Credo des Gottesvolkes

Credo des Gottesvolkes

Als Credo des Gottesvolkes wird im Deutschen das feierliche Glaubensbekenntnis bezeichnet, das Papst Paul VI. am 30. Juni 1968, inmitten der Mess-Liturgie auf dem Petersplatz in Rom, zum Abschluss des Glaubensjahres 1967/68 verkündete. Energisch bemüht, die „nachkonziliare Krise“ zu überwinden[1] ohne dabei das Reformanliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils zu gefährden, sah sich der Papst dazu veranlasst, die traditionellen Inhalte des katholischen Bekenntnisses erneut zu bestätigen (siehe: Antimodernisteneid).

Das Credo wurde von vielen Theologen und Laien als Orientierungspunkt dankbar aufgegriffen, in der ökumenisch ausgerichteten, eher liberalen Theologie deutscher Tradition jedoch mit beinahe demonstrativer Nichtbeachtung „gestraft“. Gleichwohl ist das Credo, eigentlich Professio fidei, von Paul VI. als für die katholische Kirche verbindliche Lehräußerung aufzufassen. Es wurde als lateinisches Dokument, nach den Anfangsworten Sollemni hac Liturgia zu zitieren, auch als päpstliches Motu proprio in den Akten des Apostolischen Stuhls veröffentlicht.[2]

Der französische Journalist Jean d'Hospital würdigte das Credo 1969 so:[3]

„Fazit: das unveräußerliche Erbgut der katholischen Gemeinschaft ist eine vortreffliche Sache. Wie ist dieses Credo, ein Glaubensbekenntnis im wahrsten Sinne des Wortes, aufgenommen worden? In Holland sichtlich mit Zurückhaltung; in den Vereinigten Staaten, Deutschland und Frankreich, wo andere Nationalkatechismen entstehen, mit achtungsvoller Aufmerksamkeit; in Italien, Spanien und Südamerika mit Freudenausbrüchen. Die Kardinäle sehen es einstimmig als heilbringend an. Nach Ansicht der namhaftesten katholischen Schriftsteller ist es ein Zuspruch für alle Söhne der Kirche. ‚Es wird zahlreiche verwirrte Seelen wieder aufrichten‘, schreibt Jacques Maritain.“

Gegenüber der italienischen Zeitschrift 30giorni (vom April 2008) berichtete Kardinal Georges Cottier, ein Schüler des Kardinals Charles Journet aus Genf, über die Entstehungsgeschichte des Credo. Es wurde auf Initiative von Jacques Maritain durch Charles Journet dem Papst vorgeschlagen, der das Konzept aus der Feder Maritains (Jan. 1968) zwar neu ordnete, korrigierte und ergänzte, insgesamt aber befand, Maritain habe den sensus fidei, den Glaubenssinn der Getauften, gut zusammengefasst.

Quellen

  1. vgl. Holländischer Katechismus
  2. AAS 60 (1968), S. 433–445
  3. d’Hospital: Drei Päpste; dt. 1971; S. 218

Literatur

Text

  • Paul VI. (Autor), Nicolò Suffi (Hrsg.): Tutti i principali documenti. Latino-italiano (Collectio Vaticana; Bd. 5). Editrice Vaticana, Vatikan-Stadt 2002, ISBN 88-209-7201-8, Nr. 54, S. 912 ff. (professio fidei)

Sekundärliteratur

  • Paul VI.: Echo der Stimme Christi. „Das Credo des Gottesvolkes“ von 1968. Initiativkreis Münster, Gescher 2005, ISBN 3-9809748-3-9.
  • Paul VI.: Profession de foi. Message aux prêtres. Edition du Centurion, Paris 1968.
  • Jean d'Hospital: Drei Päpste. Pius XII, Johannes XXIII. und Paul VI. („Trois papes au tournant de l'histoire“). Zsolnay, Wien 1971.

Weblinks


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