Wissenschaft als Beruf

Wissenschaft als Beruf

Wissenschaft als Beruf basiert auf einem Vortrag, den Max Weber am 7. November 1917 im Rahmen einer vom „Freistudentischen Bund. Landesverband Bayern“ veranstalteten Vortragsreihe „Geistige Arbeit als Beruf“ im Kunstsaal der Münchner Buchhandlung Steinicke gehalten hat.[1] Nachdem Weber auf den Lauensteiner Kulturtagungen über ein ähnliches Thema referiert hatte, bot er sich als Fachmann für dieses Thema an.[2] Außerdem lag ihm die Thematik aber auch „selbst am Herzen“. Der erweiterte Text dieses Vortrags wurde im Juli 1919 veröffentlicht.[3]

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Zunächst nimmt Weber in seinem Vortrag Stellung zu den Vor- und Nachteilen einer Wissenschaftslaufbahn. Er vergleicht das deutsche und das amerikanische Universitätssystem, die Aufstiegschancen von Dozenten und deren Gehalt, betont den Faktor Zufall der eine nicht zu vernachlässigende Größe für die Zukunft jedes Wissenschaftlers spiele. Ferner geht er auf das Verhältnis des Wissenschaftlers als Individuum gegenüber der Wissenschaft allgemein ein, welche Voraussetzungen dieser mitbringen sollte. Man muss für und von der Wissenschaft leben können.

Er vertritt hier die Position, dass eine wissenschaftliche Leistung nur durch Spezialisierung zu erreichen ist:

„Nur durch strenge Spezialisierung kann der wissenschaftliche Arbeiter tatsächlich das Vollgefühl, einmal und vielleicht nie wieder im Leben, sich zu eigen machen: hier habe ich etwas geleistet, was dauern wird.“

Max Weber in Wissenschaft als Beruf, Vortrag 1922, Abschnitt: Leidenschaft als persönliche Voraussetzung des Wissenschaftlers[4]

Er beschäftigt sich auch mit der Frage nach dem „Wert von Wissenschaft“. Wissenschaft habe zwar das Handwerkzeug (Methoden) um zu neuen Erkenntnissen und Positionen zu gelangen, wieso diese es wert sind vertreten zu werden, kann man aber nicht direkt ableiten. Gemeint ist der engere Kreis der Naturwissenschaften in Abgrenzung zur Ethik und Philosophie; letztere müssen sich der Untersuchung der Wert-Frage widmen.

Keine Wissenschaft ist frei von Annahmen, und der Wert einer Wissenschaft geht verloren sobald ihre Annahmen abgelehnt werden.

„Alle Naturwissenschaften geben uns Antwort auf die Frage: Was sollen wir tun, wenn wir das Leben technisch beherrschen wollen? Ob wir es aber technisch beherrschen sollen und wollen, und ob das letztlich eigentlich Sinn hat: – das lassen sie ganz dahingestellt oder setzen es für ihre Zwecke voraus.“

Max Weber in Wissenschaft als Beruf, Vortrag 1922, Abschnitt: Fehlen des »letzten« Grundes als Fundament der Wissenschaft[5]

Die Frage nach dem Sinn des Lebens kann also, wenn überhaupt, nicht durch Naturwissenschaften allein geklärt werden.

In den letzten Abschnitten betont Weber, dass man „Politik“ nicht in den Hörsaal tragen solle. Das entspricht dem klassischen auf Aristoteles zurückgehenden Ideal völliger Neutralität der Forschung, die autonom sein sollte, rein, voraussetzungs- und wertefrei („tabula rasa“).

„Im Hörsaal, wo man seinen Zuhörern gegenübersitzt, haben sie zu schweigen und der Lehrer zu reden, und ich halte es für unverantwortlich, diesen Umstand, dass die Studenten um ihres Fortkommens willen das Kolleg eines Lehrers besuchen müssen, und dass dort niemand zugegen ist, der diesem mit Kritik entgegentritt, auszunützen, um den Hörern nicht, wie es seine Aufgabe ist, mit seinen Kenntnissen und wissenschaftlichen Erfahrungen nützlich zu sein, sondern sie zu stempeln nach seiner persönlichen politischen Anschauung.“

Max Weber in Wissenschaft als Beruf, Vortrag 1922, Abschnitt: Postulat der Zurückhaltung persönlicher Überzeugungen im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit[6]

Siehe auch

Weblinks

 Wikisource: Wissenschaft als Beruf – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Wolfgang J. Mommsen (Hrsg:): Weber, Max: Gesamtausgabe. Bd. 17 Wissenschaft als Beruf. Mohr Siebeck, Tübigen 1992, ISBN 3-16-145765-X, S. 46.
  2. Weber, Max… ISBN 3-16-145765-X, S. 13.
  3. Sein zweiter Vortrag im Rahmen der gleichen Vortragsreihe („Politik als Beruf“) ist zu einem Klassiker der Politikwissenschaft geworden.
  4. Leidenschaft als persönliche Voraussetzung des Wissenschaftlers
  5. Fehlen des »letzten« Grundes als Fundament der Wissenschaft
  6. Postulat der Zurückhaltung persönlicher Überzeugungen im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit

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