- Dekantieren
-
Der Ausdruck Dekantieren (franz.: décanter) bezeichnet den Prozess der Abtrennung eines ungelösten Feststoffes (Sediment; Deutsch: Bodensatz) aus einer Flüssigkeit (genauer: aus einer Suspension). Nach einer gewissen Ruhezeit in einem Gefäß trennt sich mitunter ein Bodensatz von der als Dekantat bezeichneten restlichen Flüssigkeit.
Dekantieren ist eine wenig aufwendige Aufreinigungsmethode mit bemerkenswerter Effizienz und wird daher häufig in der qualitativen anorganisch-chemischen Analyse angewendet. Um den Feststoff aus einer Suspension vollständig abzutrennen, schließt sich an das Dekantieren eine Filtration an. Das vorhergehende Dekantieren beschleunigt die Trennung, da Filter Flüssigkeiten umso rascher passieren lassen, je weniger Feststoffe zurückgehalten werden müssen.[1]
Dekantieren und Karaffieren von Wein
Ein alltägliches Beispiel für das Dekantieren ist das vorsichtige Umfüllen von Wein aus der Flasche in ein Dekantiergefäß (Karaffe), um ihn von unerwünschtem Weinstein und Bodensatz („Depot“) zu trennen. Da der Kontakt mit der Luft gerade bei älteren Weinen zum „Umkippen“ führen kann - also zu kompletter Oxidation und Verderb - verwendet man in solch potentiell kritischen Fällen eine schmale Dekantierkaraffe mit geringer Luftspiegelfläche oder füllt den Wein vorsichtig in eine andere saubere Flasche um, ohne das Depot mitzugießen. Man belässt dazu einen kleinen Rest Wein mit Depot in der ersten Flasche und dreht diese in der Endphase ein wenig, um das Depot innen an das Glas unterhalb des Halses zu binden. Um das Depot gut zu erkennen, hält man die Flasche während des Umfüllens vor eine helle Lichtquelle; traditionell eine Kerze.
Auch das weitaus häufigere Umfüllen von Weinen ohne Depot in eine Karaffe mit breitem Boden wird umgangssprachlich als Dekantieren bezeichnet. Da hier keine Trennung von Depot und Wein erfolgt, ist die fachlich korrekte Bezeichnung für diesen Vorgang jedoch „Karaffieren“. Auch die verbreitete Bezeichnung „Dekanter“ für das bauchige Zielgefäß ist aus diesem Grunde fachlich falsch. Das Ziel des Karaffierens ist der Kontakt des Weines mit Luft und Sauerstoff, damit sich sein Aroma verbessern kann. Insbesondere junge, noch etwas kantige Weine können durch diesen Vorgang an Geschmeidigkeit gewinnen. Die verwendete Karaffe hat in der Regel einen breiten Boden und der Wein damit eine große Oberfläche, die den Luftkontakt ermöglicht. Es lohnt sich häufig, Rotweine aus dem Barriqueausbau (beispielsweise spanische Reservas) zu karaffieren.
Für die besonders schonende Dekantierung von Rotwein verwendet man eine Dekantiermaschine, die ein gleichmäßiges und ruhiges Eingießen gewährleistet. Die Flasche wird dabei in möglichst waagrechter Lage direkt aus dem Lagerregal in die Maschine gelegt und nach dem Entkorken wird mittels einer Handkurbel der Flaschenhals vorsichtig nach unten geneigt, sodass der Inhalt in die Karaffe fließt und das Depot in der Flasche verbleibt. Diese Dekantiermethode wird insbesondere bei Portwein mit seinem extrem feinen Depot angewendet.
Einzelnachweise
- ↑ Walter Wittenberger: Chemische Laboratoriumstechnik, Springer-Verlag, Wien, New York, 7. Auflage, 1973, S. 104−105, ISBN 3-211-81116-8.
Weblinks
Kategorien:- Wein als Thema
- Trennverfahren
Wikimedia Foundation.