Desirée Clary

Desirée Clary
Désirée Clary, Königin Desideria von Schweden

Bernardine-Eugénie-Désirée Clary (* 8. November 1777 in Marseille, Frankreich; † 17. Dezember 1860 in Stockholm), verheiratet 1798 Désirée Bernadotte, wurde 1818 unter dem Namen Desideria Königin von Schweden und Norwegen.

Inhaltsverzeichnis

Vorfahren

Der Name Clary ist in unterschiedlichen Provinzen verbreitet. Viele Forscher haben bisher ohne Erfolg versucht, einen Ursprung nachzuweisen. Sie konnten bislang nicht eindeutig klären, wo die Marseiller Familie Clary abstammte. Einige Forscher vermuteten den Ursprung in Dauphiné, andere in Albi. Unter dem Ancien Régime hatte die Familie Clary keinen Anspruch auf Adel erhoben. Während des Ersten Kaiserreiches waren Vermögen und verwandtschaftliche Beziehungen derart, dass die Familie ohne glänzende Ahnentafel auskam. Im Jahre 1940 glaubte ein Forscher, der in Nizza lebte, dass er die "Wiege" der Clarys gefunden habe. In einem kleinen Dorf (Péone) in den Seealpen leben viele Menschen, die den Namen Clary tragen. Jedoch gestatten die Eintragungen in den katholischen Kirchenbüchern und andere Unterlagen keine einwandfreien Rückschlüsse auf die Verwandtschaft mit der Familie Clary aus Marseille.

Die Zivilstandsakten der Stadt Marseille betrachten Jaques Clary als wirklichen Vorfahren. Er war der Sohn von Antoine und Marguerite Canolle. Am 24. November 1690 heiratete er Cathérine Barosse in der Kirche St. Martin zu Marseille. Ein gemeinsamer Sohn wurde auf den Namen Joseph (1693-1748) getauft. Dieser heiratete am 27. Februar 1724 Francoise-Agnès Amauricc. Aus dieser Verbindung entstammte François Clary, Désirées Vater.

Kindheit

Der Vater François Clary war am 24. Februar 1725 geboren worden. Der reiche Marseiller Reeder und Kaufmann¹) hatte sich durch seine geschickten Import- und Exporthandelstätigkeiten einen großen Reichtum angehäuft. Die Familie Clary genoss deshalb hohes Ansehen in Frankreich. François Clary war insgesamt zweimal verheiratet. Seine erste Ehefrau war Gabrielle Flechon, die er am 13. April 1751 heiratete. Dieser Ehe entsprangen vier Kinder, François-Joseph, Marie-Jeanne, Marie-Thérèse-Catherine und Etienne-François. Gabrielle verschied am 3. Mai 1758 vier Monate nach der Geburt des letzten Kindes. Schon im folgendem Jahr, am 26. Juni 1759, ging er eine zweite Verbindung mit Françoise-Rose Somis ein, die ihm im Laufe ihrer Ehe weitere neun Kinder schenkte und so die Familie um die Mitglieder Nicolas-Joseph, Joseph-Honoré, Rose, Lucie, Justinien, Honorine, Julie, Basile und Désirée erweiterte.

Das jüngste und dreizehnte Kind, Eugénie Bernadine Désirée Clary, erblickte am 8. November 1777 in Marseille das Licht der Welt. Das Mädchen wurde einen Tag nach seiner Geburt in der Kirche Saint-Ferréol getauft. Die Paten waren die Schwester ihrer Mutter, Bernardine-Cathérine de Somis, und der Mann ihrer Halbschwester Jeanne, Louis Honoré Le Jeans.

Die Familie Clary sollte sich in den folgenden Generation noch weiter ausdehnen, und der Stammbaum von François Clary zählte schließlich aufgrund der fruchtbaren Ehen der Nachkommen 13 Kinder, 19 Enkel, 39 Urenkel und 59 Ur-Urenkel.

Jugend und Verlobung mit Napoleon

Über Désirées Jugend ist nur wenig bekannt. Die Vermutung liegt nahe, dass Désirée in einem Marseiller Kloster erzogen wurde. Sie soll später geäußert haben, dass sie an ihr Elternhaus eine nur schwache Erinnerung habe. Im Jahre 1793 lernte Eugénie, die sich erst später Désirée nannte, die ärmliche korsische Auswandererfamilie Buonaparte (später Bonaparte genannt) kennen, als sie versuchte ihren älteren Bruder Etienne aus dem Gefängnis zu befreien und dort durch Zufall Joseph Bonaparte traf. Diesen stellte sie ihrer älteren Schwester Julie vor, weil diese noch unverheiratet war. Eugénie verliebte sich in Josephs Bruder Napoleone, und beide wurden ein Paar. In der Zeit vom April 1795 bis 1796 war Désirée mit dem jungen noch unbedeutenden General Napoléon Bonaparte, dem späteren Kaiser von Frankreich, verlobt und im August 1794 heiratete Désirées Schwester Julie Joseph Bonaparte, den späteren König von Neapel bzw., danach folgend, König von Spanien. Die Hochzeit erfolgte von Seiten Josephs nicht zuletzt auf Grund der hohen Mitgift Julies.

Da Désirées Familie sich gegen einen zweiten Bonaparte in der Familie stellte, und Napoléon in Paris die einflussreiche und schöne Witwe Joséphine kennen gelernt und 1796 geheiratet hatte, kam es nie zur Heirat zwischen beiden. Désirée war sehr enttäuscht von dem Vertrauensbruch Napoleons. In Annemarie Selinkos Roman heißt es, dass sie Selbstmord begehen wollte, doch der General Jean-Baptiste Bernadotte bewahrte sie vor einem Sprung in die Seine. Doch die beiden verloren sich erst einmal für eine Zeit aus den Augen, denn Désirée reiste zurück nach Marseille. Selinko schreibt, dass Désirée verbotenerweise nach Paris reiste, und außer ihrer Kammerzofe Marie (die wie eine zweite Mutter für sie war) niemand von diesem "Ausflug" wusste. Es hielten in der kommenden Zeit mehrere Männer um ihre Hand an.

Ehe mit General Bernadotte und Königin von Schweden

Königin Desideria (um 1845)

Am 17. August 1798 heiratete sie General Jean-Baptiste Bernadotte, einen Freund von Joseph und Lucien Bonaparte, die beide Trauzeugen wurden. Am 4. Juli 1799 kam ihr Sohn Oskar auf die Welt, wobei die Patenschaft des Sohnes umstritten ist. Napoleon rühmte sich ihrer später auf Sankt Helena, während Karl XIV. Johann dies dementierte und Joseph Bonaparte als wahrscheinlicher Pate gelten kann, da Napoleon zu diesem Zeitpunkt Oberbefehlshaber der Ägyptenexpedition war und die Familie Bernadotte mit der Familie Josephs eng befreundet war.

1810 wurde - der inzwischen Marschall von Frankreich (1804) und Fürst von Ponte Corvo (1806) gewordene - Bernadotte vom kinderlosen schwedischen Königspaar als Kronprinz unter dem Namen Karl Johann adoptiert, und Désirée wurde mit der Krönung ihres Mannes 1818 unter dem Namen Desideria Königin von Schweden und Norwegen. Obwohl ihr Mann und ihr Sohn seit 1810 in Schweden lebten und Bernadotte 1813 und 1814 die Nordarmee in den Befreiungskriegen gegen Napoleon führte, lebte sie bis 1823 in Frankreich, größtenteils unter dem Pseudonym einer Gräfin von Gotland. Als Gründe hierfür gelten sowohl gesundheitliche - sie kam mit dem nordischen Klima 1810 nicht klar und reiste wieder zurück -, als auch ihre Abneigung, sich in dem kühlen nordischen Land an einem steifen Königshof heimisch zu fühlen. Erst mit der Hochzeit ihres Sohnes am 19. Juni 1823 kam sie mit der Braut, Joséphine von Leuchtenberg, nach Stockholm. Erst am 21. August 1829 fand ihre Krönung statt, sie lebte jedoch getrennt von ihrem Mann auf Schloss Rosersberg bei Sigtuna. Am 17. Dezember 1860 begab sie sich nach Stockholm, um eine Inszenierung des Dramas von Calderón Das Leben ein Traum zu sehen, dessen Titel als symbolisch für ihr eigenes Leben gelten kann. Nach dem Theaterbesuch starb sie plötzlich auf der Treppe des Königsschlosses in Stockholm.

Ihr Sohn Oskar folgte seinem Vater auf den Thron. Das heutige schwedische Königshaus trägt immer noch den Familiennamen Bernadotte.

Literatur/Film

  • Gabriel Girod de L'Ain, Désirée Clary - Ein Lebensbild nach ihrem unveröffentlichten Briefwechsel mit Bonaparte, Bernadotte und ihrer Familie, Kiepenheuer & Witsch, 1961, franz. Originalausgabe 1959
  • Annemarie Selinko: Désirée (Roman), Kiepenheuer & Witsch 2002 (Erstpublikation 1951)
  • Film: Le destin fabuleux de Désirée Clary - Frankreich 1941 - Regie: Sacha Guitry, Jean-Louis Barrault als Napoleon
  • Film: Désirée - USA 1954 - Produktion: 20th Century Fox - Regie: Henry Koster - Buch: Daniel Taradash nach dem Roman von Annemarie Selinko - Darsteller: Marlon Brando als Napoléon, Jean Simmons als Désirée Clary; 2 Oscar-Nominierungen (Ausstattung und Kostüm)

Weblinks

Anmerkung

¹) Entgegen dem Roman "Désirée" und div. Quellen konnte der Biograf Gabriel Girod de L'Ain nachweisen, dass François Clary nicht ausschließlich Seiden- oder gar Seifenhändler war, wenn er auch mit beidem handelte.


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