- Cursus
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Als Cursus (pl. Cursūs, von lateinisch cursus: Lauf, Marschroute) bezeichnet man nach dem Antiquar William Stukeley schmale, extrem lange, meist rechteckige neolithische Erdwerke in Großbritannien. Die falsche im Englischen verwendete Pluralform Cursuses scheint zuerst durch Osbert Crawford 1937 benutzt worden zu sein und findet sich seitdem in der Fachliteratur.
Inhaltsverzeichnis
Forschungsgeschichte
Commodore Clark Hall, wurde 1922 als erster vom Flugzeug aus auf Bewuchsmerkmale aufmerksam, die später als Cursus interpretiert wurden. Die Zahl der bekannten Cursūs ist vor allem durch die Ergebnisse der Luftbildarchäologie, aber auch durch eine erweiterte Definition stark angestiegen. Zahlenentwicklung der bekannten Cursus:
Jahr bekannte Cursūs 1740 3 1934 2 1960 15 1964 19 1978 29 1984 45 2006 +100 Merkmale
Es handelt sich um schmale, lang gestreckte Rechtecke (ggf. an den Enden abgerundet), die zumeist aus einem umlaufendem Graben mit begleitenden Wällen im Innern der Anlagen bestehen. Der Wall selbst ist für wenige Durchgänge unterbrochen. Die Länge dieser Rechtecke variiert zwischen 140 m und 9,8 km (Dorset-Cursus). Die Breite beträgt z.B. beim 3 km langen Cursus von Stonehenge zwischen 100 und 130 m, beim 10 km langen Dorset-Cursus durchgängig 92 m.
Schottische Anlagen haben manchmal statt Wall und Graben eine Reihe äußerer Pfostenlöcher. Die Grabung im Dungarit-Cursus brachte eine Reihe von Gruben zu Tage, die bis zu 1,7 m tief waren und 0,5 m Durchmesser hatten. Andere Anlagen haben in der Mitte einen lang gestreckten Erdhügel (Heathrow). Während die meisten Wälle und Gräben mit der Zeit eingeebnet wurden, ist der Cleaven Dyke in Caputh bei Blairgowrie in Perth and Kinross auf einer Länge von etwa 1,8 km noch relativ intakt, lediglich das Ende ist ausgepflügt.
Länge Breite Typ nach Loveday bis 150 m 25–30 m Long mortuary enclosures 180–800 m 25–30 m cursiforme lange Einhegung 180–800 m deutlich mehr als 30m kleiner Cursus 1–2 km 40–100m großer Cursus 2,7–5,5 km – Mega-Cursus Verbreitung
Cursus kommen vom Süden Englands bis zum Nordosten Schottlands vor und sind zumeist nur aus der Luft zu erkennen. Es sind ca. 100 Bauten bekannt, von denen nicht alle wissenschaftlich untersucht sind. Zu den bekanntesten gehören Dorset, Maxley, Milfield, Rudstone und der Cursus bei Stonehenge.
Entstehung
Cursus entstanden im Neolithikum (etwa 3100 v. Chr.).
Interpretation
Stukely glaubte, dass die Cursūs römische Rennbahnen seien. Das Langbett am Ende des Stonehenge-Cursus interpretierte er als Richtertribüne. Inzwischen werden die Cursūs meist als Prozessionswege angesehen. Nur wenige wurden ausgegraben, unter anderem der Dorchester-Cursus, der Lesser-Stonehenge-Cursus, Heathrow (Stanwell), Scorton und Thornborough-Cursus in North Yorkshire. Artefakte in den primären Füllschichten der Gräben sind selten und beschränken sich meist auf Geweihhacken, die immerhin eine 14C-Datierung erlauben.
Beispiele
- Der Stonehenge-Cursus liegt zwischen einem Langbett (Long Barrow) im Osten und einem runden Grabhügel im Westen. Südlich liegt eine Grabhügel-Gruppe, die Cursus-Barrows genannt wird.
- Der von Thornborough wird von einem Henge überlagert und liegt in der Nachbarschaft von zwei weiteren gleichartigen Anlagen.
Literatur
- A. Barclay, G. Lambrick, J. Moore & M. Robinson: Lines in the Landscape: Cursus monuments in the Upper Thames Valley. Oxford : Oxford Archaeology, Thames Valley landscapes monograph 15, 2003.
- Roy Loveday, Inscribed across the Landscape: The Cursus Monuments of Great Britain. Stroud, Tempus 2006.
- Gordon J. Barclay & Gordon S. Maxwell, The Cleaven Dyke and Littleour: monuments in the neolithic of Tayside. Edinburgh : Society of Antiquaries of Scotland 1998 (Monograph series / Society of Antiquaries of Scotland 13).
Weblinks
- Kenneth Brophy: Seeing the cursus as a symbolic river. In: British Archaeology, 44, Mai 1999
- David McOmish: Cursus: solving a 6,000-year-old puzzle. In: British Archaeology, 69, März 2003
- Cleaven Dyke auf ADS-ArchSearch
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