Italienische Reise

Italienische Reise

Die Italienische Reise ist ein Reisebericht, in dem Johann Wolfgang von Goethe seinen Italienaufenthalt zwischen September 1786 und Mai 1788 beschreibt. Das zweiteilige Werk basiert auf seinen Reisetagebüchern, entstand jedoch erst wesentlich später, zwischen 1813 und 1817. Neben Dichtung und Wahrheit und Kampagne in Frankreich zählt es zu seinen autobiografischen Schriften.

Chronologisch stimmt die Italienische Reise mit seinen Tagebuchaufzeichnungen weitgehend überein, ist im Gegensatz zu diesen jedoch stark stilisiert und entbehrt ihrer Ursprünglichkeit. Während Goethe die eigentliche Reise inkognito unternahm, tritt er im Reisebericht selbst als Erzähler in der ersten Person auf. Trotz der intensiven nachträglichen Überarbeitung ist die Italienische Reise in Tagebuchform gegliedert. Dabei beginnen sich im Laufe des Werks Adressaten heraus zu kristallisieren: die ersten Teile sind an keinen bestimmten Leser gerichtet, später wendet er sich explizit an seine „Freunde“, und schließlich an konkrete Personen.

Goethe-Herme im Hof der Scaliger-Burg in Malcesine

Goethe begann seine Italienreise 1786, nachdem vorher bereits drei Anläufe zu einer solchen Reise abgebrochen wurden. Er reiste von Karlsbad über Eger, Regensburg, München, Mittenwald, Scharnitz, Seefeld, Zirl, Innsbruck und den Brenner, Bozen, Trient zum Gardasee mit Torbole und Malcesine, weiter nach Verona, Vicenza, Padua, Venedig, Ferrara, Cento, Bologna, Loiano, Giredo, Florenz, Perugia, Terni, Città Castellana, nach Rom, Velletri, Fondi, Neapel mit dem Schiff nach Sizilien, Palermo, Alcamo, Castelvetrano, Sciacca, Girgenti, Caltanissetta, Catania, Taormina, Messina und zurück nach Neapel, Rom, Siena, Florenz, Bologna, Modena, Parma, Piacenza, Mailand. Dabei reiste er alleine, was zu seiner Zeit ungewöhnlich war.

Der Fokus seiner Beschreibungen verschiebt sich im Verlauf des Werks. Im frühen Teil des Berichts dominieren meteorologische, botanische, geologische und geographische Beobachtungen (so suchte er etwa im Botanischen Garten von Palermo nach der „Urpflanze“). Ab seinem gut zweiwöchigen Venedigaufenthalt im Oktober 1786, der von Theaterbesuchen geprägt ist, treten jedoch kulturelle Themen in den Vordergrund.

Sein Hauptinteresse liegt dabei in der Antike. Mittelalterlicher und neuzeitlicher Kunst bringt er wenig Interesse entgegen, besonders, wenn sie christlich geprägt ist; so besucht er beispielsweise in Assisi nicht die Grabeskirche des heiligen Franz von Assisi mit den Fresken von Giotto, sondern vielmehr den in eine Kirche umgewandelten Tempel Santa Maria sopra Minerva auf dem Hauptplatz der Stadt. Werke von Michelangelo und Raffael bewundert er zwar, beschreibt sie jedoch ausdrücklich nur unter ästhetischen Gesichtspunkten und unter Ignorierung des religiösen Hintergrunds.

Einen großen Raum nimmt Goethes eigene Malerei ein. Er verkehrt in Künstlerkreisen und trägt sich mit der Absicht, vom Literaten selbst zum Maler zu werden. Trotz intensiver Übungen scheitert dieser Plan jedoch letztlich. In seine italienische Zeit fällt die Fertigstellung und Veröffentlichung der Iphigenie auf Tauris, für die er von allen Seiten mehr Anerkennung erntet als für seine Versuche als Maler.

Kontakte zu Einheimischen werden in der Italienischen Reise kaum dargestellt. Goethe spricht zwar über die Unterschiede zwischen der italienischen und der deutschen Mentalität, macht dies jedoch nicht an konkreten Bekanntschaften fest, sondern beschreibt eher seinen Eindruck von der Bevölkerung als Ganzes. Eine wichtige Rolle kommt etwa der Darstellung des römischen Karnevals zu, von dem er eher abgestoßen ist. Grundsätzlich steht er der italienischen Mentalität jedoch positiv gegenüber.

Goethe stellte der Italienischen Reise das Motto Et in Arcadia ego voran, ein Hinweis darauf, dass er Italien als reales Arkadien betrachtete. Italien war für ihn die Landschaft, die Generationen von Literaten vor ihm in der Welle der Idyllen- und Arkadienliteratur des 18. Jahrhunderts gesucht und herbeigeschrieben haben und die er nun in der Wirklichkeit gefunden zu haben glaubte.

Literatur

  • Carl Meyer: Goethe und seine italienische Reise. Richter, Hamburg 1886 (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf)
  • Johann Wolfgang von Goethe: Reise-Tagebuch 1786. Tagebuch der Italienischen Reise für Frau von Stein. 2 Bände im Schuber, geb., Faksimile und Transkription: Band 1: Faksimile der Handschrift von Goethe, 440 S. mit 6 Federzeichnungen Goethes und 2 Einlegeblättern u. Band 2: Transkription von Wolfgang Albrecht, 154 S., hrsg. von Konrad Scheurmann und Jochen Golz; ISBN 3-8053-2001-9
  • Achim Aurnhammer: Goethes „Italienische Reise“ im Kontext der deutschen Italienreisen. In: Goethe-Jahrbuch. Göttingen: Wallstein, Bd. 120. 2003 (2004), S. [72]-86.
  • Ulrich Fröschle und Helmut Mottel: Reisen in unsern statistischen Zeiten. Verdichtete Zeit in Goethes Italienischer Reise. In: Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Nr. 423. Stuttgart: Hans-Dieter Heinz 2004 [2005], S. 143-177, ISBN 3-88099-428-5.
  • Guido Seyerle: Meine italienische Reise. Eine Spurensuche nach Goethe. Bonn 2006, 245 Seiten; zahlreiche, z.T. farbige Abb.; ISBN 978-3-9809762-7-5.
  • Winfried Wehle: Die Wahrheit im Einzelnen. Ein ungeschriebenes Kapitel der „Italienischen Reise“. Goethe, Foscolo und die 'jungen Leute' von 1806. In: F.-R. Hausmann (Hg.): Italien in Germanien, Stuttgart 1996, S. 252-274.

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