Cocagna

Cocagna

Cocagna war eine vom König ausgerichtete frühe Volksbelustigung der Neapolitaner, die ursprünglich an den vier letzten Sonntagen des Karnevals veranstaltet wurde. Dabei musste ein mit Fett schlüpfrig gemachtes pyramidenförmiges Gerüst erklettert werden, um allerlei angebrachte Esswaren als Beute und Preis zu erlangen.

Goethe berichtet über das Fest in seiner italienischen Reise:

  • Es sind verschiedne Tage im Jahr, besonders die Weihnachtsfeiertage, als Schmausfeste berühmt; alsdann feiert man eine allgemeine Cocagna, wozu sich fünfhunderttausend Menschen das Wort gegeben haben. Dann ist aber auch die Straße Toledo und neben ihr mehrere Straßen und Plätze auf das appetitlichste verziert. Die Butiken, wo grüne Sachen verkauft werden, wo Rosinen, Melonen und Feigen aufgesetzt sind, erfreuen das Auge auf das allerangenehmste. Die Eßwaren hängen in Girlanden über die Straßen hinüber; große Paternoster von vergoldeten, mit roten Bändern geschnürten Würsten; welsche Hähne, welche alle eine rote Fahne unter dem Bürzel stecken haben. Man versicherte, daß deren dreißigtausend verkauft worden, ohne die zu rechnen, welche die Leute im Hause gemästet hatten. Außer diesem werden noch eine Menge Esel, mit grüner Ware, Kapaunen und jungen Lämmern beladen, durch die Stadt und über den Markt getrieben, und die Haufen Eier, welche man hier und da sieht, sind so groß, daß man sich ihrer niemals so viel beisammen gedacht hat. Und nicht genug, daß alles dieses verzehret wird: alle Jahre reitet ein Polizeidiener mit einem Trompeter durch die Stadt und verkündet auf allen Plätzen und Kreuzwegen, wieviel tausend Ochsen, Kälber, Lämmer, Schweine u. s. w. der Neapolitaner verzehrt habe. Das Volk höret aufmerksam zu, freut sich unmäßig über die großen Zahlen, und jeder erinnert sich des Anteils an diesem Genusse mit Vergnügen.

Das Fest ist eventuell auf die in der römischen Kaiserzeit üblichen Fruchtverteilungen an das Volk (Congiarium) zurückzuführen. Der französische Ausdruck Pays de Cocagne (für Schlaraffenland) leitet sich davon ebenso ab, wie die Spottbezeichnung Cockney.


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  • Cocagna — (ital., spr. Kokanja), ein mit Fett bestrichenes pyramidales Gerüst, auf dem Gänse, Hühner, Enten, Kälber u. dgl. an Schnuren hingen, das dem Volk in Neapel an den 4 letzten Carnevalstagen Preis gegeben wurde; auch zu Rom findet Ähnliches in der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Cocagna — (ital., spr. kannja), ursprünglich italienische Karnevalslustbarkeit, wobei eine Leckereien tragende Pyramide, deren Seiten durch Fett schlüpferig gemacht waren, erklettert werden mußte, um die Beute zu erlangen. Die Veranstaltung ist vielleicht… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Cocagna — (spr. anja), s.v.w. Cuccagna …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Cocagna — (Kokanja), italien. Volksbelustigung an den 4 letzten Sonntagen des Carnevals, besonders im Erklettern mit Seife beschmierter Mastbäume bestehend. die ein mit Eßwaaren u.s.w. beladenes Gerüste tragen. Terra di C., Schlaraffenland …   Herders Conversations-Lexikon

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  • Congiarium — Ein Congiarium (lat.: Spende, Geschenk, plural: Congiarien) war ursprünglich eine kaiserliche Getreidespende im alten Rom. Die Bezeichnung leitet sich von der Maßeinheit congius (3,20 Liter) ab und war anfänglich eine Natural und später eine… …   Deutsch Wikipedia

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  • Congiarĭum — (lat., s. Congius), bei den Römern ein Geschenk von Öl und Wein, später auch von Salz, Fleisch, Kleidern, Geld, das Behörden, namentlich aber die Kaiser bei festlichen Gelegenheiten dem Volk machten. Vgl. Cocagna und Donativum …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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