Danziger Willkür

Danziger Willkür

Die Danziger Willkür, Danziger Recht, Danziger Verfassung war das in Danzig über viele Jahrhunderte geltende Stadtrecht.

Das Wort Willkür bedeutet „das mit Willen erkorene“. Bis in das 18. Jahrhundert bezeichnete es in der deutschen Sprache – abweichend vom modernen Sprachgebrauch – eine Rechtsvorschrift oder eine Sammlung von Rechtsvorschriften.

Um 1224 verlieh der ostpommersche Herzog Swantopolk II. (Zwantepolc de Danceke) das Lübische Recht an die deutsche Kaufmannssiedlung in Danzig. Nach der Übernahme von Danzig durch den Deutschen Orden 1308 entstand die sogenannte Rechtstadt. Eine kleine Handwerkersiedlung wurde um 1370 mit eingeschränkten Rechten ausgestattet, die Danziger Altstadt.[1]

Die Rechtstadt war 1440 Gründungsmitglied des gegen die Herrschaft des Deutschen Orden gerichteten Preußischen Bundes, die Altstadt trat einige Wochen später bei. 1452 ließen sich die Preußischen Städte ihre Privilegien und Handfesten von Kaiser Friedrich III. bestätigen, damit der Deutsche Orden, welcher ebenfalls den Kaiser als Oberherrn hatte, abgehalten wurde, ihre Privilegien und Handfesten zu kränken[2]. Der Bund erhob sich 1454 gegen den Orden, welches den Dreizehnjährigen Krieg unter den Städten Preußens auslöste. Das unabhängige, aber nun mit dem polnischen König verbündete Danzig hatte eine nach eigenem Willen erschaffene, und somit im Sinne des Begriffes willkürliche, Gesetzesordnung, vermutlich basierend auf älteren Entwürfen. Als Gegenleistung für die Treue zum jeweiligen polnischen König als Schutzherr musste dieser die Danziger Sonderrechte im „Danziger Privileg“ anerkennen.

Es gab im Laufe der Jahrhunderte in Danzig verschiedene Überarbeitungen der Willkür. Die Forschung unterscheidet:

  • Die älteste bekannte schriftliche Verfassung der Danziger Willkür stammt aus dem Jahre 1455[3]
  • Die zweitälteste Danziger Willkür ist wohl zwischen 1479 und 1500 entstanden.
  • Die Willkür von 1574.
  • Die Willkür von 1597.
  • Die Willkür von 1761.

Auch nachdem Danzig 1793 Teil des Königreich Preußen wurde, blieb die Willkür von 1761 zunächst weiterhin in Geltung. Sie wurde erst am 1. Oktober 1857 durch die Einführung des Westpreußischen Provinzialrechts in Danzig abgelöst.

Einzelnachweise

  1. Preisschriften, Fürstlich Jablonowski'sche Gesellschaft zu Leipzig, Weidmann, 1847 [Bezugsangabe]
  2. Gottfried Lengnich ius publicum civitatis, Kaiser Friedrich III. bestätigte 1452 die Rechte und Privilegien der Preußischen Städte
  3. [1]

Literatur

  • Paul Simson: Geschichte der Danziger Willkür. Quellen und Darstellungen zur Geschichte Westpreußens Nr. 3. Danzig 1904. Neudruck: Nicolaus-Copernicus-Verlag, Münster 2006, ISBN 978-3-924238-36-0.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Danziger Willkür — Danziger Willkür, Gesetzbuch, s. Danzig 3) …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Danziger Willkür — Danziger Willkür, s. Danzig …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Willkür (Recht) — Willkür ist ein Rechtsbegriff, der im Lauf der Zeit unterschiedlich aufgefasst wurde. Inhaltsverzeichnis 1 Ursprüngliche Bedeutung 2 Willkür staatlicher Entscheidungen als Verfassungsverstoß 3 Liechtenstein …   Deutsch Wikipedia

  • Willkür — steht für: bis in das 18. Jahrhundert, noch ohne abwertenden Sinn, sogar teils lobend, für Handlungen und Entscheidungen nach freier Wahl und Gutdünken bzw. den selbstverantworteten Gestaltungsraum von Fürsten in Bezug auf die Selbstverwaltung… …   Deutsch Wikipedia

  • Danzig law — (German: Danziger Willkür;[1] in Polish: Gdański Wilkierz [2]) was the official set of records of the laws of city of Danzig (Gdańsk). Danziger Willkür means „Danzig s choice by free will“, as opposed to having been imposed from outside, as while …   Wikipedia

  • Geschichte der Stadt Danzig bis 1878 — Dieser Artikel beschreibt die Geschichte der Stadt Danzig (polnisch Gdańsk). Umgebung von Danzig mit Neufahrwasser und Weichselmünde um 1898. Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Stadt Danzig — Dieser Artikel beschreibt die Geschichte der Stadt Danzig (polnisch Gdańsk). Umgebung von Danzig mit Neufahrwasser und Weichselmünde um 1898. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Danzig [1] — Danzig (poln. Gdansk, hierzu der Stadtplan mit Registerblatt), Hauptstadt der preuß. Provinz Westpreußen u. des Regierungsbezirks D. (s. S. 510), Festung zweiten Ranges, einst eine mächtige Hansestadt u. noch jetzt als Handelsplatz wichtig,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Danzig [1] — Danzig, 1) Regierungsbezirk der preußischen Provinz Preußen, der nördliche Theil des ehemaligen Westpreußens, liegt zwischen der Ostsee u. den Regierungsbezirken Königsberg, Marienwerder, Bromberg, Frankfurt u. Köslin, u. hat auf 152 QM. 11… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Danzig — (poln. Gdansk lat. Gedanum), Stadtkreis und Hauptstadt des Reg. Bez. D. (7957 qkm, 665.992 E., 2 Stadt , 10 Landkreise) in der preuß. Prov. Westpreußen, Festung, etwa 4 km von der Danziger Bucht (s.d.), am Einfluß der vereinigten Mottlau und… …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”