Conradinum

Conradinum

Das Conradinum war eine für die preußische Schulgeschichte bedeutsame Schule in Jenkau (heute polnisch: Jankowo Gdańskie) bei Danzig, die auf eine Stiftung des Freiherrn Karl Friedrich von Conradi (1742-1798) zurückging. Sie bestand von 1801 bis 1945.

Inhaltsverzeichnis

Name

Freiherr von Conradi entstammte einem Danziger Patriziergeschlecht. In seinem Testament 1794 legte er die Gründung des „Von Conradi’sche Provinzial-Schul- und Erziehungs-Instituts“ in Jenkau fest, etwa 10 Kilometer südwestlich der Stadt auf der Danziger Höhe, an der Straße von Danzig nach Berent. Als Conradinum hat es in der deutschen Bildungsgeschichte und in der Schulgeschichte Danzigs eine Bedeutung gehabt. Heute ist der Name bekannt, weil seit 1955 in Danzig eine Schiffbauschule existiert, die den Namen „Conradinum“ trägt, die Tradition des alten Conradinums pflegt und als Schule einen guten Ruf hat. Außerdem wird der Name Conradinum von Günter Grass in seiner Danziger Trilogie oft erwähnt, besonders in der Erzählung "Katz und Maus".

Geschichte

Zu Michaelis 1801 wurden Conradis Absichten im Einvernehmen mit der preußischen Regierung in Danzig umgesetzt. Zwei Landschulen in Nassenhuben und Bankau und das Institut in Jenkau, verbunden mit einem Alumnat (Internat mit einigen Freiplätzen) nahmen ihren Betrieb auf. Für Jenkau wurde als erster Direktor Reinhold Bernhard Jachmann, der dritte Prediger und Rektor der gelehrten Schule in Marienburg, gewonnen. Er versuchte eine Schule im Sinne des Neuhumanismus zu gründen, wozu jedoch der Ort nicht geeignet war. Das Gymnasium Danzig setzte sich durch.

In die beiden Landschulen, Nassenhuben in der Danziger Niederung, Bankau auf der Höhe, sollten „alle Kinder aus meinen Gütern männlichen und weiblichen Geschlechts und die Kinder aus angrenzenden Dörfern“ Zutritt haben, hieß es im Testament. Daneben stand die Provinzialschule in Jenkau, „welche zur Ausbildung der in denen von mir fundirten Landschulen, und in anderen Schulen in den ersten Vorkenntnissen unterrichteten Jünglinge männlichen Geschlechts dergestalt bestimmt ist, daß der größere Theil zu erfahrenen Landwirthen, zu Schullehrern und zu Handwerkern vorbereitet, ausgezeichnete Genies aber im Studiren so weit geführet werden, daß sie entweder auf die Academie oder auf ein Gymnasium geschickt werden können.“

Der Weg des Conradinums:

  1. 1801 – 1814 gelehrte Schule (sechsklassiges Gymnasium) in Jenkau bei Danzig.
  2. 1819 – 1843 Schullehrer-Seminar mit Erziehungsanstalt zur Ausbildung der Lehrer.
  3. 1843 – 1879 Höhere Bürgerschule (Sieben Klassen) mit Lateinunterricht.
  4. 1879 – 1900 Realprogymnasium (zunächst sieben, ab 1892 sechs Klassen) mit Lateinunterricht.
  5. 1900 – 1913 Realschule (ohne Latein) und Aufbau eines Progymnasiums in Langfuhr. Feierliche Einweihung des neuen Conradinums in der Kruse-Straße in Danzig-Langfuhr am 17. Oktober 1900.
  6. 1913 – 1945 Ausbau zur Oberrealschule mit dreiklassigem Progymnasium, dreiklassiger Vorschule und Alumnat.

Nach 1945 hat Polen in dem erhalten gebliebenen Schulgebäude in Danzig-Langfuhr eine staatliche Schiffbau-Schule eingerichtet.

Literatur

  • Otto L. F. Neumann: Darstellung der von Conradi’schen Stiftung von ihrem Entstehen bis zur fünfzigjährigen Stiftungsfeier des Provinzial-Instituts am 12. Juli 1852 von O. E. F. Neumann Instituts-Director. Zweite Auflage. Vermehrt durch ..., Danzig, Th. Anguth, 1868.
  • Ernst Bonstedt: Von Conradisches Provinzial-Schul- und Erziehungs-Institut. Bericht über das mit einem Alumnat verbundene Realprogymnasium zu Jenkau bei Danzig für das Schuljahr von Ostern 1892 bis Ostern 1893 erstattet von dem Direktor Dr. Ernst Bonstedt. Danzig 1893.
  • Lingenberg, Heinz: Danzig als Schulstadt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In: Zur Bildungs- und Schulgeschichte Preußens. Hrsg. von U. Arnold. Lüneburg 1988.
  • Bahr, Rudi: Das Conradinum. Eine Stiftung des Freiherrn von Conradi anno 1794. Kulturwerk Danzig Schriftenreihe II, Heft 8, Düsseldorf 1995.

Weblinks


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