- Deutsch-Britisches Wettrüsten
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Das Deutsch-Britische Wettrüsten zur See bezeichnet den Rüstungswettlauf zwischen der Kaiserlichen Marine und der Royal Navy vor dem Ersten Weltkrieg und galt lange Zeit als eine seiner Ursachen.
Zum Hintergrund
Der 1898 zum Leiter des Reichsmarineamtes berufene Alfred von Tirpitz legte ein Konzept zum Aufbau einer deutschen Hochseeflotte (Tirpitzplan) vor und ließ dies durch das 1. Flottengesetz auf lange Sicht festlegen. Dieses Gesetz sollte die ständigen Querelen im Reichstag um Stärke und Finanzierung der Flotte beenden und eine langfristige Planung ermöglichen. Das Konzept sah eine so genannte Risikoflotte vor, die zur Abschreckung aller anderen Seemächte dienen sollte. Eine derart starke Flotte wirkte auf Großbritannien als Bedrohung und so versuchte dieses seinerseits, durch verstärkte Rüstungsanstrengungen seine Vormachtstellung zu behalten. Die Britische Marine-Doktrin war der so genannte Two-Powers-Standard, der forderte, dass die Royal Navy immer mindestens so stark sein müsse wie die beiden nachfolgenden Flotten zusammen. Als Start des Wettrüstens wurde das 2. Flottengesetz von 1900 gesehen, das eine deutliche Vergrößerung der deutschen Flotte vorsah. In die gleiche Zeit fällt der Bau des britischen Schiffes HMS Dreadnought im Jahr 1905, das als Typschiff für eine neue Generation von Großkampfschiffen, der Dreadnoughts, gesehen wird, das allen bisherigen Typen überlegen war und sie entwertete. Somit mussten beide Marinen neu beginnen und dies gab Deutschland die Chance, in der Rüstung mitzuhalten.
Eine besondere Rolle spielte der britische 1. Seelord Sir John Fisher, der dieses Amt 1904 übernahm und 1905 die HMS Dreadnought sowie den ersten Schlachtkreuzer konzipierte. Gemäß dem Flottengesetz baute Deutschland pro Jahr 2 bis 4 große Kriegsschiffe, entweder als Ersatz für sehr alte Schiffe nach 25 Jahren oder zur Vermehrung auf die geplante Sollstärke. In Großbritannien jedoch beschränkte das Parlament in dieser Zeit die Mittel für die Marine derart, dass z. B. 1908 nur zwei große Schiffe begonnen werden konnten. Da dies den Marineplanern deutlich zu wenig war, wurde in der Öffentlichkeit eine Kampagne, die so genannte Flottenpanik (engl.: navy scare), gestartet, die auf das Rüstungsdefizit im Vergleich zu anderen Mächten, auch Deutschland verwies und pro Haushaltsjahr den Bau von 8 Schiffen forderte. Dieser Forderung wurde nachgegeben und die entsprechenden Mittel bewilligt.
Mit diesem Rüstungsprogramm war das Wettrüsten faktisch schon wieder beendet, da Deutschland somit niemals das für die Risikoflotte vorgesehene Kräfteverhältnis von 2/3 der Briten erreichen konnte. Alleine das Kräfteverhältnis in der Skagerrakschlacht im Jahr 1916, die als die größte konventionelle Seeschlacht gilt, zeigt dies deutlich.
Insgesamt erreichte die Kaiserliche Marine niemals annähernd die Stärke der Royal Navy und konnte die britische Vormachtstellung nicht ernsthaft gefährden.
Literatur
- Rolf Hobson: Maritimer Imperialismus. Seemachtsideologie, seestrategisches Denken und der Tirpitzplan 1875 bis 1914, Oslo und München, 2004
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