Der Bauer als Millionär

Der Bauer als Millionär

Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär ist ein 1826 uraufgeführtes Theaterstück des österreichischen Dramatikers Ferdinand Raimund.

Das Wiener Volkstheater hatte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer mehr auf Parodien, Karikaturen und Satiren konzentriert, die auf bekannte Themen, Stoffe und Stücke reagierten.

Raimund wollte sich bewusst davon distanzieren und nannte deshalb sein drittes Stück ein „romantisches Original-Zaubermärchen mit Gesang“. Dieses Stück ist das erste, bei dem sich Raimund nicht auf Vorlagen stützt, was er im Titel durch das Wort „original“ zum Ausdruck bringt. Er bezeichnet es als Zaubermärchen, um einen Unterschied vom parodistischen Zauberspiel deutlich zu machen. Zaubermärchen sind Märchen, in denen allegorische Figuren und auch Feen oder Zauberer in das Leben der Personen eingreifen.

Der Doppeltitel weist auf die beiden aufeinander bezogenen und voneinander abhängigen Bereiche hin: Geister- und Menschenwelt.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Die mächtige Fee Lakrimosa hat sich in den Direktor einer Seiltänzergesellschaft verliebt und diesem eine Tochter, Lottchen, geboren. Nach dem Tod ihres Gatten kehrt sie ins Geisterreich zurück und erzieht das Kind in großem Reichtum mit der Absicht, es mit dem Sohn der Feenkönigin zu vermählen. Diese Anmaßung bestraft die Feenkönigin durch den Fluch, dass Lakrimosa ihre Feenmacht erst dann zurückgewinnt, wenn das Mädchen allen Reichtum ablehnt und die Frau eines armen Mannes wird, der ihre erste Liebe sein muss. Die Verbindung hat vor dem 18. Geburtstage der Braut stattzufinden. Lakrimosa übergibt ihre Tochter dem armen Waldbauern Fortunatus Wurzel mit dem Auftrag, sie einfach zu erziehen und Lottchen zu verheiraten.

Inzwischen hat der Neid ein Auge auf Lakrimosa geworfen, doch diese verschmäht seine Liebe. Der Neid rächt sich für die Abweisung indem er Wurzel einen großen Schatz finden lässt. Nun will der Bauer von einer Verbindung Lottchens mit dem Fischer Karl Schilf nichts mehr wissen und wünscht einen reichen Schwiegersohn. Wenige Tage vor Lottchens 18. Geburtstag hat Lakrimosa befreundete Geister und Magier in ihren Feenpalast geladen und berichtet diesen von ihren Sorgen.

Man sagt ihr Hilfe zu, besonders der Schwabe, Magier Ajaxerle, Lakrimosas Vetter, will dafür sorgen, dass Lottchen und Karl ein Paar werden.

Im Hause ihres Pflegevaters beklagt Lottchen im Gespräch mit dem Kammerdiener Lorenz die Härte Wurzels, hat er doch dem armen Karl das Haus verboten. Allein durch Ajaxerles Vermittlung kommt es, während der Hausherr ausgegangen ist, zu einer Begegnung der beiden Liebenden. Überraschend kehrt Wurzel zurück und Ajaxerle spielt den Brautwerber für Lottchen.Wurzel weist ihn ab und schwört, dass er diese Verbindung nicht gestattet, bis er so morsch und grau aussieht, dass er auf den Aschenmarkt hinausgehört. Ajaxerle nimmt Wurzel beim Wort. Dieser, aufs höchste gereizt, wirft Lottchen aus dem Haus, aber die Geister der Nacht nehmen sich der Verstoßenen liebevoll an.

Bei der Zufriedenheit hat Lottchen Zuflucht gefunden, während Wurzel mit seinen Zechgenossen feiert. Nachdem diese gegangen sind, wird der Besuch eines fremden jungen Herrn gemeldet. Es ist die Jugend, die erschienen ist, um unter den Klängen des „Brüderlein fein ... einmal muss geschieden sein!“ Wurzel die Gefolgschaft zu kündigen. Kaum ist sie gegangen, wird es am hellen Tage Nacht und ein zweiter Gast, das hohe Alter erstattet ihm einen Besuch. Höhnisch macht das Alter Wurzel darauf aufmerksam, dass nunmehr alles anders wird und Wurzel seine Lebensgewohnheiten gründlich ändern muss.

Der mit allen Gebrechen des Alters geschlagene Wurzel verflucht den Neid und seinen Reichtum und wünscht sich in seine Waldheimat zurück. Schon sieht er sich vor seiner halbzerfallenen Hütte.

Nach Wurzels Verschwinden teilt der Neid dem Hass mit, dass er ihm die weitere Ausführung der Rache überlassen wolle. Der Hass denkt sich einen teuflischen Plan zum Verderben Karls aus. Man lockt diesen in eine Zauberkegelbahn, wo demjenigen, der alle Neun trifft, ein Brillantring winkt, der einen unheimlich reich werden lässt, dem Fehlenden aber der Tod gewiss ist. Karl, der glaubt, der Reichtum ebne ihm den Weg zu Lottchens Hand, wagt kühn das Spiel und erkegelt den Ring.

Karl hat sich einen prächtigen Palast erbauen lassen und macht sich auf die Suche nach Lottchen. Sie und die Zufriedenheit, durch Geisterbotschaft von dem Vorgefallenen unterrichtet, erscheinen, um Karl zu besinnen, den unheilvollen Ring vom Finger zu streifen. Zunächst wird ihnen der Einlass in den Palast verwehrt. Aber als der Hass persönlich erscheint und von Amors Pfeil getroffen wird, findet er Gefallen an den hübschen Mädchen und lässt sie ein. Als Aschenmann kommt Wurzel und gerät mit der Zufriedenheit, die er für die Köchin des Hauses hält, ins Gespräch. Der ehemalige Millionär ist ein anderer geworden, hat die Nichtigkeit des Besitzes und menschlichen Glückstrebens eingesehen und fasst seine Erkenntnisse in dem ergreifenden „Aschenlied“ zusammen.

Karl trifft im Palast ein und möchte Lottchen heiraten und mit Reichtümern überschütten, doch durch einen Bann der Zufriedenheit wird Lottchen immer dann ohnmächtig, wenn sie Brillanten und dergleichen sieht.Zuerst zaudert Karl aber dann legt er ihr zuliebe den Ring ab. Damit ist die Macht des Hasses gebrochen, der Fischer wieder ein armer Mann, die Bedingung des Feenspruches erfüllt. Lakrimosa, wieder im Besitz ihrer Geistermacht, beschenkt das Brautpaar mit einem Fischergut und Wurzel ist vom Aschenmann wieder zum stattlichen Waldbauern geworden.


Lied

Mit dem Lied Brüderlein fein verabschiedet sich die Jugend von Fortunatus Wurzel.

1. Brüderlein fein, Brüderlein fein, mußt mir ja nicht böse sein; Brüderlein fein, Brüderlein fein, mußt nicht böse sein. Scheint die Sonne noch so schön, einmal muß sie untergehn. Brüderlein fein, Brüderlein fein, mußt nicht traurig sein.

2. Brüderlein fein, Brüderlein fein, wirst mir wohl recht gram jetzt sein. Brüderlein fein, Brüderlein fein, wirst recht gram mir sein! Hast für mich wohl keinen Sinn, wenn ich nicht mehr bei dir bin? Brüderlein fein, Brüderlein fein, mußt nicht gram mir sein.

3. Brüderlein fein, Brüderlein fein, wirst doch nicht so kindisch sein. Brüderlein fein, Brüderlein fein, mußt nicht kindisch sein! Geb' zehntausend Taler dir, alle Jahr bleibst du bei mir. Brüderlein fein, Brüderlein fein, bleibst du wohl bei mir?

4. Brüderlein fein, Brüderlein fein, du wirst doch ein Spitzbub sein. Brüderlein fein, Brüderlein fein, wirst ein Spitzbub sein! Willst du nicht mit mir besteh'n, nun, so kannst zum Teuxel geh'n! Brüderlein fein, Brüderlein fein, kannst zum Teufel geh'n!

5. Brüderlein fein. Brüderlein fein, sag mir nur, was fällt dir ein? Brüderlein fein, Brüderlein fein, sag, was fällt dir ein? Geld kann vieles in der Welt, Jugend kauft man nicht ums Geld. Brüderlein fein, Brüderlein fein, 's muß geschieden sein.

6. Brüderlein fein, Brüderlein fein, zärtlich muß geschieden sein, Brüderlein fein, Brüderlein fein, s' muß geschieden sein. Denk manchmal an mich zurück, schimpf nicht auf der Jugend Glück. Brüderlein fein, Brüderlein fein, schlag zum Abschied ein.

Siehe auch

Brüderlein fein, Volksstück mit Musik in einem Akt von Leo Fall (Musik) und H. E. Falschholz (Libretto), in dem der Komponist des Zaubermärchens, Joseph Drechsler, die Hauptfigur ist. Der Titel dieses Werkes spielt auf das berühmteste Lied aus dem „Bauern als Millionär“ an. Auch die allegorische Figur der Jugend tritt dort auf.

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