- Detlev
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Detlef ist ein männlicher Vorname althochdeutscher Herkunft. Er gehörte in den Jahren 1935 bis 1955 zu den beliebtesten Vornamen in Deutschland, kam aber seitdem weitgehend außer Gebrauch.[1]
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Bedeutung
Er bedeutet „Sohn des Volkes“ oder „der im Volk lebende“ und ist aus den althochdeutschen Wörtern diot 'Volk' und leib/leiba 'Sohn/Nachkomme' zusammengesetzt.
Varianten
Es gibt diverse Schreibweisen, wobei jedoch Detlef oder Detlev die gebräuchlichsten sind. Auch bekannt sind:
- Dettlef
- Dettlev
- Dietlieb (ungarisch)
Stereotyp
Gelegentlich, besonders in Witzen, wird der Name Detlev (etwa wie „Deetleew“ auszusprechen) als meist abwertende Bezeichnung für schwule Männer verwendet. Ursprünglich stammt dies aus dem Soldatendeutsch der Bundeswehr und wird in dieser Bedeutung vom Lexikographen Küpper ab dem Jahre 1965 datiert.[2]
1969/1970 erschien die Hörspiel-Langspielplatte „Ach duuu ... – Musikalische Schwärmerei nach Noten“ vom Travestiekünstler Marcel-André[3], auf der er seinen Freund Detlev in eine Travestiebar schleppt. Dieser ist zwar heterosexuell, aber das „Deetleew“ zieht sich über die ganze Spielzeit.[4]
In den 1970ern folgte eine ganze Palette von Detlev-Nummern, angefangen vom Düsseldorfer Karnevalisten Friedrich Riegels mit Hallo Detlev, hallo Mädels, huuuch ... bis zu einer ganzen Plattenserie unter dem Pseudonym „Detlev“ zwischen 1974 und 1980, welche teilweise auf Parodien bekannter Hits beruhten. Die erste und bis heute bekannteste Nummer So schwul kann doch kein Mann sein ist eine Parodie des Gitte-Hænning-Hits So schön kann doch kein Mann sein. Hinter Detlev standen der Produzent Gerhard Kämpfe und der Arrangeur Alexander Gordan, welcher auch selbst sang, nachdem keiner der sich vorstellenden Interpreten aus der Schwulenszene „schwul genug“ sang. Gerhard Kämpfe bedauert sehr, dass diese Schlagerparodien wegen der darin enthaltenen Klischees das Coming-out erheblich erschweren konnten und auch Leute mit dem Vornamen Detlev nicht immer ein leichtes Los mit ihrem Namen hatten: „So war's nicht gemeint.“[4]
In den 1970ern wurden infolgedessen Herrenhandtaschen auch als Detlevtäschchen [5] oder Detlevschleuder bezeichnet.
Das Stereotyp wurde weiter verstärkt durch den 1978 erschienen biografischen Drogenszene-Roman Wir Kinder vom Bahnhof Zoo und dessen Verfilmung aus dem Jahre 1981. Christianes Freund, welcher sich als Stricher sein Geld verdiente, wurde Detlef genannt. Im Jahre 1982 veröffentlichte dann die Neue-Deutsche-Welle-Sängerin Ixi ihre Debütsingle Detlev, [ich bitte dich, geh’ doch für mich auf den Strich], eine humoristisch-freche, die normale Welt umdrehende Bitte, welche wegen dieser Zeile fast nie im Radio gespielt wurde.[6]
Andere öfters in diesem Sinne verwendete Vornamen sind Olaf und Egon.[7]
Bekannte Namensträger
Detlef
- Detlef Dzembritzki (* 1943), deutscher Politiker (SPD)
- Detlef Gaedt (1938–2005), deutscher Unternehmer
- Detlef Hofmann (* 1963), deutscher Kanute
- Detlef Horster (* 1942), deutscher Soziologe
- Detlef Jahn (* 1956), deutscher Politologe
- Detlef Jentsch (* 1942), deutscher Auktionator
- Detlef Keller (* 1959), deutscher Musiker
- Detlef Kleinert (* 1932), deutscher Rechtsanwalt und Notar
- Detlef Kübeck (* 1956), deutscher Leichtathlet
- Detlef Lingemann (* 1954), deutscher Diplomat
- Detlef Lotze (* 1930), deutscher Althistoriker
- Detlef Macha (1959–1994), deutscher Radrennfahrer
- Detlef Matthiessen (* 1954), deutscher Politiker (GRÜNE)
- Detlef Merten (* 1937), deutscher Rechtswissenschaftler
- Detlef Michel (* 1955), deutscher Leichtathlet
- Detlef Musch (* 1970), deutscher Basketballspieler
- Detlef Pirsig (* 1945), deutscher Fußballspieler und Trainer
- Detlef Parr (* 1942), deutscher Politiker (FDP)
- Detlef Rößler, deutscher Archäologe
- Detlef Schrempf (* 1963), deutscher Basketballer
- Detlef Schößler (* 1963), deutscher Fußballspieler
- Detlef Sierck (1897-1987), deutsch-amerikanischer Film-/Bühnenregiseur
- Detlef Soost (* 1972), deutscher Choreograf
- Detlef Thorith (* 1942), deutscher Leichtathlet
- Detlef Ultsch (* 1955), deutscher Judoka
- Detlef Zinke (* 1947), deutscher Kunsthistoriker
- Karl Detlef, Pseudonym der Schriftstellerin Klara Bauer
Detlev
- Detlev Buck (* 1962), deutscher Schauspieler und Regisseur
- Detlev Dammeier (* 1968), deutscher Fußballspieler
- Detlev Karsten Rohwedder (1932–1991), deutscher Manager und Politiker
- Detlev Fröhlich (* 1953), deutscher Sanitätsoffizier
- Detlev von Liliencron (1844–1909), deutscher Dichter
Quellen
- ↑ beliebte-vornamen.de: Detlev
- ↑ Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache, 1982–1984
- ↑ Ach duuu – Musikalische Schwärmereien nach Noten – Plattencover & Kommentare, europy-vinyl.de, gesehen am 21. März 2007
- ↑ a b Ralf J. Raber: Ich will, dass es das alles gibt! – Homosexualität auf Schallplatte, Teil 2 (1952-1976) ISBN 3-89916-076-2
- ↑ Jody Skinner: Bezeichnungen für das Homosexuelle im Deutschen. Band II – Ein Wörterbuch, Die Blaue Eule, 1998, ISBN 3-89206-903-4
- ↑ Michael Tann: "Mach mir doch kein Knutschfleck - alles nur kein Knutschfleck" - so klang es 1983 aus allen Radios, Interview mit Gaby Tiedemann, ichwillspass.de, etwa 1992
- ↑ Christel Balle: Tabus in der Sprache, P. Lang, 1990, S. 162
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