- Churerdeutsch
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Unter Churerdeutsch wird der Dialekt der Stadt Chur (Schweiz) verstanden. Es handelt sich dabei um einen hochalemannischen Dialekt. Chur war bis Mitte des 15. Jh. romanischsprachig und wurde dann nach und nach germanisiert. Die Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass das romanische Substrat das alemannische Superstrat stark mitbeeinflusst hat, dies vor allem in der Aussprache.
Noch heute weist Chur im Anlaut ein aspiriertes kh- auf (wie in der Standardsprache), so etwa in Khuchi für 'Küche'. Im Inlaut hörte man bis vor etwa 20 Jahren noch deutlich Formen wie mahha für machen. Heute noch gebräuchlich ist tengga für denken. – Damit grenzt sich Chur von den meisten schweizerdeutschen Dialekten ab, die in den genannten Beispielen Formen wie Chuchi, mache, dänkche realisieren würden.
Die Sonderstellung des Churerdialektes zeigt sich aber auch in den Verbformen. In Chur waren bis vor einiger Zeit zweisilbige Verben üblich für die in der Schweiz sonst eher verbreiteteren einsilbigen Formen, also zücha für zie (ziehen), schlaaga für schloo (schlagen) etc. Auffallend sind auch die meist hellen a-Färbungen im Wortinnern gegenüber den sonst häufig verdumpften (geschlossenen) As sowie die Endung der Infinitivformen auf -a anstelle des in den übrigen Schweizer Dialekten üblichen -ä.
Auszug aus dem Wörterverzeichnis von Oscar Eckhardt:
- räägga – weinen
- rätscha – verpetzen
- Rätschbääsa, dr – Petzer, Petzerin
- Riissplei, ds – Bleistift
- Ritscha, d – eine Reihe, z.B. eine Reihe Bohnen
- rooba – zügeln, umziehen
- Roobi, d – das Umziehen; die Ware
Bibliographie
- Oscar Eckhardt: Die Mundart der Stadt Chur. Phonogrammarchiv der Universität Zürich. Text (Dissertation) und Tonkassette. Zürich1991
- Oscar Eckhardt: Tschent – Churerdeutsch. Verlag Desertina. Chur. 2007 (enthält auch eine Audio-CD)
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