Dakerkrieg

Dakerkrieg
Die erste Schlacht des Ersten Dakischen Krieges

Als Dakerkriege werden zwei Feldzüge des Kaisers Trajan zu Beginn des 2. Jahrhunderts n.Chr. bezeichnet, denen mehrere Schlachten zwischen dem expandierenden römischen Reich unter Kaiser Domitian und dem Volk der Daker am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. vorangegangen waren. Die Daker lebten in den Karpaten im Gebiet des heutigen Rumänien.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Büste des Domitian

Unter dem Kaiser Domitian wurde der Versuch unternommen, die Reichsgrenze zwischen Rhein und Donau zu verkürzen. 83 n. Chr. setzten seine Truppen bei Mainz über den Rhein und drangen in Germanien ein. Sie kämpften in der Wetterau mit den Chatten. Die Invasion löste auch an der unteren Donau auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens Unruhen aus, die noch 25 Jahre später andauern sollten. Die Daker unter ihrem jungen König Decebalus, der sie nach langer Zeit wieder geeint hatte, stießen 85 nach Süden über die Donau in römisches Gebiet vor und überwältigten dort die römischen Truppen. Domitian führte rasch Verstärkung aus Germanien heran und warf die Eindringlinge zurück. Die Gefahr unterschätzend überließ er es dem praefectus praetorio Cornelius Fuscus, den Gegenangriff auf das Gebiet nördlich der Donau zu führen. Fuscus und sein Heer wurden vernichtend geschlagen. Domititian kehrte darauf an die untere Donau zurück und rekrutierte neue Truppen.

Ein erster Gegenangriff

Die römische Provinz Dakien bis zum Tode Trajans

Das gebirgige Land der Daker war kein günstiges Gebiet für römische Invasionen. Viminacium (östlich von Belgrad) wurde Ausgangspunkt der Operation Domititians gegen die Daker und Residenzstadt der Provinz Obermösien. Es ging nicht nur um das Ansehen Domitians, sondern auch um ergiebige Goldbergwerke in den Karpaten. Es scheinen 4 Legionen hierher abkommandiert worden zu sein. 89 wurden Pontonbrücken zur Überquerung der Donau angelegt. Einige Pfeiler der zehn Jahre später von Trajans Architekten Apollodor von Damaskus aus Stein gebauten Trajansbrücke sind heute noch vorhanden. Anfangs bekämpfte Decebalus das einrückende römische Heer mit einer Guerillataktik, ähnlich wie dies Arminius 80 Jahre vorher getan hatte. Er ließ sich auf keine offene Feldschlacht ein. Er begnügte sich mit Überfällen auf die Nachschubeinheiten. Als die Römer sich Tapae näherten, stellte sich Decebalus mit seinem Heer , um den Römern den Weg ins Herzland Dakiens zu verlegen. Die folgende Schlacht auf offenem Gelände gewannen die Römer. Angeschlagen, aber nicht vernichtet, zogen sich die Daker in die Berge zurück. Die Römer kehrten an die Donau zurück, ohne einen wirklichen Sieg gegen die Daker errungen zu haben. Die nächsten Jahre blieben an dieser Grenze relativ ruhig; nach einem Friedensschluss wurde Decebalus römischer Klientelkönig.

Der erste Dakerkrieg Trajans 101/102

Trajanssäule von Osten gesehen (2004)

Im Jahr 98 wurde der Statthalter in Obergermanien (Germania Superior) Trajan zum römischen Kaiser. Nach sorgfältiger logistischer Vorbereitung (vergleiche dazu: Rißtissen und Tabula Traiana) führte Trajan im Jahr 101 eine gewaltige Armee nach Dakien, um es nunmehr endgültig zu unterwerfen. Etwa 60.000 Mann kampferprobter Truppen gegliedert in 11 Legionen standen zur Verfügung. Die Armee bewegte sich auf der dreizehn Jahre zuvor erprobten Route von der Donau nach Norden. Decebalus wich erneut bis Tapae zurück. Trajan bot die Schlacht an, doch Decebalus, jetzt älter und klüger, nahm sie diesmal nicht an. Er wollte die Entscheidung nicht in offener Feldschlacht sondern in zerklüftetem, den Römern unvertrautem Gelände suchen. Er zog sich daher auf einen engen Bergpass zurück. Sollten die Römer versuchen, den Pass zu stürmen, so plante Decebalus sie von drei Seiten gleichzeitig anzugreifen. Trajan entschied sich für einen Durchbruchsversuch. Da kam ein Gewitter auf. Das brachte den leichter bewaffneten und daher wendigeren Dakern an den rutschigen Berghängen große Vorteile . Ein weiteres Anrennen der Römer hätte zu große Opfer gefordert. Trajan ließ die Kämpfe abbrechen. Die Römer zogen sich an die Donau zurück.

Vereint mit den Sarmaten griffen nunmehr die Daker die Römer an der Donau an. Mit der Donauflotte ließ Trajan ein Entsatzheer stromabwärts bringen. Dies ist auf der Trajanssäule in Rom dargestellt. Ob es zum Kampf kam oder Decebalus sich zurückzog, bevor die römischen Verstärkungen eintrafen, ist nicht bekannt.

Im darauf folgenden Frühjahr griffen die Römer an zwei Fronten gleichzeitig an, die Daker waren gezwungen ihr Heer aufzuteilen. Den römischen Truppen gelang es in das zentrale Hochland einzubrechen. Der Dakerkönig bat um Frieden, fand aber die gestellten Bedingungen zu hart und beschloss, weiterzukämpfen. Trajan belagerte mehrere Bergfestungen, die die Zugänge zur dakischen Hauptstadt Sarmizegetusa schützten. Decebalus gab nicht nach, denn er hielt seine Bergfestungen für uneinnehmbar. Er unterschätzte die Überlegenheit der römischen Belagerungstechnik. Eine Bergfestung nach der anderen fiel, und bald war der Weg nach Sarmizegetusa frei. Darauf ergaben sich die Daker. Die Friedensbedingungen waren vergleichsweise milde. Decebalus durfte das Hochland behalten, musste aber seine Festungen schleifen. Sarmizegetusa wurde mit einer römischen Garnison belegt.

Der Zweite Dakerkrieg

Der Friede dauerte nur etwas mehr als zwei Jahre. 105 hielt Decebalus Longinus, den Befehlshaber der römischen Besatzungstruppen in Dakien und persönlichen Freund Trajans, als Geisel fest. Römische Truppen eilten erneut an die untere Donau. Trajan überschritt mit seinen Truppen im folgenden Frühjahr die Donau. Diesmal führte Trajan keinen Krieg, sondern er schlug einen Aufstand nieder und rächte einen Freund, der in der Gefangenschaft durch Suizid gestorben war. An mehreren Fronten brach er in das zentrale Hochland ein und unterdrückte rücksichtslos jeden Widerstand. Der Dakerkönig zog sich nach Sarmizegetusa zurück. Nach wenigen Tagen hatten die Römer die Mauern genommen und stürmten in die Stadt. Decebalus entfloh mit wenigen Vertrauten im letzten Moment ins Gebirge. Als er merkte, dass die ihn verfolgende römische Reiterei immer näher kam, tötete er sich um der Gefangennahme zu entgehen.

Römische Provinz

Detail der Trajanssäule

Die Römer zwangen Tausende Daker, ihre Heimat zu verlassen und in die Fremde nördlich der Reichsgrenzen zu ziehen. Viele der Gefangenen wurden nach Rom verschickt, wo sie am Triumphzug Trajans teilnehmen und danach im Zirkus kämpfen mussten. Die Hauptstadt Sarmizegetusa wurde aufgegeben. In der Ebene östlich von Tapae bauten die Römer eine gleichnamige neue Stadt und siedelten zunächst Veteranen der Donaulegionen an. Wenig später strömten Siedler aus allen Gegenden des Reiches herbei. Ein paar Jahre später war eine neue römische Provinz geschaffen, die mit dem untergegangenen stolzen Dakerreich nichts mehr gemein hatte. Dakien wurde in das römische Staatsgebiet eingegliedert und war eine der ersten Provinzen, die unter dem Druck der Völkerwanderung endgültig verloren ging; Kaiser Aurelian gab sie 271 auf und errichtete in Moesien Dacia ripensis, wozu später südlich davon die Provinz Dacia mediterranea kam. Die dakische Kultur bestand zu dieser Zeit schon lange nicht mehr, doch hielt sich dafür die romanische Kultur auch unter den Terwingen, die diesen Raum später in Besitz nahmen.

Literatur

  • C. Daicoviciu: Dakien und Rom in der Prinzipatszeit. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt (ANRW). Bd. II.6 (1977), S. 889-918.
  • N. Gudea: Der Limes Dakiens und die Verteidigung der obermoesischen Donaulinie von Trajan bis Aurelian. In: ANRW. Bd. II.6 (1977), S. 849-887.
  • Karl Strobel: Die Donaukriege Domitians. Habelt, Bonn 1989 (Antiquitas, Reihe 1, 38). ISBN 3-7749-2368-X.
  • Karl Strobel: Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans. Studien zur Geschichte des mittleren und unteren Donauraumes in der Hohen Kaiserzeit. Habelt, Bonn 1984 (Antiquitas, Reihe 1, 33). ISBN 3-7749-2021-4.

Weblinks


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