.
Inhaltsverzeichnis
Helwigs Urbeispiel
In Helwigs Urbeispiel braucht es neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit, um nicht zum Geizhals zu verkommen und umgekehrt bewahrt die Balance mit der Sparsamkeit den Großzügigen vor der Verschwendung. Die Entwicklungsrichtung findet sich in den Diagonalen. Wer die Sparsamkeit übertreibt und zum Geizigen wird, dessen Entwicklungspfeil zeigt zur Großzügigkeit und komplementär empfiehlt es sich für den Verschwenderischen, die Sparsamkeit zu entwickeln.
Die Prämisse des Werte- und Entwicklungsquadrats lautet: Jeder Wert (jede Tugend, jedes Leitprinzip, jede menschliche Qualität) kann nur dann seine volle konstruktive Wirkung entfalten, wenn er sich in ausgehaltener Spannung zu einem positiven Gegenwert, einer “Schwesterntugend” befindet. Ohne diese Balance kann der Regenbogen nicht aufgehen, verkommt ein Wert zu seiner entwerteten Übertreibung.
Anwendungen
In diesem Sinn und Geist wird das Werte- und Entwicklungsquadrat auch für Beurteilungsgespräche genutzt oder für Rückmeldungen nach einem Assessment-Center. Ebenso wird es in der modernen Personalarbeit auch als Grundlage für 360°-Feedback genutzt. So wird das Aufzeigen von Verhaltensweisen weniger an Defiziten als an Stärken orientiert [1].
Literatur
- Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden 2. Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung. Reinbek bei Hamburg 1989
- Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden: Fragen und Antworten. Reinbek bei Hamburg 2007, S. 49-76.
Einzelnachweise
- ↑ Herder, Jutta; Wallmichrath, Kirsten: Weg vom Schwarz-Weiß-Denken - SIG Combibloc und meta | five entwickeln ein 360° Feedback basierend auf dem Wertequadrat-Ansatz; Artikel in personalmagazin MANAGEMENT, RECHT UND ORGANISATION, November 2010, 12/2010, Seite 38-40
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