Das Schweigen des Meeres

Das Schweigen des Meeres

Das Schweigen des Meeres (frz. Le silence de la mer) ist eine Novelle des französischen Autors Jean Marcel Bruller aus dem Jahr 1942, die dieser in Genf drucken ließ und unter dem Pseudonym Vercors heimlich im von den Deutschen besetzten Paris veröffentlichte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Schweigen des Meeres wurde 1942 als allererster Titel des Untergrundverlages Éditions de Minuit heimlich veröffentlicht. 1945 wurde er dann im Verlag Edition des Trois Collines[1] veröffentlicht. Das Werk gilt als Vercors bekanntester Text und als ein Standardwerk der französischen Résistance im Zweiten Weltkrieg.

Inhalt

Das Buch erzählt die Geschichte des deutschen Offiziers Werner von Ebrennac, der während der deutschen Besatzung Frankreichs in eine französische Familie einquartiert wird. Seine französischen Herberggeber sind ein älterer Herr und seine Nichte, die jedoch als Zeichen der Ablehnung gegenüber der deutschen Besatzung kein Wort mit ihm sprechen.

Den Offizier stört dies anscheinend wenig und so berichtet er ihnen jeden Abend von seinen Wünschen und seiner Begeisterung über die französische Kultur. Seine Idealvorstellungen sehen eine Verbrüderung zwischen Frankreich und Deutschland vor. Nach einem Besuch in Paris, wo er mehrere andere deutsche Offiziere trifft, schwinden jedoch seine Hoffnungen. Er bemerkt, dass er der Einzige ist, der ein gutes Ende herbeisehnt. Die anderen Offiziere wollen die französische Kultur zerstören und das Land dominieren. Zurück in der Herbergsfamilie berichtet er von seinem Besuch in Paris und verdeutlicht seine Hoffnungslosigkeit. Er entschließt sich, „Selbstmord“ zu begehen, indem er sich nach Russland zum Kampfeinsatz versetzen lässt. Zum Ende kommt doch noch ein Wort über die Lippen der Nichte. Sie flüstert Ebrennac beim Hinausgehen ein „Adieu“ („zu Gott“) zu.

Interpretationsansatz

Diese Geschichte verdeutlicht sehr klar die Einstellung vieler Franzosen gegenüber der deutschen Besatzung. Hier wird nicht das Modell des Widerstandes gezeigt, sondern die auf Distanz bedachte Haltung des "stummen Frankreich" („la France muette“), das gleichwohl auf aktive Abwehr verzichtet. Außerdem vermittelt die Geschichte eine gewisse Hoffnung, denn man sieht, dass es doch Deutsche zur damaligen Zeit gab, die gegen den Krieg waren und auf eine Verbrüderung hofften.

Eine mögliche Interpretation des Titels „Le silence de la mer“ ist, dass die französischen Herberggeber ihre Gefühle und Emotionen gut verstecken können. Äußerlich wirken sie ruhig wie das Meer, aber im Inneren geht viel mehr vor, als man sehen kann.

Die Silence könnte jedoch auch als Résistance interpretiert werden. Schließlich schrieb Vercors, alias Jean Bruller, die Novelle in der Résistance und war ein Vertreter der clandestinité (Untergrund).

Quelle

Zürich: Diogenes, 1999, mit einem Essay von Ludwig Harig. ISBN 3-257-06225-7

Einzelnachweise

  1. Vercors: "Le Silence de la Mer", Éditions des trois Collines, 1945, Genève - Paris

Film

Im Jahre 1947 wurde Das Schweigen des Meeres unter der Regie und nach dem Drehbuch von Jean-Pierre Melville mit den Schauspielern Howard Vernon, Jean-Marie Robain, Nicole Stéphane, Ami Aroe, Denis Sadier, Georges Patrix, Henri Cavalier und Dietrich Kandler verfilmt.

Siehe auch

Weblinks


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