Active Body Control

Active Body Control

Active Body Control (ABC) ist der Markenname für eine Fahrwerktechnologie von Mercedes-Benz.

Inhaltsverzeichnis

Es bezeichnet ein auf einer Stahlfederung basierendes elektro-hydraulisches aktives Fahrwerkssystem, das neben der Federungs- und Dämpfungsfunktion einen Ausgleich der Nick- und Rollbewegungen des Fahrzeuges ermöglicht. Aufgrund der Horizontierung des Fahrzeugs durch das Hydrauliksystem brauchen ABC-Fahrzeuge keine konventionellen Stabilisatoren. Um die Funktionen zu erfüllen ist in jedem Federbein ein vertikal verstellbarer einseitig wirkender Hydraulikzylinder (Plunger) angebracht. Er regelt kontinuierlich die jeweilige Federvorspannung. Höherfrequente Schwingungen werden durch herkömmliche Schwingungsdämpfer (Stoßdämpfer) gedämpft. Der Systemdruck wird durch eine riemengetriebene Radialkolbenpumpe bereitgestellt.

1994 gab es allerdings erstmals mit dem Citroën Xantia Activa mit „Aktiver Fahrwerksstabiliserung“ (AFS) ein Fahrzeug, das Wankbewegungen der Karosserie mittels eines aktiven hydropneumatischen Fahrwerks minimiert. Jedoch wird nur beim Active-Body-Control-Fahrwerk direkt und aktiv die Feder jedes einzelnen Rades gesteuert, und ABC ist somit weltweit das erste Fahrwerk, bei dem Federung und Aufbaudämpfung aktiv gesteuert werden.

Weiterentwicklung

In der S-Klasse Baureihe 220 debütierte ab dem Jahr 1998 dieses technische System, als erstem Auto aus deutscher Produktion, das mit einer aktiven Steuerung der Federung und Dämpfung (S 600 und S 65 AMG serienmäßig, Rest gegen Aufpreis) lieferbar war, welches dann in den verwandten CL-Coupés C 215 ab dem Jahr 1999 ebenfalls verbaut wurde.

2007 wurde im Mercedes-Benz F 700 das ABC-Fahrwerk durch das Pre-Scan-System erweitert. Durch sensorische Abtastung der vorausliegenden Fahrbahn durch Laser in den beiden Scheinwerfern kann die ABC-Regelung vorausschauend agieren und so den Fahrkomfort deutlich verbessern.

In der S-Klasse Baureihe 221 wurde das ABC-Fahrwerk um eine Seitenwindstabilisierung ergänzt. Seitenwindeinflüsse auf die Karossiere werden nahezu vollständig kompensiert. Als Sensoren dienen die Gierraten- und Querbeschleunigungssensoren des Elektronischen Stabilitätsprogramms (ESP, englisch: Electronic Stability Control).

Aufgabe und Funktion der Sensoren und Aktoren

Um seine Aufgaben zu erfüllen, bezieht das System Informationen von Sensoren und steuert eine Reihe von Aktoren.

Sensoren

Sensoren wandeln Informationen (pyhsikalischen Größen) wie z. B. Temperatur oder der gleichen in elektrische Signale und senden sie weiter.

Drucksensor

Der Drucksensor meldet dem Steuergerät den jeweiligen Hydraulikdruck. Dieser wird über das Saugdrosselventil auf ca. 180–210 Bar geregelt.

Öltemperatursensor

Er misst die Hydrauliköltemperatur im Rücklauf.

Wegsensoren im Hydraulikzylinder (Plunger)

Er übermittelt dem Steuergerät die jeweilige Ist-Position der Stellzylinder im Federbein. Diese Sensoren sind seit Einführung des W221 (aktuelle S-Klasse) durch Drucksensoren an jedem Plunger (Federbeindruck) ersetzt worden.

Niveausensoren

Sie erfassen über die jeweilige Querlenkerstellung das aktuelle Niveau des Fahrzeugaufbaus.

Aufbau und Beschleunigungssensoren

Sie dienen zur Messung der Vertikalbeschleunigung des Fahrzeugbaus. Sie bestehen aus elektronischen Schwingungsbausteinen, die ihre Signale an das Steuergerät senden. Sie werden benötigt um Hubbewegungen des Aufbaus erfassen zu können.

Quer- und Längsbeschleunigungssensoren

Sie ermitteln die Quer- und Längsdynamik des Fahrzeuges und werden zur Kompensation von Wank- und Nickbewegungen benötigt.

Signalerfass- und Ansteuermodul (SAM)

Es aktiviert das Steuergerät durch die Fernbedienung, die Türkontaktschalter oder die Kofferraumbeleuchtung. Das Steuergerät überprüft das Fahrzeugniveau, um es gegebenenfalls auf das vorgewählte Niveau abzusenken.

Aktoren

Saugdrosselventil

Das Saugdrosselventil reguliert die von der Ölpumpe angesaugte Ölmenge, sodass ein Öldruck von 180 bar bis 210 bar im ABC-System aufgebaut und gehalten werden kann. Im stromlosen Zustand ist das Ventil geschlossen, um den Druck im System zu halten.

Regelventile

Durch Ansteuerung der Regelventile werden die Stellzylinder bewegt. Dadurch senkt bzw. hebt sich der Aufbau am entsprechenden Rad. Hierdurch kann die Anpresskraft der Räder kurzzeitig erhöht werden, d. h. stärkere Bodenhaftung.

Sperrventile

Sie werden bei stehendem Motor, Stillstand des Fahrzeuges und auftretenden Fehlern geschlossen um Druckverlust zu vermeiden. Damit wird auch z. B. beim Radwechsel oder bei Arbeiten auf einer Hebebühne ein Auseinanderziehen der Stellzylinder verhindert.

Regelvorgänge

Starten

Beim Öffnen der Fahrzeugtür wird über das Signal- und Ansteuermodul das ABC-Steuergerät aktiviert. Über die Niveausensoren wird das Ist-Niveau mit dem Soll-Niveau verglichen. Entspricht das Ist- nicht dem Soll-Niveau, werden die entsprechenden Regelventile angesteuert und das Fahrzeug auf Soll-Niveau gebracht.

Kurvenfahrt

Bei Kurvenfahrt registriert der Querbeschleunigungs-Sensor die Fliehkräfte und übermittelt sie an das Steuergerät. Aus den Raddrehzahlen vorne rechts und vorne links, die über den CAN-Bus an das Steuergerät weitergeleitet werden, erkennt dieses, ob es sich um eine Links- oder Rechtskurve handelt. Bei einer Kurve steuert das Steuergerät die Regelventile so an, dass die Plunger auf der Kurvenaußenseite ausfahren und damit die Federn vorgespannt werden. Gleichzeitig werden die Plunger auf der Kurveninnenseite eingefahren und damit die Federn entspannt. Ein Wanken des Aufbaus kann so nahezu vermieden werden. Über die Niveausensoren wird das Ist-Niveau mit dem Soll-Niveau verglichen.

Beschleunigung/Bremsen

Beim Beschleunigen/Bremsen registriert der Längsbeschleunigungssensor Beschleunigungskräfte in Fahrzeuglängsrichtung. Das Signal wird dem Steuergerät übermittelt, das daraufhin die Regelventile so ansteuert, dass Nickbewegungen des Fahrzeugaufbaus unterbunden werden.

Geradeausfahrt

Bei Geradeausfahrt erhält das Steuergerät über den CAN-Bus die Information der Fahrzeuggeschwindigkeit. Automatisch wird das Fahrzeugniveau durch Ansteuerung der Regelventile durch das Steuergerät je nach vorgewähltem Kennfeld abgesenkt. Durch Fahrerwunsch (Betätigungen des Niveauschalters) kann das Fahrzeug um 25 mm bzw. 50 mm angehoben werden.

Vertikalschwingungen

Schwingt das Fahrzeug auf Grund von Fahrbahnunebenheiten in Richtung Hochachse, werden diese Bewegungen von den Aufbau-Beschleunigungssensoren an das Steuergerät übermittelt. Die Niveau-Sensoren melden den Anschlag ebenfalls an das Steuergerät, dieses steuert die Regelventile daraufhin im Rahmen des vorgewählten Kennfeldes (z. B. Sport, Komfort) so an, dass die Schwingungen des Aufbaus gedämpft und ausgeglichen werden.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Active Body Control — Active Body Control, or ABC, is the Mercedes Benz brand name used to describe fully active suspension, that allows control of the vehicle body motions and therefore virtually eliminates body roll in many driving situations including cornering,… …   Wikipedia

  • Active suspension — Active or adaptive suspension is an automotive technology that controls the vertical movement of the wheels with an onboard system rather than the movement being determined entirely by the road surface. The system virtually eliminates body roll… …   Wikipedia

  • Active sensory systems — are sensory receptors that are activated by probing the environment with self generated energy. Examples include echolocation of bats and dolphins and insect antennae. Using self generated energy allows more control over signal intensity,… …   Wikipedia

  • Active Denial System — Humvee with ADS mounted The Active Denial System (ADS) is a non lethal, directed energy weapon developed by the U.S. military.[1] It is a strong millimeter wave transmitter primarily used for crowd control (the goodbye effect [ …   Wikipedia

  • Active structure — An active structure (also known as a smart or adaptive structure) is a mechanical structure with the ability to alter its configuration, form or properties in response to changes in the environment.The term active structure also refers to… …   Wikipedia

  • Active Safety — The term Active Safety can be used in two distinct ways. The first, mainly used in the US, refers to safety systems that help avoid accidents, such as good steering and brakes. In this context, passive safety refers to features that help reduce… …   Wikipedia

  • Control Car Remote Control Locomotive — Union Pacific CCRCL Y162 at Anaheim, California. UPY 163, showing fuel …   Wikipedia

  • body process — noun an organic process that takes place in the body respiratory activity • Syn: ↑bodily process, ↑bodily function, ↑activity • Derivationally related forms: ↑active (for: ↑activity) …   Useful english dictionary

  • Attitude dynamics and control — The attitude of a body is its orientation as perceived in a certain frame of reference; providing a vector along which a spacecraft is pointing is a description of its attitude. Dynamics is the term for the modeling of changing conditions, due to …   Wikipedia

  • Civilian control of the military — is a doctrine in military and political science that places ultimate responsibility for a country s strategic decision making in the hands of the civilian political leadership, rather than professional military officers. One author, paraphrasing… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”