- Ölpest im Nigerdelta
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Bei der Ölpest im Nigerdelta handelt es sich um eine Ölpest, bei der in den letzten 50 Jahren nach Expertenschätzungen mehr als 2 Millionen Tonnen Rohöl das Ökosystem des Nigerdeltas verschmutzt haben. Nach Regierungsangaben lief in den vergangenen Jahren durchschnittlich 300 mal im Jahr an beispielsweise Pipelines oder Bohrinseln Öl aus. Im Vergleich zum Rest des Landes sank die Lebenserwartung der 30 Millionen dort lebenden Menschen durch die Verschmutzung von Luft, Gewässern und Böden um etwa zehn Jahre.[1] Die Umweltverschmutzung, welche wichtige Lebensgrundlagen (landwirtschaftliche Flächen, für Fischerei genutzte Gewässer) der Bevölkerung zerstört[2], trägt auch zu den gewalttätigen Konflikten in der Region bei.
Nach einer im August 2011 veröffentlichten Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sind die Umweltverschmutzungen so schwerwiegend, dass eine Sanierung der betroffenen Region 25 bis 30 Jahre in Anspruch nehmen und Kosten von bis zu 1 Mrd. Dollar verursachen wird. UNEP schlug vor, dass die nigerianische Regierung und die verantwortlichen Mineralölunternehmen die Gelder in einem Sonderfonds zur Verfügung stellen sollen.[3][4]
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
6.000 Kilometer zum Teil völlig veraltete Ölpipelines durchkreuzen das Nigerdelta. Aufgrund vieler Lecks und häufiger Öldiebstähle läuft nahezu dauerhaft Öl aus.[5] Der Shell-Konzern macht Sabotage und den organisierten Öldiebstahl für die Verschmutzung verantwortlich; Umweltschützer sehen hingegen die berstenden Bohrköpfe und lecken Pipelines, also mangelnde Sicherheitsstandards durch Unternehmen wie Shell, als Hauptverursacher.[6]
Ölunfall 2010
Aus einer Erdöl-Pipeline einer Joint Venture-Ölgesellschaft von ExxonMobil und dem nigerianischen Staat trat im Juni 2010 sieben Tage lang Öl aus.[7][8][9][10] Etwa 27.000 bis 95.500 Tonnen Rohöl wurden freigesetzt.
Gerichtsverfahren
Die Bewohner des Dorfes Bodo im Ogoniland erhoben vor einem britischen Gericht wegen des Austritts mehrerer hunderttausend Liter Öls in ihrer Region in den Jahren 2008 und 2009 Klage gegen des Shell-Konzern. Im August 2011 musste dieser dort einräumen, dass ein „Versagen des Equipments“ diese Umweltverschmutzung ausgelöst habe: er zeigte sich zur Zahlung einer Entschädigung bereit. Die Klagenden wollen zivilrechtlich die Zahlung mehrerer 100 Mio. Dollar erreichen.[4]
Siehe auch
- Ken Saro-Wiwa, nigerianischer Bürgerrechtler, Schriftsteller und Fernsehproduzent; nach einem Schauprozess am 10. November 1995 in Port Harcourt erhängt
- Konflikt im Nigerdelta
- Movement for the Survival of the Ogoni People (MOSOP)
- Niger Delta Liberation Force
- Liste bedeutender Ölunfälle
Einzelnachweise
- ↑ Verseuchtes Nigerdelta, n-tv.de. 14. Juli 2010. Abgerufen am 23. Juli 2010.
- ↑ Sebastian Bräuer: Shell gefährdet Ölförderung. ZEIT online, 28. Juni 2006
- ↑ UNEP Ogoniland Oil Assessment Reveals Extent of Environmental Contamination and Threats to Human Health, Pressemitteilung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen vom 4. August 2011.
- ↑ a b badische-zeitung.de, Nachrichten, Ausland, 6. August 2011, Johannes Dieterich: Niger-Delta: UNO geißelt Ölkonzerne (7. August 2011)
- ↑ Die "vergessene Ölpest" im Nigerdelta, tagesschau.de. 12. Juni 2010. Abgerufen am 23. Juli 2010.
- ↑ Financial Times Deutschland: Ogoniland ist abgebrannt (2. Dezember 2010)
- ↑ Dulue Mbachu: Exxon Nigerian Unit Oil Spill Caused by Corrosion. In: BusinessWeek, 6 June 2010. Abgerufen am 11 June 2010.
- ↑ Joe Brock: Africa's oil spills are far from U.S. media glare. In: Reuters, 18 May 2010. Abgerufen am 29 May 2010. „100,000 bpd of oil had leaked for a week from a pipeline that has since been mended“
- ↑ John Vidal: Nigeria's agony dwarfs the Gulf oil spill. The US and Europe ignore it.. In: The Observer. Abgerufen am 1 June 2010.
- ↑ Adam Nossiter: Far From Gulf, a Spill Scourge 5 Decades Old. 16 June 2010. Abgerufen am 6 July 2010. „...the company’s recent offshore spill leaked only about 8,400 gallons...“
Kategorien:- Ölpest
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