Detlev Graf von Einsiedel

Detlev Graf von Einsiedel
Detlev von Einsiedel, Ölgemälde von Anton Graff

Detlev Graf von Einsiedel (* 12. Oktober 1773 in Wolkenburg; † 20. März 1861 ebenda) war ein sächsischer Staatsmann und Eisenhüttenunternehmer.

Leben

Der aus der in Wolkenburg an der Zwickauer Mulde ansässigen Linie der Adelsfamilie von Einsiedel stammende Detlev war der dritte Sohn und insgesamt das siebente von 13 Kindern von Detlev Carl Graf von Einsiedel (1737–1810). Seine Mutter war Sidonie Albertine geb. Gräfin von Schönburg-Lichtenstein, die allerdings bereits 1787 starb.

Einsiedel besuchte die Kreuzschule Dresden, bevor er sich 1790 an der Universität Wittenberg immatrikulierte. Dort war er u. a. mit Novalis befreundet. Nach Studienende trat er in den sächsischen Staatsdienst ein und wurde 1794 Supernumerar-Amtshauptmann (d. h. "überzähliger" Beamtenanwärter ohne Einkommen) des Meißnischen Kreises, 1795 Supernumerar-Obersteuereinnehmer und 1797 Kammerherr (ebenfalls ein Titel ohne Einkommen). Erst 1801 erhält er durch die Ernennung zum geheimen Finanzrat eine bezahlte Stelle im Staatsdienst. 1809 folget der Posten als Kreishauptmann des Meißnischen Kreises. In dieser Funktion richtete von Einsiedel die sächsische Gendarmerie ein.

Nachdem er sich 1811–12 führend an den Vorbereitungen eines neuen Abgabesystemes beteiligt hatte, wurde er 14. Mai 1813 Kabinettsminister, Staatssekretär des Inneren in Dresden und übernahm am 18. Mai auch das Amt des Staatssekretärs für auswärtige Angelegenheiten. In dieser Funktion begleitete den König Friedrich August I. von Sachsen nach der Völkerschlacht bei Leipzig in die Gefangenschaft und nahm als dessen Bevollmächtigter am Wiener Kongress teil. Einsiedels Einfluss vergrößerte sich noch mehr unter König Anton von Sachsen, allerdings wurde er 1830 zum Rücktritt gezwungen, da er allen Staatsreformen ablehnend gegenüberstand.

Als Unternehmer war Detlev Graf Einsiedel aufs engste mit dem sächsischen Eisenhüttenwesen verbunden. Bereits sein Vater Detlev Carl Graf von Einsiedel galt Ende des 18. Jahrhunderts als ein führender Kopf im deutschen Eisenhüttenwesen. Er betrieb die Eisenwerke in Lauchhammer und Gröditz, die er zielstrebig ausbaute und auf die der Ruf des kursächsischen Eisen-Kunstguss zurückgeht. 1804 übernahm Detlev Graf von Einsiedel die Verwaltung der Eisenhütten, für die er sich nach seinem Rückzug von den politischen Ämtern wieder verstärkt engagierte. 1833/36 erweiterte er sein Unternehmen um ein neu errichtetes Eisenwerk in Berggießhübel, 1849 kaufte er das Eisenwerk in Riesa und auch die bestehenden Werke in Lauchhammer und Gröditz wurden ständig dem Stand der Eisenhüttentechnik entsprechend erweitert. 1840 gründete Einsiedel die „Gewerkschaft der Gräflich Einsiedelschen Eisenhütten" und bezog so die weit verzweigte Familie in die Leitung seiner Unternehmungen ein. Trotz aller Bemühungen gestaltete sich die Geschäftsführung der Eisenhütten nach 1850 zunehmend schwierig, da alle Standorte zu weit entfernt von den entsprechenden Erz- und Steinkohlevorkommen lagen und insbesondere der Hauptstandort Lauchhammer verkehrstechnisch nur schwer erreichbar war. Nach dem Tod von Detlev Graf von Einsiedel war die Hüttengewerkschaft 1871/72 wegen Überschuldung zum Verkauf der Betriebsteile gezwungen.

Literatur

  • anonym: Detlev Graf v. Einsiedel, in: Landtagskurier Freistaat Sachsen, Heft 6/2007, Dresden 2007, S. 18/19 Digitalisat komplette Ausgabe (pdf, 2.3 MB)
  • Heinrich Theodor Flathe: Einsiedel, Detlev von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 760 f.
  • Eduard Johnson: Zur Lebensgeschichte des Kabinettsministers Detlev Grafen Einsiedel, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 12, 1891, S. 175-177
  • Walter Döhring, Gerhard Schmidt: Einsiedel, Detlev von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 400 f.
  • Karl von Weber: Detlev Graf von Einsiedel, königlich-sächsischer Cabinetts-Minister, in: Wilhelm Wachsmuth (Hg.): Archiv für die sächsische Geschichte, Bd. 1 Heft 1, Leipzig 1862, S. 58-116 und S. 129-193

Weblinks


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