Dekompressionstabelle

Dekompressionstabelle
Beispiel einer Dekompressionstabelle

Eine Dekompressions oder Austauchtabelle dient zur Ermittlung der beim Auftauchen einzuhaltenden Dekompressionszeit. Die Dekompressionszeit wird in Abhängigkeit von der maximal erreichten Tauchtiefe, der Tauchzeit sowie eventuell vorhandener Restsättigung vorausgegangener Tauchgänge (Wiederholungstauchgänge und deren Oberflächenpausen) berechnet bzw. abgelesen.

Tabellen existieren für verschiedene Atemgasgemische (Luft, Nitrox, Trimix, Heliox, etc.), gesondert auch für Meereshöhe (0–700m üNN) und Gebirgstauchgänge (ab 700m üNN). Für Sättigungstauchgänge und Gasgemischwechsel sind gesonderte Berechnungsverfahren notwendig.

Erste Tabellen und Dekompressionsregeln entstammen noch der Helmtaucherzeit bzw. den Caisson-Unfällen. Die medizinischen bzw. physikalischen Grundlagen sind seitdem konstant geblieben, lediglich der Erfahrungs- und Wissensschatz wurde erweitert.

Inhaltsverzeichnis

Bekannte Tabellen

  • U.S.-Navy, eine der ältesten und bekanntesten Tabellen
  • Bühlmann, 86, 89, etc., von Dr. Albert Bühlmann
  • Bühlmann-Hahn
  • Hahn-Tabellen, zum Beispiel Deco 92 und Deco 2000 von Dr. Max Hahn
  • COMEX (französische Taucherfirma), zum Beispiel CX04
  • franz. Marine, zum Beispiel MN78, MN90
  • Dräger, Haldane (soweit bekannt nur historisch)
  • Tabellen von Verbänden und einzelne Firmen: PADI (RDP: Recreational Dive Planner), NAUI, Baracuda, BSAC (Großbritannien), YMCA, BEES und LIFRAS (Belgien), NOB (Niederlande), DCIEM (Kanada), DSAT (USA), PDIC, NRC, USC, SSI, etc.
  • NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration, U.S. Department of Commerce)
  • Unfallverhütungsvorschriften BGV C 23 (vorher VGB39) (Stand 2002)

Auf praktischen Erfahrungen aufbauend, mit Druckkammerversuchen und medizinischen Mikroblasen-Messungen erweitert, zum Dekompressions- und Gewebe-Sättigungs-Algorithmus ausgebaut, stellen Tabellen auch heute noch eine praktikable und zu verwendende Informationsquelle für die Dekompression dar.

Form

Die Deko-Tabellen selbst liegen in unterschiedlicher Form vor: Als reine Nullzeittabellen, als Tabellen für Wiederholungstauchgänge, als Registerkartenwerk, Lehrgangsplakat, A4, Scheckkarte und sogar als Rechenschieber. Nicht alle Tabellen sind primär für den eigentlichen Tauchgang gedacht, einige dienen alleine der Tauchgangsplanung an Land.

Aufbau

Die Übersichtlichkeit bzw. Handhabungsfreundlichkeit und -sicherheit fällt je nach Tabelle unterschiedlich aus. Während einige Tabellen wenig mehr als Nullzeittauchgänge enthalten, umfassen andere auch die eigentlichen Deko-Tauchgänge und mehrere Tauchgänge pro Tag. Auch für die medizinische Behandlung von Deko-Unfällen in Druckkammern existieren Pläne und Vorgehensweisen.

Sicherheit

Auf eine Deko-Tabelle sollte auch beim Tauchen mit Tauchcomputer nicht verzichtet werden. Dies gilt besonders bei dekompressionspflichtigen Tauchgängen, da elektronische Geräte, wie Tauchcomputer, ausfallen können (schwache Batterie, Leistungsausfall der Batterie durch Kälte, Wassereinbrüche wegen mechanischer Beschädigung etc.). Tauchcomputer und Computerprogramme stellen letztendlich nur eine maschinelle Form einer als Algorithmus kodierten komplexen Tauchtabelle dar.

Daher ist es empfehlenswert, neben dem Tauchcomputer eine Taucheruhr, einen Tiefenmesser mit Schleppzeigerfunktion zur Anzeige der maximalen Tiefe und eine, meist aus Kunststoff gefertigte, wasserfeste Dekompressionstabelle mitzuführen, um im Fall der Fehlfunktion des Tauchcomputers die (überlebensnotwendigen) Dekompressionszeiten beim Auftauchen einhalten zu können.

Diese „doppelte Absicherung“ ist beim Tauchsport eine übliche Verfahrensweise (zum Beispiel Buddy-Partner-Prinzip, Zwei-Mann-Prinzip beim Tauchen, zweiter Lungenautomat/Octopus, getrennt absperrbare Doppelflasche etc.). Besonders bei Risikotauchgängen (zum Beispiel Tief-, Wrack-, Höhlentauchen) und Dekompressionstauchgängen erscheint solches unverzichtbar.

Dekometer

Das Dekometer ist ein nach pneumatischen Verfahren funktionierender Apparat, der vor allem vor Aufkommen der Tauchcomputer als Ergänzung zu einer Tabelle verwendet wurde. Er ist eine Sonderform eines Tiefenmessers, bestehend aus Gehäuse, Wasserdruckmembran, keramischer Diffusionsmembran und dem eigentlichen Druckmessröhrchen und Zeigerinstrument. Mit dem Zeigerinstrument wird physikalisch eine Kompression bzw. Dekompression simuliert. Das Ergebnis wird auf einer Rundskala angezeigt und gibt die notwendigen Dekompressionsstufen und -zeiten an.

Faustregeln

Die verschiedenen Faustregeln gelten heute vor allem zur Abschätzung von Nullzeiten und Ruhezeiten vor dem Flug in einem Flugzeug (24-Stunden-Regel) oder die Reise in höher gelegene Gebiete der Erde. Sie liefern Anhaltswerte, die für einfachste Tauchgänge durchaus genügen können. Einschlägige Formeln dienen etwa der Berechnung des Luftvorrates für verschiedene Tiefen.

Sonstiges

Im Gegensatz zum Dekometer berücksichtigen heutige Tauchcomputer in der Regel mehr als ein Gewebe bei der Sättigung. Auch werden problematische Dekompressionen wie Wiederholungstauchgänge, JoJo-Tauchgänge oder ähnliches besser erfasst. Analog den Tabellen existieren gesonderte Tauchcomputer für andere Gasgemische. Die Bedienung ist allerdings oft komplexer, die Ablesbarkeit nicht unbedingt immer und jederzeit gegeben. Die Tabelle ist in diesem Fall einfacher, die Werte sind, wie bei Tauchcomputern, oft zur sicheren Seite gerundet.

Weblinks

  • [1] Dekorechner nach US-Navy-93-Tabelle als beispielhafte Anwendung und Erweiterung von Dekompressionstabellen.
  • [2] Einfacher Dekorechner nach Deco2000 als beispielhafte Anwendung und Erweiterung von Dekompressionstabellen.
  • [3] Eine neuartig ergänzte BGV C 23 Tabelle (vorher VGB39) (Stand 2002) stellt anwendungsrelevante Formeln und Methoden dar. (PDF-Datei; 613 kB)
  • Zusammenstellung klassischer Deko-Tabellen

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