Der neue Pitaval

Der neue Pitaval

Der neue Pitaval ist „eine Sammlung der interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit“. Sie erschien von 1842 bis 1890 in 60 Bänden bei Brockhaus in Leipzig. Begründet wurde sie von Julius Eduard Hitzig und Wilhelm Häring (Künstlername: Willibald Alexis), fortgeführt von Anton Vollert.

Inhaltsverzeichnis

Vorläufer

Wichtigstes Vorbild für Hitzig und Häring waren die Fälle, die Paul Johann Anselm von Feuerbach während seiner Zeit im bayerischen Ministerial- und Justizdienst gesammelt und zwischen 1808 und 1829 in mehreren Bänden veröffentlicht hatte.[1]

Namensgeber war der französische Advokat François Gayot de Pitaval (1673–1743), dessen Sammlung Causes célèbres et intéressantes, avec les jugemens qui les ont décidées 1734–1741 in 18 Bänden erschien und in viele europäische Sprachen übersetzt wurde. Damit begründete er die Literaturgattung des Pitavals. Friedrich Schiller verfasste für eine deutsche Bearbeitung der Fälle Pitavals eine Vorrede, in der er anregte, „auch von andern Schriftstellern und aus andern Nationen (besonders, wo es sein kann, aus unserm Vaterland) wichtige Rechtsfälle aufzunehmen und dadurch allmählich diese Sammlung zu einem vollständigen Magazin für diese Gattung zu erheben“.[2]

Inhalt

Der neue Pitaval enthält etwa 600 dokumentarerzählerische Darstellungen von Kriminalfällen, die nach Justizakten oder anderen Überlieferungen für ein Publikum bearbeitet wurden, das sich weniger für die Aspekte der juristischen Verfahren als für die Biographien der Verbrecherinnen und Verbrecher sowie die psychologischen, sozialen und historischen Umstände ihrer Taten interessierte und dabei vor allem auch spannend-lehrreiche Lektüre suchte.

Nachfolger

1949 veröffentlichte der Münchner Verleger W. E. Freitag (bei ihm erschien auch Der Simpl) eine Zeitschrift, die ebenfalls den Titel Der neue Pitaval trug. Dafür sollten interessante, auch ungeklärte Kriminalfälle – neu recherchiert und psychologisch durchleuchtet – spannend und niveauvoll erzählt werden. Es erschienen nur drei Ausgaben, dann wurde die Zeitschrift aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Herausgeber war Ernst Hoferichter.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Beispielsweise Aktenmäßige Darstellung merkwürdiger Verbrechen. 2 Bände, Gießen 1828/29.
  2. Merkwürdige Rechtsfälle als ein Beitrag zur Geschichte der Menschheit. 4 Bände, Cuno’s Erben, Jena 1792–95.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pitaval — (spr. wall), François Gayot de, berühmter franz. Rechtsgelehrter, geb. 1673 in Lyon, gest. 1743, diente erst als Soldat in seiner Vaterstadt, studierte dann die Rechte und wurde 1713 Advokat. Er machte sich bekannt durch seine Sammlung… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Pitaval — Ein Pitaval ist eine Sammlung von historischen Strafrechtsfällen. Der Name leitet sich ab von dem französischen Juristen und Autor François Gayot de Pitaval (1673–1743), der zwischen 1734 und 1743 eine zwanzigbändige Sammlung von causes célèbres… …   Deutsch Wikipedia

  • Pitaval — Pi|ta|val 〈[ vạl] m. 6〉 Sammlung bedeutender Strafrechtsfälle [nach dem frz. Rechtsgelehrten François Gayot de Pitaval, 1673 1743] * * * Pi|ta|vạl, der; [s], s [nach dem frz. Juristen F. G. de Pitaval (1673–1743)]: Sammlung berühmter… …   Universal-Lexikon

  • Pitaval — Pităval, François Gayot de, franz. Rechtsgelehrter, geb. 1673 zu Lyon, Advokat das., gest. 1743, Herausgeber der »Causes célèbres« (20 Bde., 1734 fg.; deutsch: »Erzählungen sonderbarer Rechtshändel«, 9 Bde., 1747 68; Auswahl von Blum, 1885).… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • François Gayot de Pitaval — (* 1673 in Lyon; † 1743 ebenda) war ein französischer Jurist und Autor. Bekannt wurde er vor allem für seine Causes célèbres et intéressantes, avec les jugemens qui les ont décidées (Berühmte und interessante Rechtsfälle mit den dazugehörenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Außenseiter der Gesellschaft. Die Verbrechen der Gegenwart — ist eine literarische Reihe mit reportageartigen Darstellungen von Kriminalfällen und Kriminalprozessen, die Rudolf Leonhard 1924/25 im Berliner Verlag Die Schmiede herausgegeben hat. Insgesamt sind 14 Texte in dieser Reihe erschienen (die zum… …   Deutsch Wikipedia

  • Fälle in der Rechtswissenschaft — In der Rechtswissenschaft werden zahlreiche Rechtsprobleme anhand fiktiver oder tatsächlicher Fälle erörtert. Diese Liste enthält Entscheidungen und erfundene Sachverhalte, die besonders anschaulich ein oder mehrere Rechtsprobleme darstellen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Fallbeispiele in der Rechtswissenschaft — In der Rechtswissenschaft werden zahlreiche Rechtsprobleme anhand fiktiver oder tatsächlicher Fälle erörtert. Diese Liste enthält Entscheidungen und erfundene Sachverhalte, die besonders anschaulich ein oder mehrere Rechtsprobleme darstellen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Außenseiter der Gesellschaft — Außenseiter der Gesellschaft. Die Verbrechen der Gegenwart ist eine literarische Reihe mit reportageartigen Darstellungen von Kriminalfällen und Kriminalprozessen, die Rudolf Leonhard 1924/25 im Berliner Verlag Die Schmiede herausgegeben hat.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Fallbeispielen in der Rechtswissenschaft — In der Rechtswissenschaft werden zahlreiche Rechtsprobleme anhand fiktiver oder tatsächlicher Fälle erörtert. Diese Liste enthält Entscheidungen und erfundene Sachverhalte, die besonders anschaulich ein oder mehrere Rechtsprobleme darstellen und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”